Dein Herz will ich erobern
Sydney…“
„Ja.“ Die Bestätigung klang ebenso enthusiastisch. „Ruf mich an und gib mir ihre Flugnummer durch, sobald sie gebucht hat, damit ich sie am Flieger abholen kann.“
„Abgemacht. Und ich nagle dich auf die Sache mit dem Namen fest“, warnte Luc.
„Ob es nun ein junge oder ein Mädchen wird.“
„Was anderes kommt gar nicht infrage“, versicherte Shayne.
Alisons Herz klopfte wild. Nach all den endlosen Überlegungen und Planungen sollte ihr innigster Wunsch in Erfüllung gehen, und sie konnte endlich anfangen, etwas zu bewirken. „Er klingt sehr nett“, sagte sie, als Luc das Telefonat beendete.
„Er klingt überglücklich.“
„Den Eindruck hatte ich auch.“ Ihr kam in den Sinn, dass sie gar nicht wusste, was sie außer ihrer geliebten CDSammlung einpacken sollte. Sie war nie zuvor von zu Hause weg gewesen. „Komm, du kannst mir beim Frühstück alles über Hades erzählen“, sagte sie und hakte sich bei Luc unter. „Wir essen auswärts, und ich lade dich ein.“
„Dir alles Wesentliche zu erzählen dauert nicht länger als eine Tasse Kaffee.“
„Ich esse schnell“, versprach sie und griff zu ihrer Handtasche. Gerade hatte sie ihn zur Haustür gezogen, als das Telefon klingelte. „Hoffentlich ist das nicht der Doktor, weil er es sich anders überlegt hat“, bemerkte sie, während sie zurück zum Apparat lief.
Er lachte. „Sehr unwahrscheinlich. Eher geht die Welt innerhalb der nächsten drei Minuten unter.“ Er wartete an der Haustür, während sie zum Hörer griff.
„Miss Quintano?“
„Ja?“ erwiderte sie unsicher, denn sie erkannte die Stimme nicht.
„Hier ist Detective Donnelley. Ich wusste nicht, an wen ich mich sonst wenden sollte, da wir keine Adresse oder Telefonnummer von Mr. LeBlanc haben…“
„Er ist hier“, verkündete sie. Als Luc zu ihr trat und sie fragend anblickte, hakte sie nach: „Woher wissen Sie seinen Nachnamen?“
„Seine Brieftasche wurde auf der Wache abgegeben. Ohne Geld und Kreditkarten, aber mit Ausweis. Zumindest wissen wir jetzt, wer er ist.“
„Er auch. Sein Gedächtnis ist gestern zurückgekehrt. Gibt es irgendeine Spur?“
„Nein.“
Sie hatte auch nichts anderes erwartet. Derartige Überfälle blieben oft ungelöst.
Selbst mit der vagen Beschreibung, die sie der Polizei von den beiden Tätern hatte geben können, war nicht viel anzufangen. „Wir holen sie gleich ab“, versprach sie und legte den Hörer auf.
„Was holen wir ab?“ hakte Luc nach.
„Deine Brieftasche. Jemand hat sie abgegeben.“ Impulsiv umarmte sie ihn und wich hastig wieder zurück. „Es sieht ganz so aus, als ob sich die Dinge für dich klären.“
„Allerdings.“ In mehr als einer Hinsicht, dachte er, während er ihr aus dem Haus folgte.
Kevin saß auf seinem Schreibtischstuhl und blickte Alison fassungslos an.
Draußen ertönten unvermindert die typischen Geräusche eines blühenden Taxiunternehmens.
Doch in das kleine Büro war eine unheimliche Stille eingekehrt.
Alison hatte Kevin gerade ihren neuesten Entschluss mitgeteilt. Luc wartete diskret auf der anderen Seite der geschlossenen Tür.
Kevin wusste die Geste zu schätzen. Doch er wünschte, Luc wäre niemals in ihr Leben getreten. Seufzend strich er sich durch das dunkle lockige Haar. Er hatte sich stets als Alisons Beschützer gefühlt. Dieses Gefühl erstreckte sich mehr oder weniger auf all seine Geschwister, aber Alison gegenüber war es ausgeprägter. Er hatte immer den Eindruck gehabt, dass sie ihn am allermeisten brauchte.
Sie bemühte sich zwar, der Welt eine raue, harte Schale zu präsentieren, aber als ihr großer Bruder wusste er es besser. Hinter all der gespielten Tapferkeit steckte ein verängstigtes kleines Mädchen.
Und nun wollte sie ganz allein in die große weite Welt ziehen und Hunderte von Meilen entfernt leben, wo er sie nicht beschützen konnte. Ihm war durchaus bewusst, dass es unvermeidlich und vielleicht sogar gut so war. Aber es gefiel ihm ganz und gar nicht.
In diesem Moment beschloss Kevin, niemals eigene Kinder zu haben. Sie gehen zu lassen tat viel zu sehr weh.
Er musterte ihr Gesicht. Sie sah sehr entschlossen aus. Mehr als das, sie sah eifrig aus. „Bist du dir sicher, Kid?“
„Ganz sicher. Ich bin ängstlich und aufgeregt und glücklich, alles auf einmal.“
Glücklich klang gut in seinen Ohren. „Wann willst du gehen?“
„Na ja, die Schule ist vorbei, und meinen Teilzeitjob habe ich ja offensichtlich verloren.“ Sie
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