Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dein Herz will ich erobern

Dein Herz will ich erobern

Titel: Dein Herz will ich erobern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Ferrarella
Vom Netzwerk:
überrascht  nach.
    Sie  hielt  sich  für  eine  gute  Menschenkennerin und ihn nicht für jemanden, der sich dumm verhielt.
    „Inwiefern?“
    „Ich habe gelogen.“
    Sie presste die Lippen zusammen, um ein Lachen über seine ernste Miene zu unterdrücken. „Und ich nehme an, das tust du für gewöhnlich nicht.“
    „Nein.“
    Damit wäre er einzigartig. Ihrer Erfahrung nach log jeder. Manche mehr als andere, und selbst sie konnte sich nicht davon freisprechen. „Es überrascht mich, dass im Smithsonian keine Statue von dir steht.“
    „Wieso? Die Wahrheit zu sagen ist doch nicht so ungewöhnlich.“
    „Hast du eine Ahnung! Inwiefern hast du denn gelogen?“
    „Ich habe jemandem erzählt, dass ich verheiratet sei.“
    „Einer alten Freundin?“ vermutete sie.
    Er schüttelte den Kopf. „Nicht direkt. Es war ein alter Freund, der mit einer alten Freundin durchgebrannt ist.“ Es zuckte um seine Mundwinkel. So ausgedrückt, klang es geradezu amüsant und verriet rein gar nichts von dem Kummer, der ihn befallen hatte, als er mit seinen Angehörigen und Freunden am Altar gestanden und vergeblich auf die Braut gewartet hatte. „Ich bin Jacob vor etwa drei Monaten in Anchorage begegnet und mit ihm ins Gespräch gekommen. Er hat mir erzählt, wie glücklich er und Janice sind, und ich… na ja, ich…“
    „Und du wolltest nicht, dass er dich bemitleidet, deshalb hast du ihm erzählt, du wärst auch glücklich verheiratet.“
    Aus ihrem Munde klang es eigentlich harmlos, doch bald musste er Jacob die Wahrheit beichten und würde wie ein Idiot dastehen.
    Geschieht mir recht, dachte Luc. Trotzdem fühlte er sich nicht besser.
    „Ja, so ungefähr. Normalerweise hätte ich es nicht getan, aber ich hatte ein bisschen zu viel getrunken.“ Auch das war untypisch für ihn. „Man sollte meinen, dass ich als Barkeeper es besser wissen müsste, aber…“ Hilflos zuckte er die Achseln.
    Zwischen ihnen bestand ein Band, das sich in jener verlassenen, stinkenden Gasse geknüpft und seitdem beständig verstärkt hatte. Alison spürte sein Unbehagen beinahe wie ihr eigenes, und sie wollte es irgendwie lindern. „Also brauchst du jetzt vorübergehend eine Ehefrau.“
    Er lachte. „Ja. So was hat Ike auch schon gesagt. Er will mir seine eigene nicht leihen aus Angst, dass er dabei den Kürzeren zieht. Na ja, jedenfalls muss ich mir was einfallen lassen, wenn ich nicht wie ein Volltrottel dastehen will.“
    Die Musik dröhnte weiter, aber Alison blieb abrupt mitten im Tanz stehen. Es dauerte nur einen kurzen Moment, um sich zu entschließen. „Okay.“
    Es klang wie eine Ankündigung oder zumindest wie die Antwort auf eine Frage.
    Doch Luc konnte sich nicht erinnern, etwas gefragt zu haben. Verständnislos starrte er sie an. Hatte er sein Gedächtnis gerade erneut verloren?

7. KAPITEL
    Luc fühlte sich beinahe wie in den Wirrungen der Amnesie. Er wusste nicht recht, wohin er ging und woher er kam. Er nahm Alison bei der Hand und führte sie von der Tanzfläche zurück an den kleinen Tisch, auf dem ihre Getränke standen. In unsicherem Ton fragte er: „Was ist okay?“
    Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Kevin warf ihr häufig vor, dass sie so schnell und sprunghaft dachte, dass ihr kein normal begabter Mensch folgen konnte. Nun war es wieder einmal passiert. „Okay, wenn dieser Arzt in Hades…“
    „Shayne“, warf Luc ein und stellte erleichtert fest, dass er offensichtlich doch nicht an Gedächtnisschwund litt.
    „Wenn Shayne sagt, dass er mich einstellen will, dann sehe ich keinen Grund, warum ich nicht auch deine Ehefrau spielen sollte.“ Sie lächelte über seine fassungslose Miene, die einfach köstlich war. „Es wäre doch nicht für lange, oder?“
    „Nein, nur für ein paar Tage. Höchstens eine Woche.“ Er bezweifelte, dass Janice für längere Zeit in Hades bleiben wollte. „Aber worauf willst du eigentlich hinaus?“
    Ihrer Meinung nach war das nicht so schwer zu begreifen. Vielleicht litt er immer noch unter den Nachwirkungen der Kopfverletzung. „Ich bin dir was schuldig. Du hast dich meinetwegen in Gefahr gebracht, und dabei kanntest du mich nicht mal.“ Es war für sie geradezu eine Heldentat, die unbedingt belohnt werden sollte. „Das Mindeste, was ich tun kann, ist, dir einen kleinen Gefallen zu tun.“
    Das Angebot anzunehmen würde die Lüge, auf die er gewiss nicht stolz war, nur noch verschlimmern. Ihm lag auf der Zunge abzulehnen. Doch irgendetwas hielt ihn davon ab.

Weitere Kostenlose Bücher