Dein Herz will ich erobern
„Es würde dir nichts ausmachen?“ hakte er nach.
„Nein. Für längere Zeit würde ich mich nicht darauf einlassen, weil das Risiko zu groß wäre, dass ich mich verplappere und die Wahrheit ans Licht kommt. Aber für ein paar Tage könnte es sogar Spaß machen, und es würde niemandem schaden.“ Sie griff zu ihrem Cocktail und drehte den Stiel des Glases zwischen den Fingern. „Also, erzähl mir von dieser Femme fatale, die dir ihre Pfennigabsätze ins Herz gerammt hat.“
Er lächelte vage über ihre Ausdrucksweise. „So dramatisch war es wirklich nicht“, entgegnete er wegwerfend.
Allzu lässig, entschied Alison. Er neigte dazu, die Dinge herunterzuspielen. „Na gut, dann gib mir die langweilige Version.“
„Da gibt es nicht viel zu erzählen. Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen vom Leben, das ist alles. Ich wollte in Hades bleiben und mich um das Geschäft kümmern; sie wollte, dass ich meinen Horizont erweitere und nach Höherem strebe.“ Um ihr das ersehnte Luxusleben zu bieten, fügte er im Stillen hinzu.
Alison spielte des Teufels Advokat, ohne den Grund dafür zu wissen. „Es ist nichts daran auszusetzen, strebsam zu sein.“
Mit einem gelassenen Schulterzucken täuschte er über die alten Gefühle hinweg, die er noch immer hegte, wenn auch in gemilderter Form. „Das habe ich auch nicht gesagt. Aber ich genieße lieber, was ich habe. Wenn mehr daraus wird, großartig. Wenn nicht, dann ist es auch okay.“
Eine bewundernswerte Philosophie, dachte sie. Er war ein Mensch, der sich die Zeit nahm, an den Blumen am Wegesrand zu schnuppern. Sie zweifelte, dass es viele Männer dieser Kategorie gab. „Und als du diese Erwartungen nicht erfüllen konntest oder wolltest, hat sie sich anderswo umgeschaut“, vermutete sie.
Er nahm einen großen Schluck Bier direkt aus der Flasche. „Jacob ist eher ihr Fall.“
„Und Jacob ist…?“ Als er sie nicht hörte, beugte sie sich näher zu ihm und rief: „Und Jacob ist…?“
„War“, korrigierte er. Die Musik schien immer lauter zu werden, und er sehnte sich zurück in seinen gemütlichen Salty Saloon. „Mein bester Freund. Früher mal.“
„Aha. Der Knoten schürzt sich.“
Luc schüttelte den Kopf. „Es war von ihm nicht so geplant. Es hat sich einfach ergeben. Janice ist eine wundervolle Frau und wollte Dinge vom Leben, die ich –im Gegensatz zu Jacob – ihr nicht bieten konnte. Er hatte immer die Vision, ganz groß rauszukommen. Jedenfalls größer, als Hades es verkraften kann.“
Alison entdeckte einen Anflug von Kummer in seiner Stimme, trotz des Lärms.
War ihm bewusst, dass er Janice immer noch liebte? „Und nun kommt er zu Besuch, und du willst ihm zeigen, dass du es auch zu was gebracht hast.
Richtig?“
„Falsch. Ich muss niemandem etwas beweisen. Aber ich habe nun mal behauptet, verheiratet zu sein. Ich weiß selbst nicht, wie es dazu gekommen ist. Er hat sich dafür entschuldigt, dass er mir Janice gestohlen hätte, und ich hatte irgendwie das Gefühl…“
„Dass er dich bemitleidet“, warf sie ein.
„Ja, so war es wohl.“
„Also hast du ihm gesagt, dass es ihm nicht Leid tun muss, weil du glücklich verheiratet bist mit…?“
„Suzanne.“
„Ein hübscher Name.“
Er war sich nicht sicher, ob sie sich über ihn lustig machte oder nicht. Wie dem auch sein mochte, er kam sich immer dümmer vor. „Hör mal, es war eine blöde Idee. Wenn Jacob kommt, sage ich ihm einfach die Wahrheit.“
„Würde er es dir unter die Nase reiben?“
Er zögerte. „Nein.“
„Aber du bist nicht sicher. Und du glaubst, dass er dich bemitleiden würde.“
„Vielleicht.“ Aber das tat nichts zur Sache, und es war schon gar nicht ihr Problem.
Technisch gesehen war er ein Fremder für sie. Aber er hatte etwas an sich, das ihr nahe ging. Sie wollte ihn nicht in Verlegenheit wissen. „Wie oft kommt Jacob denn nach Hades?“
„Es wird das erste Mal seit drei Jahren sein, und das auch nur deshalb, weil sein Vater ihm ein Stück Land vermacht hat, das er veräußern will.“
„Okay, demnach wirst du sehr wahrscheinlich wirklich verheiratet sein, wenn Jacob das nächste Mal zu Besuch kommt. Dann kannst du ihm sagen, dass du dich von Suzanne hast scheiden lassen, als du der Liebe deines Lebens begegnet bist.“
Nachdenklich, forschend musterte er sie. „Und es würde dir wirklich nichts ausmachen?“
„Sonst hätte ich es doch nicht angeboten.“
Es könnte klappen, sinnierte er. Es war eine durchaus
Weitere Kostenlose Bücher