Dein Herz will ich erobern
nicht wirklich etwas bedeutete, ihr den Ring zu geben. „Mein Vater hat ihn meiner Mutter angesteckt und dabei die Worte gesprochen, die sie für immer aneinander gebunden haben.“
„Dein Vater war Pfarrer?“
Er grinste. „Nein, aber es war mitten im Winter, und das Dorf war eingeschneit.
Es war unmöglich, zu einem Pfarrer zu kommen, und mein Vater wollte nicht länger warten. Aber er wollte meiner Mutter auch nicht das Gefühl geben, in Sünde zu leben. Also haben sie sich selbst verheiratet. Das ist in Extremfällen möglich. Es steht irgendwo in der Bibel.“ Er blickte auf den Rine. „Sie hat ihn bis zum Tag ihres Todes getragen. Ich denke, du brauchst ihm, um diese Scharade durchzuziehen.“
Ihm fiel auf, dass ihre Hand zitterte, als er ihr den Ring ansteckte. „Hiermit erkläre ich uns für scheinbar Mann und Frau.“
Alison starrte auf den Ring, dachte zurück an andere Worte, die sich als ebenso leer erwiesen hatten. „Ich werde mich bemühen, mich bis Montag daran zu gewöhnen“, murmelte sie und lief ins Haus.
„Bist du nervös?“ flüsterte Alison, während sie und Luc vor seiner Eingangstür auf seine Freunde warteten.
Am Vortag hatte sie sein Haus zum ersten Mal inspiziert und versucht, sich mit allem vertraut zu machen. Es stand auf einem Stück Land, das er von seinem Vater geerbt hatte, nicht weit entfernt vom Gemischtwarenladen. Das Gebäude war nicht groß, wies nur ein Stockwerk mit einer hellen Küche und zwei Schlafzimmern auf.
Er hielt den Blick auf das Paar geheftet, das sich ihnen näherte. „Kein Grund, nervös zu sein. Sie sind alte Freunde.“
Understatement, dachte er. Jacob war nicht nur ein alter Freund, sondern ein guter Freund, den er belogen hatte. Und Janice war nie eine gute Freundin gewesen, sondern eine Besessenheit. Er hatte sie blind geliebt.
Und nun kamen die beiden ihm entgegen, Arm in Arm. War er bereit, die Lügengeschichte durchzuziehen?
12. KAPITEL
Alison saß Janice gegenüber am Tisch, versuchte ihre Gefühle zu verbergen und gab vor, das Essen zu genießen.
Sie hatte eine spontane Abneigung gegen Janice gefasst.
Unter normalen Umständen neigte sie nicht zu Vorurteilen. Aber im Laufe der letzten Wochen hatte sich das Band zwischen ihr und Luc verstärkt. Sie mochte ihn aufrichtig und respektierte ihn für sein Wesen und sein Wirken in der Dorfgemeinschaft. Er war ein sehr selbstloser Mann, und sie wollte nicht, dass ihm wehgetan wurde.
Von Ike hatte sie erfahren, dass es gerade diese seltene Eigenschaft war, die Janice von Luc fort und in die Arme eines anderen Mannes getrieben hatte. Eines Mannes, der nach Höherem strebte, Geld anhäufen wollte und die Welt bereiste, während Luc es zufrieden war, zu Hause zu bleiben.
Verstohlen warf sie Jacob einen Blick zu. Sie konnte ihm diesen Charakterzug, den auch ihr ältester Bruder besaß, nicht wirklich verübeln. An Dynamik und Ehrgeiz war eigentlich nichts auszusetzen. Aber sie nahm Jacob übel, dass er Luc wehtat.
Seltsam, dass sie den Drang verspürte, einen Mann zu beschützen, der ganz und gar nicht schutzbedürftig aussah.
Doch sie war nicht allein in diesem Bestreben. Warum sonst hätte sich das ganze Dorf verschworen, um die Scharade mitzuspielen? Sie wollten einem Menschen, den sie mochten, dabei helfen, das Gesicht zu wahren.
Alison nahm einen Schluck Wein und dachte bei sich, dass sie zu verstehen begann, warum Luc sich so wohl in Hades fühlte.
Es war kein Kinderspiel für sie, sich gelassen zu geben, auf den Namen Suzanne zu hören und an all die Details zu denken, die sie und Luc einstudiert hatten. Sie gab ihr Bestes, um eine gute Gastgeberin zu spielen, doch diese Rolle sagte ihr gar nicht zu, da sie sich so wenig in einer Küche auskannte.
Während sie schweigend dem Tischgespräch über vergangene Episoden lauschte, stand sie auf und sammelte die Teller ein, die bis auf ihren eigenen geleert waren.
Jacob warf Janice einen bedeutungsvollen Blick zu, den sie jedoch geflissentlich übersah. „Brauchst du Hilfe, Suzanne?“ fragte er schließlich.
„Nein danke. Ich stelle es erst mal nur in die Spüle.“
Luc sammelte das restliche Geschirr ein und brachte es in die Küche. Obwohl er die Gesellschaft seiner Freunde zu genießen schien, wirkte er etwas bedrückt, so als lastete die Vortäuschung auf seinem Gewissen.
„Die Rippchen waren hervorragend, Suzanne“, bemerke Jacob, als sie sich in das rustikal eingerichtete Wohnzimmer begaben. „Ich habe in den feinsten
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