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Dein Herz will ich erobern

Dein Herz will ich erobern

Titel: Dein Herz will ich erobern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Ferrarella
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sich das Bein gebrochen hat, hätte Shayne die Impfung verschieben müssen. Also habe ich mich angeboten. Es ist wirklich kein Problem für mich. Ich komme gern her. Es ist friedlich hier.“
    Sie blickte sich um. „Das stimmt.“ Als Luc ihr den Koffer abnehmen wollte, schloss sie die Hand fester um den Griff. „Ich schaffe das schon.“ Sie dachte an Paddy, und wie er sich trotz seiner Schmerzen bemühte hatte, nicht in ihrer Gegenwart zu fluchen, als er in die Praxis gebracht worden war. „Kommt es im Bergwerk oft zu Unfällen?“
    „Oft genug, um Shayne beschäftigt zu halten. Komm mit, ich helfe dir, die Kinder anzulocken. Oder hast du dagegen auch was einzuwenden?“
    „Nein. Es tut mir Leid. Mir ist nur wichtig, unabhängig zu sein.“
    „Gelegentlich Hilfe anzunehmen bedeutet nicht, dass man sich abhängig macht, sondern klug ist.“
    „Also gut“, räumte sie ein und drückte ihm den Arztkoffer in die Hand.
    Er grinste nur.
    So gingen sie von Haus zu Haus. Luc wurde sehr herzlich, Alison dagegen ein wenig schüchtern empfangen. Aber da sie in seiner Begleitung war, ließen die Dorfbewohner sie eintreten. Zu ihrer Überraschung sah es drinnen genauso aus wie in anderen Häusern. Noch mehr überraschte sie, wie sehr Luc von diesen Leuten geschätzt wurde.
    Auf der Herfahrt hatte sie erfahren, dass kurz vor ihrer Ankunft in Hades die Masern in diesem Dorf ausgebrochen waren und es Shayne dadurch endlich gelungen war, die Eltern zu überreden, ihre Kinder impfen zu lassen.
    Anfänglich fungierte Luc als Dolmetscher und Vermittler, aber schon bald war Alison mit der Situation vertraut. Er bewunderte die Art, in der sie mit den Kindern umging – sogar mit denjenigen, die sie nicht verstanden, weil ihre Eltern sie nur die Alte Sprache lernen ließen. Die Kinder verstanden zwar Alisons Worte nicht, wohl aber ihre Mimik, und Luc musste nicht einmal mehr übersetzen.
    Die Sprache der Inuit klang für Alison seltsam aus seinem Munde. Es fiel ihr schwer, ihn mit dem Mann zu assoziieren, der vor wenigen Wochen an Gedächtnisverlust gelitten hatte. „Wieso sprichst du ihre Sprache?“
    „Ich bin in dieser Gegend aufgewachsen. Hast du das vergessen?“
    „Nein, aber viele Leute machen sich nicht die Mühe, die Sprache der Menschen in ihrer Umgebung zu lernen.“
    „Ich habe nie darüber nachgedacht. Meine Mutter war Schwedin, mein Vater Franzose, meine Tante halb Inuit und mein bester Schulfreund Russe. Bei uns zu Hause wurden ständig mehrere Sprachen gesprochen. Der beste Spieler in unserem Basketballteam war Noe, ein Eskimo.“ Er schmunzelte. „Damals wurden sie noch Eskimos genannt.“ Er legte dem kleinen Jungen, den Alison gerade impfte, beruhigend die Hände auf die Schultern. „Du bist sehr geschickt mit der Nadel.“
    „Ich sehe keinen Grund, ihnen zu ihrer Angst auch noch Schmerzen zu bereiten.“
    „So, das war das letzte Haus. Deine Arbeit ist getan, Clara Barton.“
    Sie schloss den Arztkoffer und lächelte die Mutter an. „Sag ihr bitte, dass…“
    „Sie auf Anzeichen von Fieber achten muss, ich weiß.“
    Als sie das Haus verlassen hatten, hakte Alison nach: „Clara Barton?“
    Luc nahm ihr den Arztkoffer ab. „Die Krankenschwester, die das Rote Kreuz begründet hat.“
    „Ich weiß, wer sie ist. Ich habe nur nicht gedacht…“ Sie verstummte abrupt und murmelte: „Entschuldige.“
    „Du musst dir die Vorstellung aus dem Kopf schlagen, dass die Sonne, nur weil sie hier im Sommer länger scheint als woanders, unser Gehirn austrocknet. Hast du dir mal Shaynes Bibliothek angeschaut?“
    „Ja, aber er ist Arzt und…“
    „Nicht nur Ärzte lesen. Manchmal tun es auch Besitzer von Saloons und Gemischtwarenläden.“
    „Es tut mir Leid, wirklich.“ Sie schüttelte den Kopf über sich selbst. „Ich weiß nicht, warum ich dir gegenüber immer so einen Unsinn rede.“
    „Das beruht auf Gegenseitigkeit, Alison. Ganz gewiss.“
    „Warte. Ich möchte dir etwas geben. Ich meine, du brauchst es, wenn wir diese Sache richtig durchziehen wollen.“
    Erstaunt drehte Alison sich zu Luc um. Sie hatten sich bereits verabschiedet, nachdem er sie vor Shaynes Haus abgesetzt hatte.
    In seiner Handfläche lag ein antiker, florentinischer Ehering. Die Verzierungen waren bereits vom Tragen abgewetzt, aber im Licht immer noch zu sehen.
    Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Verwundert blickte sie Luc an.
    „Er hat meiner Mutter gehört, und davor ihrer Mutter.“ Plötzlich war er verlegen, obwohl es

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