Dein Herz will ich erobern
auf den Mund.
„Als Glücksbringer“, murmelte er, und dann eilte er schon davon, um den Sprengstoff zu holen.
Erst eine Weile später wurde ihr bewusst, dass er sie Alison genannt und Jacob nicht darauf reagiert hatte. „Du weißt es?“
Jacob nickte. „Seit heute Morgen. Luc hat es mir erzählt. Er hasst Lügen, schon immer.“ Bewunderung schwang in seiner Stimme mit. „Ein großartiger Mensch.“
Es war nicht nötig, ihr das zu sagen.
Und dann war keine Zeit mehr, überhaupt etwas zu sagen. Weitere Freiwillige trafen ein und schufteten emsig, um das Geröll wegzuräumen.
Alison wandte sich ab in dem Wissen, dass sie woanders mehr helfen konnte, und eilte zu Shayne.
Während der nächsten Stunde ging sie ihm bei der Behandlung der Verletzten zur Hand, so gut sie es vermochte. Da waren gebrochene Gliedmaßen zu schienen, offene Wunden zu säubern und zu verbinden. Außerdem musste Shayne entscheiden, wer ins Krankenhaus nach Anchorage geflogen werden musste und wer nach Hause geschickt werden konnte.
Alison arbeitete unermüdlich und konzentrierte sich völlig auf ihre Aufgabe. Sie durfte sich nicht gestatten, sich durch Sorge um Luc von ihrer Pflicht ablenken zu lassen.
„Er geht jetzt rein!“ rief jemand.
Sie zuckte zusammen. Der Mann, dessen Wunde sie gerade reinigte, hatte Glück gehabt und wies nur leichte, oberflächliche Verletzungen auf. „Ich bin gleich wieder da“, versprach sie und wandte sich ab.
„Ich warte hier“, erwiderte er.
Alison rannte zum Schacht. Die Männer hatten eine Öffnung geschaffen, die gerade groß genug war, damit Luc sich mit dem Sprengstoff hineinzwängen konnte. Es schien ihr längst nicht genug Platz zu sein für ihren ganzen Lebensinhalt, zu dem Luc geworden war.
Tränen der Angst füllten ihre Augen. Sie blinzelte heftig und klammerte sich an Ike. In stummer Ermutigung legte er ihr einen Arm um die Schultern.
„Es muss einen anderen Weg geben“, sagte sie verzweifelt. „Ich bin kleiner. Ich kann doch reinkriechen und…“
„Das ist es ja gerade. Du bist zu klein, um einen Mann zu bergen – erst recht, wenn er verletzt ist. Und sofern du dich nicht mit Sprengstoff auskennst…“
Niedergeschlagen schüttelte sie den Kopf.
„Es wird schon alles gut gehen.“
„Hoffentlich“, murmelte sie.
Die Zeit schien stillzustehen, während sie mit pochendem Herzen darauf wartete, dass Luc wieder auftauchte.
Als endlich jemand aus dem Loch kroch, wollte sie schon vor Freude aufschreien.
Doch es war nicht Luc.
„Da kommt Riley!“ rief jemand.
Der Mann, kaum älter als zwanzig, sah erschüttert und zittrig aus. Eine Frau, vermutlich seine Mutter, schluchzte erleichtert auf und rannte zu ihm.
„Ich war unter einem Balken eingeklemmt. Ich dachte schon, ich müsste sterben“, erklärte Thomas Riley. „Luc hat mich rausgeholt.“
„Warum kommt er denn nicht?“ fragte Alison.
„Sawyer und Crenshaw sind noch da drin, hinter dicken Felsbrocken verschüttet.
Luc muss sprengen, damit er an sie rankommt.“
Jeder wusste um das Risiko. Wenn der Sprengsatz nicht haargenau richtig berechnet war, gelang es womöglich keinem der Männer, lebend zurückzukommen.
Panik schnürte Alison die Kehle zu. „Können wir denn nichts tun?“ wisperte sie erstickt.
Niedergeschlagen erwiderte Ike: „Mir fällt nur beten ein.“
Er hielt ihre Hand und spürte, wie sich ihre Fingernägel in sein Fleisch gruben, als die Sprengung erfolgte.
Rauch quoll aus der Mündung, und der Boden zitterte unter ihren Füßen wie bei einem Erdbeben.
Die Männer hockten sich vor den Eingang und räumten wie besessen die Felsbrocken fort, die durch die Explosion aus der Mine geschleudert worden waren. Alison half nach Leibeskräften mit.
Mehr als fünf Minuten vergingen. Fünf Minuten, in denen alle gruben und niemand sprach aus Angst, eventuelle Lebenszeichen aus dem Schacht zu übertönen.
Und dann erschien eine Hand in der Öffnung.
Eine Minute später taumelte Luc heraus und zog einen Mann mit sich, während ein anderer ihm auf den Fersen folgte. Alle drei waren von Kopf bis Fuß von Staub bedeckt, rangen nach Atem und husteten.
Sobald Luc den verletzten Mann an eifrige Helfer übergeben hatte, warf sich Alison ihm an die Brust und küsste ihn stürmisch, ungeachtet seiner staubigen Kleidung und der grinsenden Männer um sie her.
„Oh, Gott, Luc, bist du verletzt?“ Besorgt, dass sie ihn vielleicht zu sehr gedrückt haben könnte, tastete sie hastig
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