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Dein Herzensprinz Prinzessin

Titel: Dein Herzensprinz Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot Katarina Ganslandt
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daran war, dass ich überhaupt hier war. (Obwohl ich selbst vielleicht auch ein bisschen mitverantwortlich bin, weil ich ja unbedingt die heldenhafte Prinzessin spielen musste, die ihrem Land zu einem CardioArm verhilft.)
    Bevor ich wusste, was passierte, hatte Lilly mich auch schon durch das Menschengewühl zur Bühne gezerrt, wo Michael, ihre Eltern, Nana Moscovitz, Kenny - Kenneth, meine ich - und die Mitarbeiter von »Pawlow Surgical« immer noch zusammenstanden und Sekt tranken.
    Ich war mir sicher, dass ich gleich tot umfallen würde. Echt wahr.
    Aber dann fiel mir ein, dass Grandmère mir irgendwann gesagt hat, dass noch nie jemand aus Scham gestorben ist - wirklich noch nie, in der gesamten Menschheitsgeschichte nicht. Wofür ich wahrscheinlich der lebende Beweis bin, wenn man bedenkt, wie oft ich mich ihretwegen schon zu Tode geschämt hab.
    Also konnte ich zumindest davon ausgehen, dass ich lebendig aus der Sache herauskommen würde.
    »Michael!«, brüllte Lilly, noch bevor wir die Bühne erreicht hatten. Sie ließ mein Handgelenk los und griff nach meiner Hand - was echt ein komisches Gefühl war. Als Kinder haben Lilly und ich uns immer an den Händen gehalten, wenn wir eine Straße überquert haben, weil unsere Mütter uns das so beigebracht hatten. Wahrscheinlich glaubten sie, das würde uns davor bewahren, vom Bus überfahren zu werden (obwohl es in Wirklichkeit natürlich nur bedeutet hätte, dass wir beide plattgewalzt worden wären). Lillys Hand hatte sich damals immer ein bisschen verschwitzt und von Süßigkeiten verklebt angefühlt.
    Jetzt fühlte sie sich ganz glatt und trocken an. Wie die Hand einer Erwachsenen. Echt ungewohnt.

    Michael unterhielt sich gerade mit einer Gruppe von Leuten - auf Japanisch! Lilly musste noch zweimal nach ihm rufen, bis er sich endlich umdrehte und uns sah.
    Ich wünschte, ich könnte behaupten, ich hätte in dem Moment, als Michaels Blick mich traf, trotz der langen Zeit, die wir uns nicht mehr gesehen hatten, total entspannt und gelassen ausgesehen, fröhlich gelacht und genau die Dinge gesagt, die man in einer solchen Situation sagt, wenn man reif und erwachsen ist. Ich wünschte, ich könnte behaupten, ich hätte das erste Wiedersehen mit Michael nach dem schrecklichen Vorfall von vor fast zwei Jahren, als ich ihm meine Schneeflockenkette vor die Füße geschleudert habe, mit Würde und Anstand hinter mich gebracht.
    Das wäre aber leider gelogen. Ich spürte, wie mein Gesicht schlagartig heiß wurde, als sein Blick mich traf. Außerdem begannen meine Hände sofort zu schwitzen. Und ich hatte das deutliche Gefühl, dass der Boden unter meinen Füßen schwankte und ich gleich umkippen würde, so schwindelig war mir plötzlich.
    »Mia«, sagte Michael mit seiner tiefen, vertrauten Stimme, nachdem er sich bei den Leuten, mit denen er gesprochen hatte, entschuldigt und sich mir zugewandt hatte. Dann lächelte er und mein Schwindelgefühl verstärkte sich noch mal ungefähr um das Millionenfache. Ich war mir sicher, dass ich gleich in Ohnmacht fallen würde.
    »Äh«, stieß ich hervor und erwiderte sein Lächeln (glaube ich jedenfalls. Sicher bin ich mir aber nicht). »Hallo.«
    »Mia ist als Reporterin für das Atom hier«, erklärte Lilly ihrem Bruder, als ich nichts weiter sagte. Ich konnte nichts sagen. Ich brauchte all meine Kraft, um zu verhindern, dass ich wie ein von einem Biber angeknabberter Baumstamm zu Boden stürzte. »Sie schreibt nämlich einen Artikel über dich, stimmt’s, Mia?«
    Ich nickte. Artikel? Atom? Wovon redete sie?

    Ach ja, genau. Von unserer Schülerzeitung.
    »Wie geht es dir?«, fragte Michael. Er redete mit mir. Und er klang dabei ganz freundlich und kein bisschen so, als wäre er sauer auf mich.
    Und trotzdem wollten sich in meinem Gehirn einfach keine Wörter bilden, geschweige denn, aus meinem Mund kommen. Ich war stumm wie dieser Typ, den Rob Lowe in der TV-Verfilmung von Stephen Kings »The Stand - Das letzte Gefecht« gespielt hat. Nur dass ich nicht so gut aussah.
    »Du hast doch bestimmt irgendwelche Fragen an Michael, oder? Für deinen Artikel, meine ich.« Lilly bohrte mir ihren Zeigefinger ins Schulterblatt. Und das tat weh. Richtig gemein weh.
    »Aua«, sagte ich.
    Wow! Ein Wort!
    »Wo hast du Lars gelassen?« Michael lachte. »Im Ernst, Lilly, pass lieber auf. Du weißt doch, dass sie nie ohne ihren bewaffneten Bewacher unterwegs ist.«
    »Der ist irgendwo draußen«, presste ich hervor.
    Endlich! Ein ganzer Satz!

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