Dein Herzensprinz Prinzessin
Begleitet von einem zittrigen Lachen. »Und, danke, mir geht es gut. Wie geht es dir?« Hurra! Es kann sprechen!
»Sehr gut«, sagte Michael.
In diesem Moment kam seine Mutter. »Schatz, da drüben ist ein Journalist von der New York Times, der dich sprechen möchte. Hättest du vielleicht kurz...« Dann bemerkte sie mich und ihre Augen wurden ganz groß. »Oh. Mia. «
Ja, genau. »Oh. Mia«, wie in: Oh. Da ist das Mädchen, das meinen beiden Kindern so lange das Leben schwer gemacht hat. Und ich glaube nicht, dass ich mir das eingebildet habe. Um ihr »Oh. Mia« als: Oh. Da ist das Mädchen, nach dem sich mein Sohn seit zwei Jahren in unglücklicher Liebe verzehrt zu verstehen, hätte man schon Tinas überschäumende Fantasie haben müssen.
Außerdem wusste ich ja sowieso, dass dem nicht so war. Ich hatte schließlich Mikromini-Midori gesehen. Ich wusste, was los war.
»Hallo, Mrs Moscovitz«, begrüßte ich sie mit der kleinlautesten Stimme der Welt. »Wie geht es Ihnen?«
»Sehr gut, Liebes.« Ms Moscovitz lächelte und beugte sich vor, um mir einen Kuss auf die Wange zu drücken. »Ich habe dich so lange nicht mehr gesehen. Wie schön, dass du auch gekommen bist.«
»Ich schreibe einen Artikel über die Veranstaltung in unserer Schülerzeitung«, erklärte ich hastig und wusste sofort, als ich es aussprach, wie unglaublich bescheuert sich das anhörte. Aber ich wollte nicht, dass sie auf die Idee kam, ich wäre aus dem Grund gekommen, aus dem ich wirklich da war. »Aber ich weiß natürlich, dass er sehr beschäftigt ist. Michael, du kannst ruhig mit dem Journalisten von der Times ...«
»Nein«, sagte Michael. »Das ist jetzt nicht so wichtig. Mit dem kann ich später noch reden.«
» Nicht so wichtig ? Machst du Witze?« Am liebsten hätte ich ihn eigenhändig in Richtung des Journalisten geschoben, aber wir sind ja nicht mehr zusammen, deshalb darf ich ihn nicht mehr anfassen. Obwohl ich ehrlich gesagt sehr gern meine Hand auf seinen Anzug gelegt und getestet hätte, wie sich der Körper darunter anfühlte. Ja, das ist leider die Wahrheit und schockiert mich selbst, weil ich ja schließlich einen Freund hab. »Der Typ ist von der Times !«
»Vielleicht könntet ihr euch ja morgen auf einen Kaffee treffen«, sagte Lilly in dem Moment, in dem Kenneth (ha! Auf Anhieb richtig gemacht!) auf uns zuschlenderte. »Dann könntest du ein kleines Interview mit ihm machen.«
Was redete sie da? Hatte Lilly etwa plötzlich vergessen, wie sehr sie mich hasste? Oder war die böse Hexe Lilly, als gerade mal keiner hinguckte, plötzlich durch die gute Fee Lilly ersetzt worden?
»Hey.« Michael strahlte mich an. »Das ist doch eine gute Idee. Was sagst du dazu, Mia? Hast du morgen Zeit? Sollen wir uns im Caffe Dante treffen... sagen wir … so um eins?«
Bevor ich wusste, was ich tat, hatte ich schon - wie das offenbar alle von mir zu erwarten schienen - genickt und gesagt: »Ja, klar. Morgen um eins ist gut. Okay, dann also bis morgen.«
Michael ging davon … drehte sich aber im letzten Moment noch mal um und sagte: »Dann kannst du ja auch gleich die Arbeit mitbringen, die du als Abschlussprojekt geschrieben hast. Ich würde sie wirklich gern lesen!«
Gnade!
Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte direkt auf Kenneths blankpolierte Schuhe gekotzt.
Lilly muss es mitgekriegt haben, weil sie mich noch einmal ins Schulterblatt piekste (auch diesmal nicht sonderlich sanft) und fragte: »Mia? Alles okay?«
Inzwischen war Michael schon außer Hörweite und unterhielt sich mit dem Journalisten von der Times . Ms Moscovitz hatte sich wieder zu ihrem Mann und Nana Moscovitz gestellt. Ich sah Lilly nur unglücklich an und sagte das Erste, was mir in den Kopf kam, nämlich: »Wieso bist du auf einmal so nett zu mir?«
Lilly öffnete den Mund und wollte etwas antworten, aber da legte Kenneth einen Arm um sie, blitzte mich wütend an und fragte: »Bist du immer noch mit diesem JP zusammen?«
Ich blinzelte ihn verwirrt an. »Ja, klar.«
»Dann vergiss es«, fauchte Kenneth und zog Lilly mit sich davon, als wäre er sauer auf mich.
Und sie ließ sich von ihm fortziehen.
Merkwürdig. Lilly ist nämlich eigentlich kein Mädchen, das sich von Männern Vorschriften machen lässt. Noch nicht mal von Kenneth, den sie echt mag. Wahrscheinlich sogar mehr als mag.
Tja, so verlief also das erste große Wiedersehen zwischen Michael und mir nach fast zwei Jahren. Ich stieg so würdevoll wie möglich die kleine Treppe von
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