Dein Herzensprinz Prinzessin
Wahrscheinlich hat sie »Entertainment Tonight« gesehen, das sie täglich anschaut. Sie schwärmt nämlich so für die Moderatorin Mary Hart, an deren »perfekter Körperhaltung« ich mir ein Beispiel nehmen soll (würde ich ja gern, aber dazu müsste ich mir einen Besen in den Hintern rammen).
»Immerhin hast du dich wenigstens für jemanden aus guter Familie entschieden.« Sie schnaubte. » Mon Dieu, wenn ich mir vorstelle, du hättest dich mit diesem Jungen verlobt!«
Damit meinte Grandmère natürlich Michael. Ehrlich gesagt konnte ich nicht nachvollziehen, was daran so absurd sein sollte.
»Ich bin nicht mit JP verlobt«, stellte ich klar. »Der Ring ist ein Freundschaftsring.«
»Was um alles in der Welt«, fragte Grandmère, »ist ein
Freundschaftsring? Und was hat es mit diesem Liebesroman auf sich, von dem dein Vater mir erzählte?«
Ich war nicht in der Stimmung, mit Grandmère über »Geisel der Liebe« zu reden, weil ich wahrlich Wichtigeres zu tun hatte: nämlich ungefähr zwanzig Kapitel aus meinem Mathebuch zu wiederholen. Ach so, und meine Entjungferung zu planen. (Ich muss mir noch überlegen, was ich alles aus der Drogerie brauche, um ein Juno-Szenario zu vermeiden. Mein nächster Roman muss ja nicht unbedingt »Plötzlich Mom« heißen.)
»Keine Sorge«, fauchte ich. »Den will sowieso kein Verlag veröffentlichen.«
»Das erleichtert mich«, sagte Grandmère. »Eine Kitschroman-Schriftstellerin in der Familie hätte uns gerade noch gefehlt.«
»Mein Roman ist nicht kitschig«, unterbrach ich sie beleidigt. »Es ist eine sehr amüsante und anrührende Geschichte über das sexuelle Erwachen einer jungen Frau im Jahr 1291…«
»Um Go-ttes wi-llen!«, stöhnte Grandmère. »Bitte sag mir, dass du ihn unter einem Pseudonym geschrieben hast.«
»Ja, hab ich.« Was muss ich mir eigentlich noch alles bieten lassen? »Aber selbst wenn ich ihn unter meinem richtigen Namen geschrieben hätte... was wäre so schlimm daran? Ich hab jetzt fast vier Jahre lang alles getan, was ihr von mir gewollt habt. Darf ich vielleicht endlich auch mal tun, was ich will?«
»Selbstverständlich«, sagte Grandmère. »Aber wieso legst du dir nicht ein normales Hobby zu? Warum läufst du nicht Ski? Warum musst du unbedingt Romane schreiben?«
»Weil es mir Spaß macht«, sagte ich. »Außerdem kann ich es auch als Prinzessin von Genovia tun, ohne dabei auf Schritt und Tritt von Paparazzi verfolgt zu werden. Wieso kannst du dich nicht einfach darüber freuen, dass ich meine Berufung gefunden habe?«
»Berufung!« Ich hörte förmlich, wie Grandmère die Augen verdrehte. »Das Mädchen spricht von Berufung! Nun, das Schreiben kann ja wohl kaum deine Berufung sein, wenn niemand Interesse daran hat, deinen Roman zu verlegen. Hör zu, Amelia, wenn du unbedingt ein Hobby brauchst, zahle ich dir gern einen Kurs im Klippenspringen. Ich habe gehört, dass das unter euch jungen Leuten jetzt der letzte Schrei...«
»Ich will nicht von Klippen springen«, unterbrach ich sie. »Ich will Romane schreiben und du kannst mich nicht daran hindern. Und wenn ich schon einen Kurs mache, dann einen in kreativem Schreiben, um noch besser zu werden. Ich weiß nur noch nicht, an welcher Uni. Aber da ihr mir ja die Pistole auf die Brust setzt und ich mich bis Samstag entscheiden muss...«
»Na, na, na!« Grandmère schnalzte ungehalten mit der Zunge. »Kann es sein, dass da jemand seinen Schönheitsschlaf nicht bekommen hat und ein bisschen gereizt ist?«
»Ja. Weil ich auf deiner Party war«, knurrte ich. Dann wurde ich etwas milder, weil mir Dads Worte wieder einfielen, eine Prinzessin müsse stets Großmut zeigen. »Tut mir leid. So hab ich es nicht gemeint. Es war total nett von dir und Vigo, die Party für mich zu organisieren, und ich hab mich gefreut, dass Dad auch da war. Es ist echt ein sehr schöner Abend geworden. Ich meinte nur...«
»Nun gut«, sagte Grandmère steif. »Wahrscheinlich sollte ich erleichtert sein, dass ich keine Verlobungsparty für dich organisieren muss. Freundschaftsring-Partys gibt es ja wohl nicht... oder etwa doch? Aber vielleicht möchtest du eines Tages eine Party zur Veröffentlichung deines ersten Romans geben, die ich dir dann ausrichten darf.«
»Falls mein Buch jemals veröffentlicht wird«, sagte ich, »würde ich mich darüber freuen, ja.«
Grandmère seufzte laut und legte dann auf. Ich bin mir sicher, dass sie sich gleich einen Sidecar bringen lässt, obwohl
die Ärzte ihr dringend
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