Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)
dem schwulen Pärchen aus Leeds einen Joint geraucht haben.
»Hallo, ihr, das hier sind Jarod und Melissa. Sagt schön guten Tag.«
Big Dunc, Hausbesitzer und Ehemann von Geburtstagskind Christine, stellt dem Rest der Gruppe zwei Neuankömmlinge vor. Jarod kann nicht älter als fünfundzwanzig sein. Er hat kurze blonde Haare und ein unauffälliges, angenehmes Äußeres. Er trägt eine enge schwarze Weste, die seine schlanke, aber muskulöse Figur betont. Er wirkt gut gelaunt, wenn auch leicht befangen.
Die Dame ist älter. Größer. Teuer und imposant. Schwarze, kurzgeschnittene Haare. Man könnte sie für seine Mutter halten, wenn sie nicht seine Hand hielte.
»Nur ein Single bis jetzt«, lächelt Christine und zeigt auf Suzie. »Aber bald reichlich Paare zur Auswahl. Wir freuen uns sehr, dass ihr kommen konntet. Darf ich euch etwas zu trinken bringen?«
Suzie nippt an ihrem Glas, während die Neuankömmlinge sie betrachten. Jarod lächelt. Melissa auch, aber erst nach einem Moment des Zögerns und nicht so herzlich.
»Wo können wir unsere Sachen hinbringen?«, fragt Jarod die Dame in der gewachsten Jacke. Er deutet auf seinen Schlafsack und eine Reisetasche.
»Big Dunc kümmert sich darum«, sagt sie. »Lasst sie erst mal liegen. Es kommt nichts weg. Alle sind nur aus einem einzigen Grund hier, deshalb wird nie etwas gestohlen.«
Jarod lächelt dankend. Die Frau im Parka, von der Suzie glaubt, dass sie Karen heißen könnte, lässt ihre Blicke über die beiden gleiten. Sie sieht ihren Partner an, und sie lächeln.
»Zum ersten Mal hier?«, fragt sie die Neuankömmlinge.
»Ja, wir dachten, wir probieren es mal aus«, sagt Jarod. »Wir sind für alles zu haben.«
»Ihr seid ein Paar? Oder nur ein Swingerpaar?«
Melissa wendet sich zu ihr. »Wir sind zum Spielen hier«, sagt sie, und etwas in ihrer Stimme sagt, dass weitere Fragen nicht willkommen sind. Ihr Wunsch wird respektiert. Solche Treffen beruhen auf Vertrauen. Alle Teilnehmer an diesen Partys erzählen die ein oder andere Lüge. Manche sind mit Gespielen da, die sie über das Internet kennen. Andere führen völlig getrennte Leben mit anderen Partnern und Ehefrauen und treffen mit ihrem »Swingerpartner« nur bei solchen Gelegenheiten zusammen. Wieder andere sind miteinander verheiratet und hoffen, ihrem Eheleben neues Feuer zu verleihen, indem sie mit Fremden ficken. Sie haben eine Todesangst, ihre Kinder könnten herausfinden, was Mami und Papi so treiben, wenn sie übers Wochenende unterwegs sind.
Suzie fühlt sich ein wenig wie das fünfte Rad am Wagen. Sie war nicht in Stimmung gewesen, sich von J & J chauffieren zu lassen, und ist mit dem eigenen Auto da. Bisher hat sie nichts getrunken, damit sie heimfahren kann, wann immer ihr danach ist, aber die Lust auf ein Glas Wein wird größer.
Sie hat ihr Telefon nicht eingeschaltet. Weiß nicht, ob Anthony angerufen hat. Sie erinnert sich vage daran, dass er sie in ein Taxi gesetzt und heimgeschickt hat, aber der Gedanke, all die in den letzten vier Tagen eingegangenen Textnachrichten und Voicemails durchzugehen, erfüllt sie mit Angst. Sie denkt oft an ihn. Erinnert sich an das leicht verwirrte Lächeln, während er ihrem Geplapper zuhörte. Die Zärtlichkeit, mit der er sie im Arm hielt, als sie in Tränen ausbrach. Wie er sie in der Bank wie ein Ritter in weißer Rüstung mit seiner Großzügigkeit gerettet hatte.
»Da, nimm.«
Suzie hat über die flachen grünen Felder gestarrt und sich gefragt, ob man wohl das Münster von Lincoln in der Ferne sehen kann. Als Melissa ihr eine Flasche Bier in die Hand drückt, schreckt sie zusammen.
»Tut mir leid«, sagt sie und greift fahrig nach dem Getränk. »War ganz woanders.«
Melissa betrachtet sie eindringlich. »Deine Maske gefällt mir«, sagt sie. »Das ist eine gute Idee. Ist das üblich bei solchen Gelegenheiten?«
»Nur wenn man möchte«, sagt Suzie und nippt geistesabwesend an dem Bier, das sie zwar nicht gewollt, aber dankbar angenommen hat. »Es geht ja nicht um Geheimhaltung. Jeder kennt jeden.«
»Tatsächlich?«
Suzie denkt darüber nach. »Okay, nein. Ich schätze, jeder traut jedem.«
»Die Leute kennen dich?«
»Sie kennen mein Gesicht.«
Melissas Lächeln wirkt zum ersten Mal echt. »Ich wette, sie kennen mehr als nur das.«
Suzie trinkt noch einen Schluck und deutet mit der Flasche auf Jarod, der sich mit einem anderen frisch angekommenen Paar darüber unterhält, wie schwierig es war, diese Adresse in das Navi
Weitere Kostenlose Bücher