Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)
zusammen. Ließen sich ihren Ausweis nicht zeigen.«
McAvoys Augen werden schmal. »Ihren?«
»Sage ich doch«, meint Cocker. »Diese rosa Karte, die er gerne ausspielt, ist Himbeerquark. Er nascht gern ein bisschen von beidem.«
McAvoy öffnet den Mund, aber mit einem plötzlichen Druck am Handgelenk bedeutet ihm Pharaoh zu schweigen.
»Haben Sie Hepburn damit konfrontiert?«
Cocker nickt. »Er ist nicht derjenige, an dem wir interessiert sind. Ich dachte, er würde dann vielleicht ehrlich sein. Mir sagen, ob es tatsächlich etwas gibt, um das wir uns Sorgen machen müssen. Aber er ließ sich nicht gern ausquetschen. Sagte, er glaube nicht, dass das irgendjemanden interessieren würde. Bezeichnete sich als Single, der bloß seinen Spaß haben will.«
Pharaoh lächelt. »Dann haben Sie also einfach im Trüben gefischt, als Sie Tressider aufsuchten?«
»Wollte sehen, ob ich ihn aufscheuchen kann. Er hat mir gegenüber die Beherrschung verloren. Drehte fast durch, weil ich mit seiner Frau gesprochen hatte. Sie war auch nicht besonders glücklich darüber.«
»Was werden Sie also in Ihrem Bericht schreiben?«, fragt McAvoy. »Werden Sie ihn empfehlen?«
Cocker verzieht das Gesicht. »Wahrscheinlich schon. Es gibt nichts, was sich nicht hinbiegen ließe. Ich denke, er wird ein ganz anständiger Abgeordneter«, gibt er widerwillig zu. »Ich bin sicher, die Chefetage wird beschließen, das Geld nicht zu erwähnen, mit dem er Hepburn unterstützt hat. Es sieht nicht gut aus, aber wenn das seine einzige Indiskretion war, wäre es eine Schande, ihn für die Partei zu verlieren. Er wäre genau der richtige Typ für uns. Keine Kinder, doch die beiden sind ein starkes Paar. Respektabel. Neigen ein bisschen zur Panik, aber daran werden sie sich mit der Zeit gewöhnen.«
»Panik?«
Cocker winkt ab, als wäre das nicht wichtig. »Man kann die Leute, die man auf der eigenen Seite haben will, nicht die ganze Zeit anschnauzen. Man braucht ein bisschen Würde. Er brüllte herum. Uns sind sie im Fotografiermodus am liebsten. Lächeln, immer lächeln. Wie in diesem Magazin hier oben. Da ist ein Artikel über die beiden erschienen. ›Zu Hause bei den Tressiders‹, die Art von Zeug.«
»The Journal?«
»Ja, das sind unsere Wähler.« Cocker verstummt. Wühlt in seiner Anzugtasche, runzelt die Stirn und läuft zum Wagen zurück. Als er wiederkommt, hält er ein Exemplar des Magazins in der Hand. Überreicht es McAvoy.
»Sie können es gerne behalten«, meint er. »Ich brauche es nicht mehr.«
Pharaoh schürzt die Lippen. »Wir sind hier fertig«, sagt sie.
»Tatsächlich? Das war’s schon? Ich war auf einen richtigen Anschiss gefasst.«
»Fühlen Sie sich nicht zu sicher«, sagt sie, dann wedelt sie liebenswürdig in seine Richtung, um ihm mitzuteilen, dass er sich verdrücken soll. Wenige Augenblicke später stößt der Volvo zurück und röhrt davon.
»So eine Ratte«, meint Pharaoh und wendet sich zu McAvoy, der das Magazin durchblättert. Das schwache Sonnenlicht spiegelt sich in den hochglänzenden Seiten, und er muss es mit ausgestreckten Armen in die Höhe halten, um die Bilder deutlich erkennen zu können. Peter und Paula Tressider blicken ihn an. Er zwinkert. Sieht genauer hin. Schluckt schwer.
»Sie war in Hepburns Wohnung«, sagt er leise und reibt sich am Augenwinkel. »Hat mir ein Handtuch gebracht.«
Pharaoh nimmt ihm das Magazin aus der Hand. »Vielleicht sind sie nur Freunde«, beginnt sie vorsichtig.
»Ja, vielleicht.«
Eine geschlagene Minute lang sehen sie sich die Fotos an. McAvoy lässt die Augen über den Text wandern.
»Paula, neunundvierzig, führt zwei Boutiquen in Beverley, ist aber auch Direktorin zweier Firmen ihres Ehemanns«, liest er vor. »Sie gibt zu, dass sie den Gedanken, eine Politikerfrau zu sein, ein wenig beängstigend findet, sagt aber, dass sie ihrem Ehemann auf seinem Weg nach Westminster zur Seite stehen wird, sollte er aufgestellt werden, was, wie viele meinen, nächstes Jahr der Fall sein wird.«
Pharaoh übernimmt von hier an. Liest Zitate von Paula vor.
»Das ist die Aufgabe einer Frau – ihren Ehemann zu unterstützen. Wir haben immer eine starke Einheit gebildet. Wir sind nicht mit Kindern gesegnet, haben aber nicht das Gefühl, unser Leben wäre dadurch unvollständig. Für uns galt immer: wir gegen den Rest der Welt. Es wird nicht leicht sein, uns zu öffnen.«
Sie und McAvoy stellen fest, dass sie mit den Beinen wippen. Ihre Atmung hat sich verlangsamt. Sie
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