Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)
heraus und fällt auf die Straße. Der Mann schiebt sie mit dem Fuß unter den Wagen und richtet sich auf. Er hat Mühe, gerade zu stehen, und die Augen fallen ihm fast zu.
Er ist gut dreißig Zentimeter größer als Suzie und doppelt so alt.
Sie sieht zu ihm hoch. Beschließt, dass es keine Küsse geben wird.
Ob das den Beobachter anturnt? Sie spürt nur einen leisen Kitzel sexueller Erregung, aber das hat eher mit der Empfindung zu tun, herumkommandiert und beobachtet zu werden, als dem Verlangen, mit diesem Mann Sex zu haben.
Sie macht sich gleich an die Arbeit. Streckt die Hand aus und umschließt sein Geschlecht. Er stöhnt, und sie fragt sich, wie lange er hier schon allein im Dunkeln an sich herumgespielt hat.
»Darf ich sie lecken? Dich lecken? Da unten?«, fragt er.
Das will sie nicht, und der Architekt dieser nächtlichen Vergnügung hat ihr nicht befohlen, solche Freuden zu akzeptieren.
Sie schüttelt den Kopf. »Nimm mich. Jetzt.«
Suzie schreitet so sexy wie möglich zur Vorderseite des Wagens. Die Motorhaube fühlt sich warm und pulsierend an, als sie sich darüberbeugt und dem Brummen des Motors lauscht. Wortlos zieht sie den Rocksaum hoch. Die kalte Nachtluft und die sanfte Nebelnässe fühlen sich herrlich an auf der nackten Haut.
Einen Moment später ist er hinter ihr und drängt seine noch in der Hose steckende Erektion gegen ihre Schenkel.
Sie wünscht sich, sie hätte ihr Handy parat. Möchte eine SMS schicken, ob er die Vorstellung genießt.
Sie hört das Rascheln von Stoff, als seine Hose auf den nassen Boden fällt. Spürt grobe, unerfahrene Finger zwischen ihren Beinen, dann eine Hand in ihren Haaren.
Suzie drückt das Gesicht gegen das nasse Metall des Wagens. Fühlt, wie er ungeschickt in sie einzudringen versucht …
»Mach schon«, flüstert sie in ihren Handrücken hinein.
Ein Auto.
Ein großer, starker Motor erwacht brüllend zum Leben. Überbreite, teure Reifen kreischen plötzlich auf nassem Asphalt, als ein Fuß das Gaspedal durchtritt.
Suzie wendet den Kopf. Starrt an dem grunzenden, zustoßenden Mann vorbei. Ihre Augen weiten sich. Sie verspürt echtes Entsetzen.
Der andere Wagen donnert auf sie zu, immer schneller, immer näher.
Sie stößt ein ersticktes Quäken aus. Es ist ein unnatürliches Geräusch, ein Gurgeln tief in der Kehle.
Verzweifelt stößt sie den Mann zurück, der sie an der Motorhaube seines Wagens festklemmt. Hört ihn grunzen, während er sie wieder niederdrücken will.
»Runter von mir!«
Suzie weiß, dass sie gleich sterben wird. Fragt sich, ob Simon dasselbe empfand, als sich die Schlinge um seinen Hals zusammenzog.
Und dann windet sie sich kreischend, entschlüpft dem Griff des Mannes. Das Röhren des Motors übertönt ihre Schreie: »Weg, weg!«
Sie kommt frei, wirft sich neben der Straße in den Dreck.
Fährt herum und sieht gerade noch, wie der SUV den Mann, der sich erst halb umgedreht hat, in einem Klatschen aus Fleisch und Metall an der Motorhaube seines eigenen Wagens zerquetscht.
Er steckt fest zwischen den beiden Autos, Beine und Hintern nackt, während seine Hemdzipfel sich wie ein bizarrer Bühnenvorhang teilen und den Blick auf eine sterbende Erektion freigeben.
Suzie bringt keinen Laut heraus. Ihre Kehle ist zugeschnürt. Ihre Augen scheinen sich nicht schließen zu wollen. Sie kann den Blick nicht losreißen von dem nach Luft ringenden, keuchenden Mund des Mannes. Er öffnet und schließt sich wie das Maul eines sterbenden Fisches, während er mit dem Kopf voran auf die Motorhaube des Wagens klappt, an dem er im Stehen festgeklemmt ist.
Suzie liegt in der Kälte, Arme und Beine halb von sich gestreckt. Nass. Ihre Knie bluten, wo sie sie auf dem Pflaster aufgerissen hat. Ihr Mund steht weit offen, wie eine Mimikry des sterbenden Mannes.
Endlich gelingt es ihr, die schmutzigen Hände vors Gesicht zu schlagen. Den Anblick auszublenden. Ihr Gedächtnis daran zu hindern, noch mehr abzuspeichern.
Sie blickt erst wieder auf, als sie hört, wie das größere Fahrzeug sich in Bewegung setzt. Sie sieht, wie der Allrad zurückstößt, stoppt und dann in einem Halbkreis wendet. Er hält nicht mehr an. Das Geräusch, als das Gaspedal durchgetreten wird, klingelt in Suzies Ohren.
Einen Augenblick später hockt sie allein im Graben am Rand des Parkplatzes und beobachtet, wie ein Fremder zu Boden rutscht, als bestünde er aus nassem Papier; die Beine eine zerstörte Masse aus Haut, Blut und Knochen.
Sie zwingt sich aufzustehen.
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