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Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Titel: Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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Zieht ihren Rock herunter, als hätte sie plötzlich Angst, jemand könnte sie nackt sehen. Bewegt sich in zögernden Schritten auf den zusammengesunkenen Mann zu.
    »Tut mir leid«, sagt sie, auch wenn kein Ton herauskommt.
    Sie taumelt zurück zu ihrem eigenen Wagen. Fummelt an der Tür herum. Weint. Versucht ein Dutzend Mal, den Schlüssel ins Zündschloss zu stecken. Bricht sich einen Absatz ab, als sie das Gaspedal bis zum Boden durchtritt.
    Sie ist bereits acht Kilometer mit zitternden Händen gefahren, ehe ihr einfällt, dass sie die 999 anrufen sollte.
    Und es dauert weitere drei, bis sie eine Telefonzelle findet.
    Sie ist schon fast wieder zu Hause, bevor sie die Geistesgegenwart hat, noch einmal zurückzufahren, um ihre Fingerabdrücke vom Hörer abzuwischen.

Kapitel 8
    Lilah wimmert. Wirft sich hin und her. Strampelt mit ihren kleinen Gliedmaßen. Ihre Wangen sind eiskalt vom vielen Schluchzen.
    »Bitte, meine Süße. Bitte …«
    McAvoy hat seine Pranke auf dem Bauch seiner Tochter ausgebreitet und versucht, sie mit sanften Fingern zu beruhigen.
    Er beugt sich über das Kinderbett. Füllt Lilahs kleine Welt mit seinem Gesicht. Versucht, Wahrhaftigkeit aus seinen Augen leuchten zu lassen, seinem verängstigten, aufgeregten Kind ohne Worte mitzuteilen, dass es keine Angst haben muss. Weil Daddy da ist. Dass sie niemals einsam oder traurig sein muss …
    Er nimmt sie hoch. Drückt sie an seine Brust. Streichelt den weichen Flaum auf ihrem Kopf. Tröstet sie mit stoppeliger Wange an ihrer weichen, makellosen Haut.
    Nach und nach beruhigt sich Lilah. Eine ihrer winzigen Hände entdeckt McAvoys Unterlippe und packt sie besitzergreifend, während sie wieder in den Schlaf gleitet.
    McAvoy überlässt ihr gerne jeden Teil seines Gesichts, den sie haben will. Er lehnt sich an die Wand und starrt zum Fenster hinaus. Lässt die Symmetrie in sich einströmen, die farblose Homogenität der Siedlung.
    Erlaubt sich einen kurzen Moment der Rückbesinnung. Denkt an das Glänzen des Taus. Den Geruch des schwelenden Torfs. Den kalten Steinboden im Bauernhof seiner Familie. Dieser Blick: über Heidekraut und Torferde, über sanft geschwungene Felder bis hinunter zum glasklaren dunklen Wasser von Loch Ewe …
    Er schüttelt die Gedanken ab. Kehrt ins Hier und Jetzt zurück. Nach Hull. Zu seinem Himmel und seinen Straßen.
    McAvoy hatte noch keinen Anlass, das Wort im Gespräch einzusetzen, aber den Farbton des Morgenhimmels, während er aus der orange getönten Nacht in das wolkenverhangene Zwielicht des Tages übergeht, würde er »isabellinisch« nennen. Er hat den Begriff als Kind einmal gelesen, und seine schillernde Herkunft sorgte dafür, dass er ihn nie vergaß. Er bezieht sich nämlich auf den gräulich-gelblichen Farbton, den die Unterwäsche von Isabella, Erzherzogin von Österreich, am Ende einer dreijährigen Belagerung ihres Schlosses angeblich angenommen hatte.
    McAvoy muss dabei stets die Nase rümpfen. Aber die Bezeichnung scheint ausgesprochen passend für diesen klammen und scheußlichen Morgen zu sein.
    Er sieht auf die Uhr. Es ist kurz nach sechs.
    Er lauscht nach Geräuschen im Haus, doch bis auf Lilahs sanftes Schnaufen an seiner Brust herrscht Stille. Roisin und Fin schlafen noch. Er hat den Augenblick ganz für sich allein.
    Lautlos schleicht er zum Kinderbett und legt Lilah vorsichtig hinein. Auf Zehenspitzen, wie ein Einbrecher, verlässt er das Zimmer, bekleidet nur mit Boxershorts und eingehüllt in den Geruch nach Rauch und zu wenig Schlaf.
    Er holt sein Handy aus der Tasche der Hose, die nebst Krawatte, Socken und Unterwäsche, die er für den Tag herausgesucht hat, vor dem Schlafzimmer liegt. Er muss oft zu den seltsamsten Uhrzeiten aus dem Haus. Möchte seine Liebste nicht wecken, indem er sich im Schlafzimmer anzieht.
    McAvoy tappt nach unten und checkt die Nachrichten auf der Mailbox.
    Er geht in die Küche. Gießt sich ein Glas Milch ein und fügt einen Spritzer Erdbeersirup hinzu, trinkt es in einem Zug aus.
    Sekunden später ist er wieder auf dem Weg nach oben. Steigt in seine Kleider und spielt die Nachricht noch einmal ab. Hätte er sie nur angenommen, als sie um zwei Uhr nachts für ihn hinterlassen wurde.
    »McAvoy, hier ist Desk Sergeant Pulis von Queens Gardens. Gerade flattert mir Ihre Anfrage auf den Tisch. Tut mir leid, dass nicht sofort etwas geklingelt hat. Shaun Unwin, ja? Sie suchen nach ihm und Leanne Marvell, wenn ich das richtig verstehe. Shaun ist bei uns. In der

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