Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)
Ewigkeit auf den Bildschirm des Laptops. Liest die Story wieder und wieder. Endlich schaltet sich der Bildschirmschoner ein. Sie selbst und Simon, angezogen für eine Seventies Night im Nachtclub Silhouettes . Orangefarbene Afros, silberne Schlaghosen und riesige Krägen. Breites Lächeln.
Sie legt den Kopf in die Hände. Sie hat sich schon ausgeheult, als sie letzte Nacht nach Hause kam, aber am Morgen konnte sie nur eine Stunde in der Arbeit durchhalten, bis sie sich krankmelden musste und heimging. Sie hat geweint, als sie die Story in der Hull Daily Mail zum ersten Mal las. Jetzt hat sie keine Tränen mehr.
Sie stößt die Teetasse weg. Geht zur Arbeitsplatte und holt ein Päckchen Schokokekse aus dem Schrank. Reißt es auf und stopft sich zwei in den Mund, während sie sich gegen die Spüle lehnt. Wünscht sich, er wäre da.
Sie kehrt zum Tisch zurück. Sie weiß nicht, was sie tun soll.
Blättert abwesend zu anderen Artikeln weiter. Es gibt einen Sonderbeitrag vom Kriminalreporter des Blatts zur Zukunft der Polizei von Humberside. Er prophezeit drastische Einschnitte und Entlassungen. »Drastisch« klingt irgendwie gut. Sie liest ein Zitat vom neuen Vorsitzenden der Polizeidirektion. Er verspricht, während seiner Amtszeit alles in seiner Macht Stehende für eine ausreichende finanzielle Ausstattung zu tun, warnt aber vor schweren Zeiten. Angeblich wird er als nächster Parlamentsabgeordneter für Haltemprice und Howden gehandelt. Suzie fragt sich, ob irgendjemand so einen Scheiß zum Spaß liest.
Sie klickt eine andere Story an. Überfliegt die Details eines übel klingenden Überfalls auf einen Mann in der Hessle Road. Unbekannter 33-Jähriger auf seiner eigenen Türschwelle bewusstlos geschlagen. Nachbarn sagen, er hätte Marihuana angebaut, um seine Schmerzen infolge eines Motorradunfalls ertragen zu können. Zeugen gesucht. Beschreibung folgt: zwei kräftige Weiße und ein kleinerer jüngerer Mann, die den Tatort in einem Allradfahrzeug verließen. Angeblich der jüngste Vorfall im Zusammenhang mit einer besorgniserregenden Explosion von Gewalt in der Drogenszene. In Verbindung damit stehend auch die Entdeckung einer Leiche in der Dagger Lane …
Suzie verliert das Interesse. Wendet sich vom Bildschirm ab.
Neben dem Laptop liegt ihr Mobiltelefon, leblos und tot. Sie hatte noch nicht den Mut, es einzuschalten.
War er es gewesen?
Die Frage treibt sie noch in den Wahnsinn. Hatte der Mann, der wollte, dass sie zu seinem Vergnügen einen anderen fickte, sie in eine Falle gelockt? War das seine wahre Phantasie? Sie unter dem Körper eines halbnackten Fremden unter dem Lärm von kreischendem Metall und spritzendem Blut zerquetscht zu sehen? Oder war es bloß ein Unfall gewesen? War der Mann überhaupt da gewesen, als es passierte? Könnte er etwas gesehen haben? War er ein wichtiger Zeuge? Oder noch schlimmer, denkt sie, was, wenn er bereits mit der Polizei Kontakt aufgenommen und denen von ihr erzählt hat?
Sie sieht zur Tür und stellt sich vor, wie zwei Polizisten in Uniform wütend mit den Fäusten dagegenhämmern, sie in Handschellen abführen, so dass alle Welt von ihren Geheimnissen erfährt.
Suzie beißt von einem Keks ab. Liest die Story ein weiteres Mal. Studiert das Impressum. Denkt daran, wie die Zeitung mit Simons Tod umgegangen ist.
Nur aus dem Wunsch, ein anderes Bild zu sehen, tippt sie den Namen Simon Appleyard in die Suchmaschine der Zeitung ein.
Zwei Storys.
Eine mit Namen und Alter eines jungen Mannes, der zwei Tage davor in seiner Wohnung in Anlaby tot aufgefunden worden war.
Die andere von der Anhörung vor drei Wochen, die zu besuchen für Suzie zu schmerzhaft gewesen wäre.
Heute nahm eine Frau aus Hull Abschied von ihrem »lebensfrohen und liebevollen« Neffen, der sich das Leben nahm, nachdem er wegen seiner sexuellen Orientierung in Depressionen verfallen war.
Coroner Martin Duffy ließ sich gestern davon berichten, wie der 24-jährige Simon Appleyard Ende November letzten Jahres in seiner Wohnung am Springfield Court tot aufgefunden wurde.
Er wurde an einem Strick erhängt aufgefunden, den er an einer Messerleiste an der Wand festgeknotet hatte. Als der Vermieter die Leiche entdeckte, war er bereits seit vier Tagen tot.
Simon, der für einen Valet-Parkservice in Wincomlee arbeitete, gewann Line-Dance-Pokale auf Landesebene und leitete einen Tanzclub in Anlaby.
Seine Tante aus Saffron Close in Willerby, Carrie Ford, sagte bei der Anhörung aus: »Natürlich gab es
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