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Dein ist die Rache

Dein ist die Rache

Titel: Dein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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Zündschlüssel. Tritt aufs Gas und legt krachend den ersten Gang des alten Peugeot ein. Schießt los und verschwindet in der Dunkelheit hinter dem Hügel aus Gras und Bäumen, der den Parkplatz von der Straße abschirmt und die Gegend so anziehend macht.
    Vier Autos stehen herum, je zwei auf jeder Straßenseite. Etliche Gestalten drängen sich um die Scheiben eines großen Familienvans. Als Suzie näher kommt, drehen sich Köpfe nach ihr um. Sie fährt ganz in der Nähe an den Straßenrand. Spürt einen Schauer des Entsetzens. Denkt flüchtig an das erste Mal, als sie hierherkam. Erinnert sich, wie sie in sicherer Entfernung geparkt zusah, wie ein Mann in einem Fließheck seine Frau liebte, während ein anderer Mann am Fenster stand und es sich zu der Vorführung des Paars selbst besorgte. Damals hatte es den Reiz des Neuen gehabt. Sie hatte Liebeskummer, war hungrig auf das Leben, auf neue Erfahrungen. Wollte ein böses Mädchen sein. Anfangs war es ihr seltsam vorgekommen. Ungewöhnlich, dass Männer und Frauen sich um ein billiges Auto scharten, um anderen beim Ficken zuzusehen. Seit damals hat sie so viel erlebt, dass es ihr eher merkwürdig erscheint, wenn Leute das nicht tun.
    Impulsiv und todesmutig steigt sie aus. Sie trägt Flipflops und ein langes Kleid unter einem ausgebeulten Pullover. Dazu einen Schal, um die Würgemale zu verbergen. Sie sieht ganz passabel aus. Würde als Hauptgewinn gelten, wenn sie zuließe, dass sie heute Abend jemand anfasst. Sie fragt sich, ob sie es tun wird. Ob sie nur lächelnd zusehen oder gestatten wird, dass sich jemand an ihr verlustiert.
    Drei Männer stehen an der Fahrerseite des Vans. Ein ineinander verschlungenes Paar auf der anderen Seite sieht durchs Beifahrerfenster zu. Da die Türen offen stehen, brennt die Innenraumbeleuchtung hell genug, dass Suzie die Szene verfolgen kann.
    Köpfe drehen sich nach ihr um, als sie sich dem Wagen nähert. Sie lächelt instinktiv. Schließt fest die Augen, als sie an der Stelle vorbeikommt, wo vor ein paar Tagen beinahe ein Mann an ihrer Stelle getötet worden wäre.
    »’n Abend.«
    Eine männliche Stimme. Von hier. Freundlich. Mittleres Alter.
    Suzie nickt den Nächststehenden in der Gruppe grüßend zu. Spürt Augen auf sich ruhen. Richtet den Blick auf die Silhouetten, die sich im Wagen bewegen. Bleibt stehen. Sieht hinein. Begegnet dem Blick des Mannes am Beifahrersitz. Er ist jung. Vielleicht achtzehn oder neunzehn. Er trägt ein gefälschtes Designer-T-Shirt, und die Trainingshose liegt ihm um die Knöchel auf schmutzigen weißen Turnschuhen. Er wirkt nicht unattraktiv. Ein bisschen schäbig und ungepflegt vielleicht, aber er ist muskulös und gutaussehend.
    Der Haarschopf, der in seinem Schoß auf und ab wippt, gehört einer großen, üppigen Frau, deren Kleidung auf mittleres Alter hindeutet. Sie hat den Gurt gelöst, um sich besser hinüberbeugen zu können, aber Suzie weiß aus Erfahrung, dass der Schaltknüppel sich schmerzhaft in ihr Brustbein bohrt. Die Augen zusammenkneifend, bemerkt sie, dass hinten das Etikett aus ihrem Pulli ragt. Er ist Größe 44 und stammt aus einem Discountladen.
    »Bist du allein hier?«, fragt dieselbe Stimme wie vorher.
    Suzie betrachtet ihren Besitzer. Mitte bis Ende vierzig. Ziemlich groß. Ein beachtlicher Bauch schiebt sich über eine Cordhose. Rollkragen und kariertes Jackett. Ergrauende Haare und ein Zweitagebart in einem ovalen, fleischigen Gesicht. Er hat nette Augen.
    »Glaubst du, ich brauche einen Leibwächter?«, gibt sie zurück.
    Der Mann lächelt. »Sind schon eine Weile zugange«, flüstert er in Richtung Wagen. »Dachte, sie würden mittlerweile fertig sein. In seinem Alter dauerte es bei mir zwei Minuten. Jetzt habe ich das umgekehrte Problem.« Er mustert sie von oben bis unten. »Möchtest du spielen oder nur zusehen? In meinem Wagen ist es warm und gemütlich …«
    »Mal sehen«, sagt Suzie, und ihr wird klar, dass sie keinen Schimmer hat, warum sie hier ist oder was sie will. Die Erkenntnis ist beinahe befreiend.
    Unwillkürlich möchte Suzie besser sehen. Sie schiebt sich sanft an dem Mann mit den netten Augen vorbei und bückt sich zum Fenster. Sie ist nicht erregt. Nur neugierig. Begierig darauf, etwas zu sehen, für das es sich lohnt, die Augen zu öffnen.
    »Du!«
    Suzies Kopf schnellt nach links. Sucht nach der Quelle des erzürnten Ausrufs.
    Hinten im Wagen. Breiter Rücken und breite Schultern, die sich gegen die Scheibe drücken. Hautenge Leggings und ein

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