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Dein ist die Rache

Dein ist die Rache

Titel: Dein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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hübsche Anekdote von Brot und Spielen zu erzählen.
    »Gute Arbeit, Sir. Gute Arbeit.«
    Der Rom hat sich aus der Menge gelöst. Ungebeten tritt er auf die andere Seite des Tieres und ergreift sachte sein Ohr, beugt sich vor und reibt die Nase am Hals des Tieres, nennt es einen »großen Dummkopf«.
    McAvoy gefällt dieser Beweis von Zuneigung. Der Mann kennt sich mit Tieren aus. Liebt Pferde. Kann kein ganz schlechter Mensch sein.
    Gemeinsam schlängeln sie sich zwischen den Autos hindurch zum Sportplatz. Drei Beamte in Uniform lehnen erschöpft an den Hauben von zwei Streifenwagen. Sie wirken zerzaust und ausgelaugt. Dankend nicken sie McAvoy im Vorbeigehen zu. Der junge Constable, der ihn angerufen hat, reckt triumphierend die Faust in die Höhe und flüstert einem Kollegen etwas zu. Gelächter bricht aus, und instinktiv vermutet McAvoy, dass sie sich über ihn lustig machen. Dass der Scherz auf seine Kosten geht.
    »Wir werden die Tiere festbinden, Sir«, sagt der Rom. »Wir dachten, dass der Zaun um das ganze Feld herumreicht. Hat mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, als ich sah, dass die Pferde weg sind, das kann ich Ihnen sagen.«
    McAvoy kommt langsam wieder zu Atem und sieht den Mann über die drahtige Mähne des Pferdes hinweg an. »Das ist kein offizieller Lagerplatz, Sir. Es ist ein Fußballfeld. Sie wissen doch, dass Sie hier nicht kampieren dürfen.«
    »Ach, können Sie nicht einmal ein Auge zudrücken?«, bittet der Rom und fixiert McAvoy mit seinen hellblauen Augen. Plötzlich strahlt er einen augenzwinkernden, spitzbübischen Charme aus. »Wir hatten ein bisschen Zoff, ich und eine der anderen Familien da oben. Sind nicht mehr willkommen. Nur eine Nacht oder zwei, mal drüber schlafen, dann sind wir wieder Freunde.«
    McAvoy hört nicht richtig zu. Das geht ihn nichts an. Er lässt es auf sich beruhen. Man hat ihn gebeten, ein entflohenes Pferd einzufangen, und das hat er getan. Die Aufregung ist vorbei. Jetzt muss er versuchen, sich für die Besprechung bei der frisch ernannten Polizeidirektion wieder halbwegs präsentabel zu machen, und dem neuen Vorsitzenden erklären, warum seine Einheit unverzichtbar ist und warum die Statistik für Gewaltverbrechen dennoch nach oben zeigt. Dieser Termin hat McAvoy ebenso wirksam den Schlaf gekostet wie seine drei Monate alte Tochter, und als der Gedanke jetzt wieder an die Oberfläche treibt, wird ihm flau im Magen. Richtig schlecht.
    Ein Windstoß trägt den Duft nach gebratenem Speck und selbstgedrehten Zigaretten heran. Er legt den Kopf zurück, saugt begierig einen Atemzug sauberer, frischer Luft ein. Öffnet die Augen. Starrt in den Himmel, der wolkenverhangen und dunkel ist. Es kann nur noch Sekunden dauern, bis der Regen kommt.
    Sie nähern sich dem Halbkreis der Wohnwagen. Ein Jubelschrei ertönt, den McAvoy zu einer der Frauen zurückverfolgt, die auf den Sofas sitzen. Sie ist in den Vierzigern, hat lockige dunkelblonde Haare und trägt einen weißen Jogginganzug, der zwei Größen zu klein ist.
    »Ah, guter Junge«, ruft sie. Sie stellt den Teebecher ab und stemmt ihre kleine, kurvenreiche Gestalt vom Sofa hoch. »Hab ich nicht gesagt, dass alles in Ordnung kommt?«
    Letzteres sagt sie zu den beiden Mädchen im Teenageralter, die auf dem Sofa gegenüber sitzen. Beide tragen rosa Nachthemden unter grauen Kapuzenjacken. Sie sind keine Zwillinge, haben aber identisch geschnittene, glatte schwarze Haare mit Seitenscheitel und tragen massenhaft Gold an Hals und Ohrläppchen.
    McAvoy reicht den Strick an den anderen Mann weiter, und der bedankt sich mit einer ernsthaften Verbeugung. »Sie sind ein guter Mann, Sir. Ein guter Mann. Schotte vermutlich, ja?«
    McAvoy nickt. »Westliche Highlands.«
    »So ganz ohne Kilt?«, sagt der andere lächelnd.
    »Die Leute sehen mich auch so schon seltsam an.«
    Der Rom lacht lauter, als der Scherz verdient. Versetzt McAvoy einen leichten Schlag auf den mächtigen Unterarm. »Meine Güte, Sie sind wirklich ein Riese.« McAvoys Wangen drohen wieder zu erröten, also nickt er einfach. Kommt wieder zur Sache. »Binden Sie ihn gut fest. Butterblümchen. Das hier ist kein Rummelplatz.«
    »Aye, Sir. Aye.«
    McAvoy sieht sich um. Sofas, Generatoren und Toilettenhäuschen. Gesichter tauchen hinter den makellosen Gardinen in den Fenstern der Wohnwagen auf, genauso interessiert daran, was vor ihrer Tür passiert, wie die Menschen hinter den Fenstern der frei stehenden Häuser mit vier Schlafzimmern am Rand der

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