Dein Kuss in meiner Nacht
durchsortieren müssen, ehe ich was Genaueres sagen kann. Aber ich bin noch nie vor einer Herausforderung zurückgeschreckt.«
Tordjann grinste und zog sie in seine Arme.
»Das ist mein Mädchen«, murmelte er in ihr Ohr. »Aber ehe du dich ans Sortieren machst, hätte ich da noch eine andere Aufgabe für dich.«
»Und die wäre?«, fragte Narjana und rieb sich an seinem harten Körper.
»Ist das nicht offensichtlich?«, knurrte er, sie noch fester an sich pressend.
Sie schenkte ihm einen gespielt unschuldigen Blick.
»Klär mich auf«, forderte sie. »Ich weiß nämlich nicht ...«
Weiter kam sie nicht, weil er ihren Mund mit seinen Lippen verschloss.
***
»So«, sagte Frejan in widerlich selbstzufriedenem Ton. »Wo wir jetzt alle so nett zusammen sind, können wir zum gemütlichen Teil übergehen.«
Ich hätte was darum gegeben, diesem miesen Schwein die Nase zu brechen. Doch alles, was ich tun konnte, war, dazusitzen und zuzusehen, wie die beiden Männer sich gegenseitig mit hasserfüllten Blicken anstarrten.
»Lass sie gehen«, sagte Cole. »Ich führ dich zur Quelle, wenn du willst. Doch lass Faith aus dem Spiel. Sie hat damit nichts zu tun. Es ist eine Sache zwischen dir und mir. Es war doch immer eine Sache zwischen uns beiden, nicht wahr? Dein verdammter Neid. Er hat dich zerfressen und bitter gemacht. Du warst einmal anders. Dies hier war unser Versteck. Wir waren Freunde. Beste Freunde!«
»Du wirst diesen Arsch nicht zur Quelle führen«, sagte ich aufgebracht, doch beide Männer ignorierten mich vollkommen.
»Oh, ich hab das nicht vergessen«, sagte Frejan mit einem freudlosen Lachen. »Aber wir waren nur Kinder. Du hast mir damals versprochen, dass wir immer alles zusammen machen würden. Wie beste Freunde das tun. Doch du warst ja so ehrgeizig und hast dich entschieden, deine Karriere ohne mich zu machen.«
»Ich hatte dich gefragt, was ich tun soll, als Tribun Thorus mir anbot, mich zum Hüter zu machen. Du hast gesagt, ich solle annehmen!«, verteidigte sich Cole.
»Was hast du erwartet, was ich sagen soll?«, fuhr Frejan in an. »So was wie: ›Nein Cole, tu das nicht, Cole‹? Was für ein Freund wäre ich gewesen?«
»Ich hätte verzichtet. Doch ich dachte, es wäre okay. Ich hab dich gefragt und getan, was du mir gesagt hast. Was hätte ich sonst tun sollen?«, fragte Cole ärgerlich.
»Du hättest auf den Posten verzichten können, ohne mich erst vorher in die Verlegenheit zu bringen, für dich eine Entscheidung treffen zu müssen. Wir hätten zusammen das Forschungsteam unterstützen können. Aber das war dir nicht gut genug! Du wolltest höher hinaus. Du wolltest schon immer was Besonderes sein. Aber jetzt bist du nicht mehr so hoch oben, nicht wahr? Jetzt bist du bereit, um das Leben dieser Schlampe hier zu betteln.«
»Der Junge, den ich kannte, hätte niemals einem Mädchen etwas angetan«, klagte Cole ihn an. »Was ist aus dir geworden? Es tut mir leid, wenn ich dich damals in Verlegenheit gebracht und dich verletzt habe. Es war keine Absicht. Du warst mein Freund. Ich dachte, ich könnte dich um Rat fragen.«
»Deine Reue kommt zu spät«, schrie Frejan ihn an. »Und jetzt nützt mir das alles nichts mehr. Ich muss diese Quelle finden, koste es, was es wolle.«
»Warum bist du so versessen darauf?«, wollte Cole wissen.
»Weil ich sterbe! Ich sterbe, hörst du?«, brüllte Frejan.
Ich sah Schock in Coles Augen aufblitzen. Egal, was dieser Typ getan hatte, ein kleiner Teil von Cole schien in Frejan noch immer den Freund aus Kindertagen zu sehen, und ich konnte ihn verstehen.
»Was meinst du damit?«, fragte Cole.
»Dass ich Krebs habe! Das meine ich!«, erklärte Frejan aufgeregt. »Ich bin gerade neunzehn geworden und die Heiler sagen, dass ich vielleicht noch ein Jahr habe. Mit Chemo vielleicht etwas länger, doch ich will keine verdammte Chemo!«
»Es gibt viele Menschen, die den Krebs besiegt haben«, mischte ich mich ein.
Frejan wandte sich zu mir um.
»Ja, in deiner Welt. Die Form von Krebs, die ich habe, gibt es in deiner Welt nicht. Sie ist aggressiver, tödlicher. Die Quelle ist meine einzige Rettung.«
»Dann lass sie gehen und ich führe dich«, versuchte Cole erneut mit Frejan zu verhandeln.
»Nein!«, sagte ich entschieden und diesmal hörten mich beide Männer. Ihre Blicke gingen zu mir, einer voller Verzweiflung, der andere voller Hass.
»Du willst mir meine Rettung nicht gönnen, du herzlose kleine Schlampe, he?«, knurrte Frejan wütend und
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