DEIN LETZTER TANZ
der ziemlich finster dreinschaute. Wären nicht die knallbunten Klamotten und die rote Perücke gewesen, Donna wäre nie auf die Idee gekommen, dass er sich tatsächlich für die Rolle des Clowns bewerben wollte! Und das, wo der alte Clown der Truppe – Bruno – immer der absolute Publikumsliebling gewesen war. Leider war Bruno kürzlich aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand getreten. Seitdem suchten ihre Eltern verzweifelt nach einem Ersatz. Der Job des Zauberers sollte erst einmal nur vorübergehend sein, um zu sehen, ob so etwas überhaupt beim Publikum ankam, denn bisher hatte es derartige Kunststücke in dem Zirkus der Carrigans nicht gegeben. Es war Donnas Idee gewesen, so etwas einmal zu versuchen, da sie die Zauberei eben sehr mochte.
Auch ein Jongleur wurde gesucht. Zwar hatte der Zirkus bereits einen, aber auch der hatte seit einiger Zeit immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, sodass er nur noch in jeder zweiten Vorstellung auftreten konnte. Ein weiterer Jongleur könnte dann die restlichen Auftritte übernehmen.
Am dringendsten aber war die Rolle des Clowns zu besetzen. Ein Clown war nun mal das Aushängeschild eines jeden Zirkus. Und deshalb fand Donna den Gedanken, dass dieser Miesepeter der Nachfolger des alten Bruno werden sollte, einfach nur absurd.
Ihr Vater wirkte genauso skeptisch. „Na, dann leg mal los, Clive“, sagte er. „Wir sind gespannt auf deine Darbietung.“
Donna war wirklich überrascht, was sich daraufhin ereignete. Am Ende der Show blieb ihr nichts anderes übrig, als zuzugeben, dass Clive wirklich gut war. Er mochte ansonsten nicht sonderlich sympathisch wirken – was aber täuschen konnte, schließlich hatte sie ihn noch gar nicht richtig kennengelernt –, aber eines stand fest: Er hatte es wirklich drauf, die Leute zu unterhalten und zum Lachen zu bringen. Voller Elan wirbelte er durch die Manege, stolperte und hüpfte, spritzte Wasser aus einer Plastikblume, die am Kragen seines bunt karierten Jacketts befestigt war, ins Publikum und lachte dabei so ansteckend, dass sogar Donna mitlachen musste. Wen kümmerte es da schon, dass sich sein Gesicht wieder in eine Art steinerne Maske verwandelte, sobald die Scheinwerfer aus-
gingen?
Nun, ihren Vater jedenfalls nicht, denn er war wirklich begeistert von Clives Leistung. Genau wie die anderen Anwesenden, die in laute Beifallsstürme ausbrachen, als der junge Clown sich so tief verbeugte, dass seine Perücke beinahe die Sägespäne berührte, mit denen der Boden der Manege ausgelegt war. Auch Donna war ganz angetan und vor allem überrascht. Trotzdem konnte sie sich nicht vorstellen, dass sie mit Clive jemals warm werden würde. Aber man musste sich ja nicht mit jedem gut verstehen.
Nach ihm kamen noch einige Kandidaten an die Reihe, die sich um die Stelle als Jongleur bewarben. Die ersten fünf Leute waren wirklich grottenschlecht. So schlecht, dass Donna bereits die Hoffnung verlor, tatsächlich noch eine vernünftige Darbietung geboten zu bekommen.
Doch dann trat ein schlaksiger Junge in Jeans und T-Shirt in die Manege, und Donnas Herz fing an, heftig zu klopfen.
Was für ein unglaublich süßer Typ! Sein dunkelblondes Haar hing ihm in unordentlichen Strähnen ins Gesicht und verdeckte die meiste Zeit seine Augen, die von einem so unglaublichen Blau waren, dass Donna weiche Knie bekam.
Und er sah nicht nur gut aus, er hatte auch wirklich was drauf. Wie er die Bälle und Keulen durch die Luft wirbelte, war mehr als eindrucksvoll. Als Höhepunkt jonglierte er schließlich sogar mit brennenden Fackeln. Er schleuderte sie so hoch, dass sie fast die Kuppel des Zirkuszelts berührten. Die Hitze war in den ersten Reihen deutlich zu spüren, doch er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Donna konnte sich nicht vorstellen, dass ihr Vater ein solches Talent einfach ziehen lassen würde. Und das tat er natürlich auch nicht.
„Ich würde sagen, wir haben unsere Truppe beisammen“, verkündete er, nachdem der süße Junge, der Max hieß, fertig war. „Clive, Gavin und Max – ich schlage vor, ihr alle arbeitet erst einmal zwei Wochen zur Probe bei uns. Dann wissen wir, ob die Chemie zwischen uns stimmt, und sehen weiter.“
„Herzlichen Glückwunsch“, sagte Donna, als Max an ihr vorbeiging. Sie ärgerte sich darüber, wie heiser ihre Stimme klang. „Deine Show war echt total klasse.“
„Ja?“ Er war stehen geblieben und lächelte jetzt so süß, dass Donna ihn ein paar Sekunden einfach nur
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