DEIN LETZTER TANZ
heute strengte sie sich ganz besonders an, denn sie wusste, dass Max irgendwo dort unten saß und ihr zuschaute.
Ja, sie wollte ihn beeindrucken, denn er gefiel ihr. Und sie hatte das Gefühl, dass er sie auch mochte.
Ein Raunen ging durch das Publikum, als Donna zum großen Abschluss ihrer Nummer kam und sie ein Rad auf dem Seil schlug. Dann gingen die Scheinwerfer aus, und sie kletterte über eine versteckt angebrachte Strickleiter hinunter, zurück in die Manege.
Klasse, die Kleine hat wirklich was drauf.
Ich habe ja schon gehört, dass sie gut ist, aber diese Show hat mich echt beeindruckt. Sie ist fast so gut, wie ihre Mutter früher einmal gewesen sein soll.
Nicht dass ich mich sonderlich für den Zirkus und seine Mitarbeiter interessiere. Nein, ganz im Gegenteil.
Ich hasse den Zirkus. Und ich werde dafür sorgen, dass er schon bald der Vergangenheit angehört.
Tut mir leid, Donna – aber was sein muss, muss eben sein.
2. KAPITEL
„Wie alt bist du eigentlich?“, fragte Donna, als sie und Max nach der Vorstellung noch im Burger Shack zusammensaßen und Shakes tranken. Der Abend war wirklich toll gelaufen: Es waren viele Zuschauer da gewesen, und die Stimmung konnte man nur als bombastisch bezeichnen. Zwar handelte es sich bei Dedmon’s Landing um ein sehr kleines Dorf, aber im näheren Umkreis gab es noch jede Menge anderer Städtchen, und wenn irgendwo in der Umgebung was los war, kamen alle Leute dorthin. Das war für einen kleineren Zirkus wie den von Donnas Eltern ein klarer Vorteil, und deshalb war es ihnen auch möglich, gleich einige Wochen am Stück hier zu gastieren.
„Neunzehn.“ Max sah sie an. „Und du?“
„Ein Jahr jünger. Und woher kommst du?“
„Aus Wrigley. Das ist ein kleiner Ort in der Nähe, etwa eine halbe Autostunde von hier. Aber aufgewachsen bin ich in L. A.“
„Und wie kamst du dazu, dich bei meinen Eltern zu bewerben?“
Er zuckte die Schultern. „Jonglieren war schon immer meine Leidenschaft. Irgendwie hatte ich da schon als Kind ein Talent, ich weiß auch nicht. Aber ich hab natürlich nie ernsthaft daran gedacht, daraus mal einen Beruf zu machen. Tja, bis mir dann vor zwei Wochen dieser Flyer von euch in die Hände fiel: ein Zirkus, der einen Jongleur sucht. Und da ich im Moment ohne Job dastehe, weil die Kfz-Werkstatt, bei der ich eine Lehre angefangen hatte, pleitegegangen ist, dachte ich eben, es könnte nicht schaden, sich da mal zu melden. Allerdings hätte ich nie damit gerechnet, dass ich den Job wirklich kriege. Wobei, bisher bin ich ja auch erst mal nur zur Probe dabei.“
„Ach, da mach dir mal keinen Kopf.“ Donna winkte ab. „Mein Dad war schon beim Casting sehr angetan von dir. Und nachdem er heute gesehen hat, dass du auch vor vielen Zuschauern richtig gut bist, wird er dich sicher länger beschäftigen. Aber wäre das denn überhaupt was für dich, so durch die Gegend zu reisen?“
Er nickte. „Klar, ich stell mir das total spannend vor. So sieht man endlich mal was von der Welt.“
„Das auf jeden Fall. Aber viel zu verdienen gibt’s in so einem Zirkus nicht, zumal wir nicht zu den ganz Großen in der Branche gehören.“
„Das ist mir egal. Solange ich ein Dach über dem Kopf habe, was zwischen die Beißer krieg und vielleicht noch den einen oder anderen Dollar verdienen kann, um was zur Seite zu legen, ist das alles kein Problem.“ Ein bisschen unsicher sah er Donna an. „Und dein Dad findet echt, dass ich das ganz gut mache?“
„Verlass dich drauf. Glaub mir, ich sehe sofort, ob ihm was gefällt oder nicht. Aber sag mal, was hältst du eigentlich von den beiden anderen, die mit dir angefangen haben?“
„Gavin und Clive?“ Er zuckte die Achseln. „Also, ich kenne sie ja bisher auch nur flüchtig, aber Gavin scheint schwer in Ordnung zu sein, selbst wenn er ziemlich schüchtern ist. Clive hingegen ist, wenn du mich fragst, ein bisschen zu selbstbewusst.“
„Nicht nur das. Ich finde ihn total unfreundlich. Auch vorhin wieder, vor der Show. Da hab ich mich nur erkundigt, ob bei ihm alles klar ist, und er hat mich total angemacht.“
„Echt?“
„Ja. Er meinte, dass er schon weiß, wie das in einem Zirkus abläuft, und er nicht so ein blutiger Anfänger ist wie die beiden anderen, also Gavin und du.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. Ich möchte nicht vorschnell über ihn urteilen, aber ich finde, so muss man sich nicht aufführen, wenn man irgendwo ganz neu ist.“
„Find ich auch. Ist auch
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