Dein Name
übernommen worden zu sein, letzte Woche die Rheinfahrt nach Linz, da lachen sie fortwährend und stecken mich an. Zwei indische Informatiker, die für drei Monate bei der Autofabrik in Niehl eine Weiterbildung machen, schwärmen auf englisch vom UmweltbewuÃtsein der Deutschen. Das wird das erste sein, was sie ihren Leuten in Indien sagen werden: Die Ressourcen sind endlich. Was immer du von der Natur nimmst, fordert sie zurück. Weil sie ein Monatsticket der Deutschen Bahn besitzen, fahren sie jedes Wochenende durch die Gegend. Ich empfehle ihnen, für den Weg zurück die Fähre zu nehmen. Der Mutter aus Polen hat es schlieÃlich auch gefallen. Die Galeristin bittet um Entschuldigung, daà nicht so viele Menschen in den Wohnwagen treten. AuÃerdem hatten sie mir wohl mehr Dramen bieten wollen. Schon richtig, daà Dramen ergiebiger sind. DrauÃen haben die Serben zu tanzen begonnen. 15:07 Uhr, also früher. Jetzt ist schon länger keiner mehr vorbeigekommen, bestimmt zwanzig Minuten, also keiner, der hinreichend exotisch ist. Ein älterer Mann telefoniert gerade mit der Ukraine, der sich dreimal bestätigen lieÃ, daà es keine Bedingungen gibt. Nein, ich verkaufe keine Waschmaschine. Ein älterer Türke mit Schirmmütze und buschigem Schnurrbart ist stolz, daà er exakt aus Troja stammt. Eine Kölnerin erreicht niemanden in Griechenland. Ein türkisches Ehepaar wirkt so heimisch, daà es gar nicht erst zum Gespräch mit mir gewinkt wird. Mir gefällt die Normalität, die schlieÃlich Frieden bedeutet, auch wenn ich am meisten an die junge Frau mit dem Kopftuch denke. Sie sprach ein schönes, französisch klingendes Deutsch, bei dem die Traurigkeit noch im Tonfall liegt. Ich würde mich freuen, wenn sie anriefe und wir uns ohne Kamera unterhielten. Teheran hebt nicht ab. Endlich kann ich meine Herkunft einbringen, für die ich schlieÃlich bezahlt werde: Es ist doch schön, Menschen für ein paar Minuten glücklich zu machen, sagt eine Iranerin über die Installation. Ob sie glücklich sei mit ihrem Leben? Man muà es doch. Natürlich ist es besser bei der Familie, aber der Sohn hat in Deutschland mehr Möglichkeiten, die Ausbildung vor allem. Er ist im ersten Schuljahr und kann sich nicht an Iran erinnern. Sie bleiben sitzen, damit der Sohn in Ruhe die Pizza aufiÃt, die er im Karton mitgebracht hat. Ihr Mann fährt Taxi. Hier in Porz gibt es weniger Hartz IV, meint auch sie â warum der Wohnwagen nicht in Kalk stünde? Chodâ hâfez , chodâ hâfez . Gott beschütze Sie, Sie auch. So peinlich es mir ist, frage ich die Galeristin, ob sie mir etwas Geld leihen könne fürs Essen, da ich mein Portemonnaie vergessen habe. Sie erfreut mich mit acht Euro Tagesgeld, für das ich nur das Formular unterschreiben muÃ. Bis gleich dann, nein, Moment, der Mann mit Bart und weiÃem Leinenanzug über dem Trikot der griechischen Nationalmannschaft, könnte etwas hergeben, kein Drama, das nicht, eher sieht er aus, als steckten seine Hosentaschen voller Kuriositäten. ⦠Gestern bin ich auf der Fahrradtour mit der Ãlteren auch an einem Bürgerfest vorbeigefahren, dem Bürgerfest des Ortsverbands Flittersdorf der Christdemokratischen Partei Deutschlands kurz vor der Grenze zu Leverkusen, wo man die nächste GroÃstadt zweihundert Kilometer entfernt vermutet, da waren die gleichen Deutschen bei Schlagermusik, Bratwurst, Kölsch. Jetzt drängen sie sich auf dem Rathausplatz von Porz genauso dicht, nur daà sie viel zu lauten türkischen Pop hören und Tzatziki, Börek oder den kurdischen Vorspeisenteller zu vier Euro essen. Das Kölsch ist geblieben, auch die deutsche Christdemokratie vertreten mit einem Eisstand, die Kugel fünfzig Cent. Die Jugoslawen bringen uns eine Pappschale ÄevapÄiÄi in den Wohnwagen, die besser schmecken als die Souflaki, von denen ich eben drei statt zwei aÃ, weil nach Ansicht des Verkäufers ein Spieà so kurz war, daà er mir einen weiteren schenkte, auÃerdem drei Scheiben Toastbrot. Mir schienen alle drei SpieÃe gleich lang zu sein. Die ÄevapÄiÄi sind trotzdem leckerer. Eine Kinderärztin aus Kirgisien ist ebenfalls zufrieden, und wie erst, wenn sie das Examen besteht, mit dem sie wieder in ihrem Beruf arbeiten kann. In Kirgisien wurde es für die Russen schwierig. Viel Feindschaft, deutet sie an, und ich nicke, als
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