Dein Name
iranischer Auslandsstudenten gehörte, nach der Rückkehr aus Europa zunächst als Lehrer arbeitete, später als Professor an der Universität lehrte, Englisch und Arabisch flieÃend sprach, geschichtswissenschaftliche Bücher verfaÃte oder übersetzte, vor allem zur Geschichte Isfahans, von ehrwürdigen Geistlichen ebenso oft um Rat gefragt wurde wie von jungen Dichtern, unter allen Freunden GroÃvaters der gelehrteste war. Und das, was ich wuÃte, hatte ich bereits in Deinem Namen aufgeschrieben oder 1995 in einer Reportage über Isfahan, einer meiner ersten Reisen als Berichterstatter überhaupt. Du muÃt mit Herrn Mehriar sprechen, rieten damals alle, Herr Mehriar ist eine Bibliothek, Herr Mehriar ist unser Gedächtnis, und als ich mit ihm gesprochen hatte, machte ich daraus ein einziges, langes Zitat, so anschaulich konnte er erzählen.
Als wir vor siebzig Jahren auf den Berg im Süden der Stadt stiegen, sahen wir, wie die schönen Haine die Stadt wie ein Ring umfaÃten und wie in der Mitte der Lebenspendende Fluà gleich einer silbernen Schnur gespannt war. Nicht umsonst nannte jeder, der nach Isfahan kam, es die Stadt des Türkis. Ja, genau das war es. Diese grünen Haine rund um Isfahan, und alle Häuser waren groà und hatten in ihren Gärten viele Bäume, und inmitten der braunen Gebäude strahlten die blauen Kacheln der Moscheekuppeln. Schon aus der Ferne nahm Isfahan die Herzen aller für sich ein. Ich erinnere mich, als ich Schüler in der Theologischen Hochschule war, daà uns der Gesang der Nachtigallen nachts nicht schlafen lieÃ. Das klingt jetzt wie ein Märchen, aber das war wirklich so: Die Nachtigallen haben so herrlich und hell gesungen, daà wir einfach nicht einschlafen konnten. Gewöhnlich hatte jedes Haus ein groÃes Wasserbassin, und auf jeder Seite des Hauses lag ein Garten. Ãber uns leuchtete der Himmel vor Sternen so hell, das haben Sie nicht mehr erlebt. Das war eine hinreiÃende, eine herzbetörende Atmosphäre. Die Leidenschaft der Isfahanis für Wasser und Pflanzen ist unbeschreiblich. Sie war es, die das schöne, überall grüne Isfahan entstehen lieÃ, mit seinen Bäumen und seinen Wasserläufen, egal, wo man hinblickte. Besonders erinnere ich mich an die Zeit der Quitten. Manchmal, wenn wir aus Kaladun oder Nurbin kamen, machte uns der Duft der Quitten trunken. Sie denken, ich erzähle hier wieder Märchen, aber das war so: wirklich trunken wie Wein. Heute stehen auf all diesen Feldern Fabriken. Heute ist die Luft von Isfahan alles andere als rein und betörend.
Die Besonderheit von Isfahan bestand darin, daà die alte Zivilisation alle Bereiche des Lebens durchwirkte, die Wasserversorgung ebenso wie die Kochkunst, den Umgang mit dem Feuer ebenso wie die Heizungsanlagen, die Gartenkunst nicht weniger als die Architektur. Wer die Augen öffnete, konnte sehen, wie diese Blutader ihrer uralten Geschichte die Köpfe, Herzen und Hände der Isfahanis versorgte. Heute stehen Sie vor einem groÃen Gebäude wie der Schah-Moschee oder der Scheich Lotfollah-Moschee. Sie wundern sich zu recht, wie Menschen so etwas schaffen konnten. Aber ist Ihnen bewuÃt, daà jene Architekten, die sie entworfen, und jene Maurer, die sie gebaut haben, auf dem Boden einer alten Zivilisation standen? Diese Vergangenheit war es, die die Ideen in ihren Köpfen überhaupt entstehen lieÃ, damit sie die Kuppeln in dieser Form, ohne technische Hilfsmittel und ohne Wissenschaft im modernen Sinn, errichten konnten. Ihr Wissen reichte wahrscheinlich zurück zu jenen persischen Stämmen, die ihre Zelte kuppelförmig errichteten.
Einer der Fehler des früheren Schahs war, daà er Zwang und Gewalt gebrauchte, um die moderne Zivilisation durchzusetzen. Der Boden der alten Zivilisation ist der Stadt entzogen worden, und es wird sehr lange dauern, bis die Menschen die neue Zivilisation so verinnerlicht haben, daà sie Gebäude mit der gleichen Schöpferkraft wie früher errichten. Wieviel Mühe machte man sich früher mit den Verzierungen und der Funktionalität einer einzigen Holztür, der Dauerhaftigkeit und dem Verlauf einer einzelnen Wasserleitung, welch handwerkliches Geschick und künstlerische Kreativität kamen da zum Ausdruck! Das haben Sie nicht mehr gesehen, denn das jetzige Isfahan ist westlich geworden; die Rohre sind aus Beton, die Türen aus Eisen.
Ja,
Weitere Kostenlose Bücher