Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
nickt.
»Das Militär schickt einen Hubschrauber. Sie wollen ihn zu einer Garnison bringen. Sie haben Angst, er könnte uns etwas erzählen. Die Wahrheit zum Beispiel.«
Veronica Cray wird ihre Zuständigkeit bestimmt nicht aufgeben. Und wenn sie bis zum Innenministerium oder zum Lord Chamberlain gehen muss. Sie hat zwei Morde, zwei Schießereien und zwei Entführungen aufzuklären. Die Debatten und juristischen Winkelzüge dauern zu lange. Gideon sitzt derweil vier Meter entfernt, summt vor sich hin und starrt in den Spiegel.
Er sieht nicht aus wie ein Mann, der den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen wird. Er sieht aus, als würde er sich nicht die geringsten Sorgen machen.
DI Cray betritt den Verhörraum. Monk setzt sich auf den zweiten Stuhl. Eine dritte Person, ein Anwalt der Army, bezieht hinter ihnen Posten, um, wenn nötig, unverzüglich einzugreifen. Alle Mikrofone sind aus dem Raum entfernt worden. Es gibt keine Notizblöcke und Bleistifte. Die Vernehmung wird nicht aufgezeichnet. Ich bezweifle, ob es überhaupt noch eine Akte
über Gideons Festnahme und seine Fingerabdrücke gibt. Irgendjemand ist eisern entschlossen, jede Spur von ihm zu tilgen.
Veronica Cray gießt aus einer Plastikflasche Wasser in einen Plastikbecher. Sie legt den Kopf zurück und atmet tief ein. Tyler scheint ihren Hals mit Interesse zu beobachten.
»Wie Sie wahrscheinlich bemerkt haben, handelt es sich hierbei nicht um eine formelle Vernehmung«, sagt sie. »Nichts von dem, was Sie sagen, wird aufgezeichnet. Es kann also nicht gegen Sie verwendet werden. Sie müssen nur eine Frage beantworten. Wo sind Julianne und Charlotte O’Loughlin?«
Gideon drückt seinen Rücken gegen die Lehne des Stuhls, schiebt die Arme vor und legt die Hände mit gespreizten Fingern auf den Tisch.
»Ich werde nicht mit Ihnen reden«, flüstert er.
»Sie müssen mit mir reden.«
Er bewegt den Kopf von links nach rechts.
Gideon starrt in den Spiegel, durch ihn hindurch.
»Wo sind Julianne und Charlotte O’Loughlin?«
Er setzt sich kerzengerade hin. »Ich bin Major Gideon Tyler. Geboren am 6. Oktober 1969. Ich bin Soldat in der First Military Intelligence Brigade Ihrer Majestät.«
Er befolgt die militärischen Verhaltensregeln im Falle einer Gefangennahme - Name, Alter und Rang.
»Kommen Sie mir nicht mit dem Scheiß«, sagt Veronica Cray.
Gideon fixiert sie mit einem milchig-grauen Blick und sucht ihre Augen. »Muss schwer sein, als Lesbe bei der Polizei, als Mitglied im Leckschwesternclub auf das schwarze Dreieck zu stehen und sich die ganzen hämischen Kommentare anzuhören. Wie nennt man Sie hinter Ihrem Rücken?«
»Beantworten Sie meine Frage.«
»Beantworten Sie meine. Kriegen Sie es oft besorgt? Ich hab mich immer gefragt, ob Lesben viel Sex haben. Sie sind hässlich wie ein Hut voll Arschlöcher, also vermutlich eher nicht.«
Veronica Crays Stimme bleibt geschmeidig, aber ihr Nacken
ist puterrot. »Ich höre mir Ihre Fantasien ein anderes Mal an«, sagt sie.
»Oh, ich überlasse nie etwas der Fantasie, Detective Inspector. Das müssten Sie doch mittlerweile wissen.«
Diese Aussage ist auf schreckliche Weise wahr.
»Sie wandern für den Rest Ihres Lebens ins Gefängnis, Major Tyler. Dort stößt Leuten wie Ihnen gerne mal was zu. Sie werden verändert.«
Gideon lächelt. »Ich komme nicht ins Gefängnis, Detective Inspector. Fragen Sie ihn.« Er weist mit dem Kopf auf den Armyanwalt, der seinem Blick ausweicht. »Ich bezweifle, ob ich überhaupt aus diesem Gebäude komme. Haben Sie schon mal was von Renditions gehört, außerordentlichen Überstellungen? Geheimgefängnissen? Inoffiziellen Flügen?«
Der Anwalt tritt einen Schritt vor. Er will, dass die Vernehmung beendet wird.
Veronica Cray beachtet ihn gar nicht, sondern redet weiter. »Sie sind Soldat, Tyler, ein Mann, der nach Regeln lebt. Und ich meine nicht Dienstvorschriften oder einen militärischen Ehrenkodex. Ich spreche von Ihren eigenen Regeln, davon, an was Sie glauben, und Kindern wehzutun gehört nicht dazu.«
»Erzählen Sie mir nicht, was ich glaube«, erwidert Gideon und schrammt mit den Fersen über den Boden. »Reden Sie nicht von Ehre, der Königin oder dem Vaterland. Es gibt keine Regeln.«
»Sagen Sie mir, was Sie mit Mrs. O’Loughlin und ihrer Tochter gemacht haben.«
»Lassen Sie mich den Professor sehen.« Er wendet sich zum Spiegel. »Guckt er zu? Bist du da, Joe?«
»Nein, Sie werden mit mir reden«, sagt DI Cray.
Gideon hebt die
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