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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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okay?«
    Sie nickt.
    »Ich höre mit. Wenn du Angst kriegst, hältst du den Hörer zu und sagst es mir.«
    Sie nickt und nimmt den Hörer des zweiten Telefons.
    »Hallo, Daddy, ich bin’s.«
    »Hi, wie geht’s dir?«
    »Gut.«
    »Tut mir leid, dass wir unterbrochen wurden, Baby. Und ich kann auch nur kurz telefonieren.«
    »Ich hab einen Zahn verloren.«
    »Wirklich?«

    »Die Zahnfee hat mir zwei Geldstücke gegeben. Ich hab der Zahnfee einen Brief geschrieben. Mummy hat mir dabei geholfen.«
    Chloe ist ein Naturtalent. Ohne es bewusst zu versuchen, bannt sie seine Aufmerksamkeit komplett und hält ihn in der Leitung.
    »Ist deine Mum auch da?«
    »Ja.«
    »Hört sie zu?«
    »Nein.«
    Auf der anderen Seite der Scheibe reckt Oliver beide Daumen. Sie haben den Anruf zurückverfolgt. Chloe weiß nicht mehr, was sie sagen soll. Gideon stellt ihr Fragen. Manchmal nickt sie, anstatt zu antworten.
    »Hast du Ärger?«, fragt sie ihn.
    »Mach dir um mich keine Sorgen.«
    »Hast du was Böses gemacht?«
    Im Hintergrund höre ich das Sirenengeheul der näher kommenden Polizeiwagen. Gideon hat es auch gehört. Ich nehme Chloe den Hörer ab.
    »Es ist vorbei«, sage ich. »Wo sind Charlie und Julianne?«
    »Du Schwanzlutscher!«, schreit Gideon ins Telefon. »Du mieser Abschaum! Ich reiß dir ein neues Arschloch auf! Du bist tot! Nein, deine Frau ist tot! Du wirst sie nie lebend wiedersehen.«
    Ich höre weitere Sirenen, quietschende Bremsen und Wagentüren, die aufgerissen werden. Glas splittert, und ein Schuss hallt aus dem Hörer. Bitte, Gott, erschießt ihn nicht.
    Aus dem Einsatzraum ertönt Jubel. Fäuste werden gereckt. Irgendjemand ruft: »Wir haben das Schwein!«
    Chloe sieht mich an, verwirrt, verängstigt. Ich presse noch immer den Hörer ans Ohr und lausche, wie mindestens zwanzig Waffen gespannt werden. Jemand ruft Gideon zu, dass er sich auf den Boden werfen und die Hände hinter den Kopf legen soll. Weitere Stimmen. Schwere Stiefel.

    »Hallo? Ist da jemand? Hallo?«
    Niemand hört mich.
    »Kann mich irgendjemand hören? Heben Sie das Telefon auf!«, brülle ich. »Sagen Sie mir, was passiert ist.«
    Dann meldet sich am anderen Ende eine Stimme. Es ist Veronica Cray.
    »Wir haben ihn.«
    »Was ist mit Charlie und Julianne?«
    »Sie sind nicht bei ihm.«

68
    Gideon Tyler sieht anders aus. Fitter. Schlanker. Kein stotternder Geschichtenerzähler und raffinierter Lügner mehr. Keine unsichtbaren Mausefallen auf dem Boden. Es scheint beinahe so, als könne er sich körperlich verwandeln, wenn er eine neue Persönlichkeit annimmt, seine echte.
    Manche Dinge sind auch gleich. Seine dünnen blonden Haare, die schlaff über seine Ohren hängen, und die blassgrünen Augen hinter der Metallbrille mit rechteckigen Gläsern. Seine mit Handschellen gefesselten Hände liegen flach auf der Tischplatte. Die einzigen Anzeichen von Stress sind die Schwitzflecken in seinen Achselhöhlen.
    Er ist am ganzen Körper durchsucht und von einem Arzt untersucht worden, Gürtel und Schnürsenkel sind ihm abgenommen worden, genau wie seine Uhr und seine persönlichen Sachen. Seitdem sitzt er allein in dem Verhörraum und starrt auf seine Hände, als könnte er die Handschellen mit seinem Willen sprengen, die Tür aufspringen und die Wärter verschwinden lassen.
    Ich beobachte ihn durch ein Observationsfenster - einen Einwegspiegel im Verhörraum. Obwohl er mich nicht sehen kann, spüre ich, dass er weiß, dass ich hier bin. Hin und wieder blickt er auf und starrt in den Spiegel - nicht, um seine Miene zu studieren, sondern mit einem Blick, der sich jenseits davon mein Gesicht ausmalt.
    Veronica Cray trifft sich oben mit zwei Anwälten der Army und dem Chief Constable. Die Army verlangt mit Hinweis auf nationale Sicherheitsinteressen das Recht, Gideon zu verhören. DI Cray wird kaum nachgeben. Mir ist es egal, wer die Fragen
stellt. Jemand sollte in diesem Raum sein und Antworten verlangen, um meine Frau und meine Tochter wiederzufinden.
    Hinter mir geht die Tür auf. Ruiz tritt aus dem dunklen Flur in den dunklen Beobachtungsraum, in dem kein Licht brennt, weil es durch den Spiegel leuchten und den versteckten Raum verraten könnte.
    »Das ist er also.«
    »Das ist er. Können wir nicht irgendwas tun?«
    »Zum Beispiel?«
    »Ihn zum Reden bringen. Ich meine, in einem Film würdest du da jetzt reingehen und ihn windelweich prügeln.«
    »Früher vielleicht«, sagt Ruiz und klingt wirklich wehmütig.
    »Streiten sie immer noch?«
    Ruiz

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