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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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werden, Menschen, die den Kampf nicht freiwillig gewählt haben, aber ich wette, viele dieser vermeintlich Unschuldigen jubeln ihren Söhnen und Ehemännern zu, wenn sie in den Krieg ziehen. Sie stricken ihnen Socken. Schicken ihnen Lebensmittel.
    Siehst du, Joe, nicht jeder Krieger trägt eine Waffe. Alte Männer in reichen Ländern sorgen dafür, dass Kriege geführt werden. Genau wie die Leute, die auf ihrem Sofa sitzen, Sky News gucken und sie wählen. Also erspar mir deine verlogenen Moralpredigten. Es gibt keine unschuldigen Opfer. Wir haben alle irgendeine Schuld auf uns geladen.«
    Ich habe nicht vor, mit Gideon über die Moral des Krieges zu diskutieren. Ich will seine Rechtfertigungen und Ausreden, seine Auftrags- und Unterlassungssünden nicht hören.
    »Bitte sag mir, wo sie sind.«
    »Und was gibst du mir dafür?«
    »Vergebung.«
    »Ich will keine Vergebung für das, was ich getan habe.«
    »Ich vergebe dir, wer du bist.«
    Das scheint ihn kurz zu erschüttern.
    »Sie kommen mich holen, oder?«
    »Ein Hubschrauber ist unterwegs.«
    »Wen haben sie geschickt?«
    »Lieutenant Greene.«
    Gideon blickt zum Spiegel. »Greenie! Hört er zu? Seine Frau Verity hat einen supersüßen Arsch. Jeden Dienstagnachmittag vögelt sie in einem billigen Hotel in Ladbroke Grove einen Lieutenant
Colonel von der Versorgung. Einer der Jungs aus der Einsatzabteilung hat das Zimmer verwanzt. Was für ein Tape! Es ist schon im ganzen Regiment rumgereicht worden.« Er schließt feixend die Augen, als würde er die guten alten Zeiten noch einmal durchleben.
    »Könntest du mir die Brille hochschieben, Joe?«, fragt er.
    Sie ist auf seiner Nase hinuntergerutscht. Ich beuge mich vor, fasse das Gestell mit Daumen und Zeigefinger und schiebe es auf seinem Nasenrücken nach oben. Das Neonlicht spiegelt sich in den Gläsern und lässt seine Augen weiß erscheinen. Als er den Kopf zur Seite legt, sind sie wieder grau. Die Linsen scheinen sie nicht zu vergrößern.
    »Sie werden mich umbringen, Joe«, flüstert er. »Und wenn ich sterbe, wirst du Julianne und Charlie nie finden. Die Uhr tickt - für jeden, aber meine tickt ein bisschen schneller als die meisten, und das gilt auch für deine Frau.«
    Eine Spuckeblase platzt auf meiner Lippe, als ich den Mund aufmache, aber kein Wort herausbringe.
    »Früher habe ich die Zeit gehasst«, sagt er. »Ich habe die Sonntage gezählt. Ich habe mir vorgestellt, wie meine Tochter ohne mich heranwächst. Das war nur mechanische Zeit, der Stoff, aus dem Uhren und Kalender gemacht sind. Aber jetzt handle ich mit etwas viel Tieferem. Ich sammle die Zeit anderer Leute. Ich nehme sie ihnen weg.«
    So wie Gideon es sagt, klingt es, als könnten Menschen mit Jahren schachern. Sein Verlust wäre vielleicht mein Gewinn.
    »Du liebst deine Tochter, Gideon. Ich liebe meine. Ich kann nicht mal ansatzweise nachvollziehen, was du durchgemacht hast, aber du wirst Charlie nicht sterben lassen. Das weiß ich.«
    »Also ist sie diejenige, die du willst?«
    »Ja.«
    »Dann hast du deine Wahl getroffen?«
    »Nein. Ich will sie beide. Wo sind sie?«
    »Keine Wahl ist auch eine Wahl, schon vergessen?« Er lächelt.
»Hast du deine Frau nach ihrer Affäre gefragt? Ich wette, sie hat es geleugnet, und du hast ihr geglaubt. Guck dir ihre SMS an. Ich hab sie gesehen. Sie hat eine an ihren Boss geschickt, in der sie schreibt, du hättest Verdacht geschöpft, weshalb sie sich nicht mehr treffen könnten. Willst du sie immer noch retten?«
    Ein blutdunkler Schatten fällt auf mein Herz, und ich will mich vorbeugen, meinen Arm spannen wie einen Bogen und eine Faust in sein Gesicht rammen.
    »Ich glaube dir nicht.«
    »Guck dir ihre SMS an.«
    »Das ist mir egal.«
    Er bricht in ein heiseres Lachen aus. »Nein, das ist es nicht.«
    Er sieht Ruiz an und dann wieder mich. »Ich erzähle dir, was ich mit deiner Frau gemacht habe. Ihr habe ich auch eine Wahl gelassen. Ich habe sie in eine Kiste gesperrt und ihr erzählt, dass ihre Tochter in einer Kiste neben ihr liegt. Sie könnte durch einen Schlauch atmen und am Leben bleiben, aber nur, indem sie ihrer Tochter die Luft nimmt.«
    Seine Hände sind an den Tisch gekettet, trotzdem spüre ich, wie seine Finger in meinen Kopf greifen, zwischen die beiden Hälften des Kleinhirns stoßen und sie auseinanderreißen.
    »Was meinst du, Joe? Wird sie Charlie die Luft stehlen, um ein bisschen länger zu leben?«
    Ruiz stürzt quer durch den Raum und schlägt Gideon mit der Faust mit solcher

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