Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
mitbekommen.«
»Christine Wheeler hat also noch über ihr Handy telefoniert, als sie ihr Haus verlassen hat?«
»Sieht so aus.«
»Können Sie uns sagen, wohin sie gegangen ist?«
»Wenn Sie mir genug Zeit lassen. Brotkrumen, wie gesagt. Es könnte ein paar Tage dauern.«
Ruiz hat ein plötzliches Interesse für die Technik entwickelt. Er hat sich einen Stuhl herangezogen und starrt auf den Bildschirm.
»Uns fehlen drei Stunden. Vielleicht können wir herausfinden, wohin Christine Wheeler gegangen ist.«
»Solange sie ihr Mobiltelefon bei sich hatte«, erwidert Oliver. »Wenn ein Handy eingeschaltet ist, sendet es auf der Suche nach einer Basisstation in der Nähe kontinuierlich ein Kontrollsignal. Möglicherweise erreicht es dabei auch mehr als eine Basisstation, dann orientiert es sich nach dem stärksten Signal. Das ausgesendete Kontrollsignal ist eine kurze Nachricht von weniger als einer Viertelsekunde, die jedoch die MIN und die ESN eines Mobiltelefons enthält, den digitalen Fingerabdruck. Diese Information wird von der Basisstation gespeichert.«
»Das heißt, man kann jedes Handy orten?«
»Solange es eingeschaltet ist.«
»Wie präzise können Sie den Aufenthaltsort bestimmen?
Können Sie den genauen Standpunkt orten?«
»Nein. Es ist nicht wie GPS. Der nächste Mast könnte Kilometer weit entfernt sein. Manchmal kann man das Signal von drei oder mehr Masten triangulieren, um eine genauere Positionsbestimmung zu erreichen.«
»Wie genau?«
»Bis auf die Straße, auf keinen Fall bis auf ein einzelnes Gebäude.« Mein fassungsloser Gesichtsausdruck lässt ihn schmunzeln. »Das ist etwas, was Ihr freundlicher Mobilfunkbetreiber ungern laut anpreist.«
»Die Polizei auch nicht«, fügt Ruiz hinzu, der begonnen hat, sich Notizen zu machen, und einzelne Punkte mit Kästchen und Kreisen markiert.
Wir wissen, dass Christine Wheeler irgendwann am Freitagnachmittag auf der Clifton Suspension Bridge angekommen ist. Irgendwann vorher hat sie aufgehört, ihr eigenes Handy zu benutzen und ein anderes genommen. Wann ist das geschehen und warum?
Oliver stößt sich am Tisch ab und rollt mit seinem Stuhl zu einem anderen Computer. Seine Finger fliegen über die Tastatur.
»Ich durchsuche alle Basisstationen in der Gegend. Wenn wir von fünf Uhr an chronologisch rückwärts gehen, finden wir vielleicht Mrs. Wheelers Handy.«
Er zeigt auf den Monitor. »Es gibt drei Basisstationen in der Nähe. Die nächste ist auf dem Sion Hill am Anfang der Queen Victoria Avenue. Der Mast steht auf dem Dach des Princes’ Building. Der am zweitnächsten entfernte Mast befindet sich zweihundert Meter entfernt auf dem Dach der Clifton Library.«
Er gibt Christine Wheelers Handynummer in eine Suchmaske ein. Der Bildschirm baut sich erneut auf.
»Da!« Er weist auf ein Dreieck auf dem Monitor. »Sie war um 15.20 in der Gegend.«
»Hat sie da immer noch mit demselben Anrufer gesprochen?«
»Sieht so aus. Das Gespräch endete um 15.26 Uhr.«
Ruiz und ich sehen uns an. »Wie ist sie zu einem zweiten Handy gekommen?«, fragt er.
»Entweder hat es ihr jemand gegeben, oder sie hatte es bei sich. Darcy hat kein zweites Telefon erwähnt.«
Oliver hört mit und wird langsam in die Suche hineingezogen. »Warum interessieren Sie sich so für diese Frau?«
»Sie ist von der Clifton Suspension Bridge gesprungen.«
Er atmet langsam aus, wodurch sein Gesicht noch mehr an einen Totenschädel erinnert.
»Es muss doch eine Möglichkeit geben, das Gespräch auf der Brücke zurückzuverfolgen«, sagt Ruiz.
»Nicht ohne Nummer«, erwidert Oliver. »Über die nächstgelegene Basisstation liefen achttausend Anrufe pro Viertelstunde. Wenn wir die Suche nicht eingrenzen können …«
»Was ist mit der Dauer? Christine Wheeler stand eine Stunde lang am Rand der Brücke und hat die ganze Zeit telefoniert.«
»Die Anrufe werden nicht nach Dauer protokolliert«, erklärt er. »Ich würde Tage brauchen, um sie einzeln zu überprüfen.«
Mir kommt eine andere Idee. »Wie viele Anrufe haben um Punkt 17.07 geendet?«
»Warum?«
»Da ist sie gesprungen.«
Oliver wendet sich wieder der Tastatur zu und startet eine erneute Suche. Auf dem Bildschirm rauscht ein rasender Strom von Zahlen vorbei, der zu einem schwarzweißen Wasserfall verschwimmt.
»Erstaunlich«, sagt Oliver und zeigt auf den Monitor. »Es gibt einen Anruf, der genau um 17.07 beendet wurde. Das Gespräch dauerte mehr als neunzig Minuten.«
Er fährt mit dem Finger an den
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