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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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fünfundachtzigprozentiger Genauigkeit voraussagen, was die Leute als Nächstes tun würden.«
    Ruiz dreht sich zu mir um. »Hört sich nach deinem Gebiet an, Professor. Wie oft liegst du richtig?«
    »Ich habe es mit den Abweichungen zu tun, nicht mit dem Durchschnitt.«
    »Da hast du auch wieder recht.«
    Der Bildschirm baut sich mit den Details von Christine Wheelers Mobiltelefonkonto und dem Einzelverbindungsprotokoll neu auf.
    »Das sind die Anrufe der letzten Monate.«
    »Was ist mit Freitagnachmittag?«
    »Wo hat sie sich aufgehalten?«
    »Auf der Clifton Suspension Bridge - gegen fünf.«
    Oliver startet eine neue Suche. Der Monitor wird von einer Welle von Zahlen überschwemmt, die offenbar von einem blinkenden Cursor abgelesen werden. Die Suche bleibt ergebnislos.
    »Das verstehe ich nicht«, sage ich. »Sie hat per Handy telefoniert, als sie gesprungen ist.«
    »Vielleicht hat sie Selbstgespräche geführt«, erwidert Oliver.
    »Nein. Ich habe eine zweite Stimme gehört.«
    »Dann muss sie ein anderes Telefon benutzt haben.«
    Meine Gedanken kreisen um weitere Möglichkeiten. Woher hatte sie ein zweites Handy? Warum hat sie die Telefone gewechselt?

    »Könnte ein Datenfehler vorliegen?«, fragt Ruiz.
    Die bloße Andeutung empört Oliver. »Meiner Erfahrung nach sind Computer verlässlicher als Menschen.« Er streicht über die Oberkante des Monitors, als hätte er Angst, die Gefühle des empfindsamen Geräts könnten verletzt worden sein.
    »Erklären Sie mir noch einmal, wie das System funktioniert«, bitte ich ihn.
    Die Frage freut ihn sichtlich. »Ein Mobiltelefon ist ein komplizierteres Funkgerät, wie ein Walkie-Talkie, aber während Letzteres nur gut eineinhalb Kilometer und ein CB-Funk-Gerät etwa acht Kilometer weit senden kann, ist der Radius eines Mobiltelefons gewaltig, weil es von Sendemast zu Sendemast springen kann, ohne das Signal zu verlieren.«
    Er streckt seine Hand aus. »Zeigen Sie mir Ihr Handy.«
    Ich gebe es ihm.
    »Jedes Mobiltelefon hat eine zweifache Kennung. Die MIN, die Mobile Identification Number, wird von dem Mobilfunkprovider zugeteilt und entspricht einer siebenstelligen Festnetznummer mit dreistelliger Vorwahl. Die elektronische Seriennummer (ESN) ist eine zweiunddreißigstellige binäre Nummer, die durch den Hersteller festgelegt wird und nicht verändert werden kann.
    Wenn Sie auf Ihrem Handy angerufen werden, ist ein Signal im Mobilfunknetz unterwegs, bis es eine Basisstation in Ihrer Nähe erreicht.«
    »Eine Basisstation?«
    »Ein Telefonmast. Sie haben sie vielleicht schon auf hohen Gebäuden oder Bergen gesehen. Der Mast sendet Funkwellen, die von Ihrem Mobiltelefon empfangen werden. Außerdem bekommen Sie einen Kanal für jedes Telefonat zugeteilt, damit Sie nicht unvermittelt in einer Party-Line landen.«
    Oliver tippt weiter. »Jeder abgehende oder ankommende Anruf hinterlässt ein digitales Protokoll wie eine Spur von Brotkrumen.«
    Er zeigt auf ein rotes Dreieck auf dem Bildschirm.

    »Laut Einzelverbindungsprotokoll wurde Mrs. Wheelers Mobiltelefon zum letzten Mal am Freitagmittag um 12.26 Uhr angerufen. Der Anruf lief über einen Mast in der Upper Bristol Road. Das ist auf den Albion Buildings.«
    »Das ist nicht weit von ihrem Haus entfernt«, stelle ich fest.
    »Wahrscheinlich der nächste Mast.«
    Ruiz späht ihm über die Schulter. »Kann man auch sehen, wer sie angerufen hat?«
    »Der Anruf kam von einem anderen Handy.«
    »Und wer ist der Besitzer?«
    »Für derartige Informationen brauchen Sie eine richterliche Genehmigung.«
    »Ich sag es keinem weiter«, erwidert Ruiz und klingt wie ein Schuljunge vor einem verstohlenen Kuss hinter dem Fahrradschuppen.
    »Wann endete das Gespräch?«
    Oliver wendet sich wieder dem Bildschirm zu und ruft eine neue, mit Zahlen bedeckte Karte auf. »Das ist interessant. Die Signalstärke hat abgenommen. Sie muss sich bewegt haben.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Diese roten Dreiecke bezeichnen die Position der Mobilfunkmasten. In bebauten Gegenden stehen sie normalerweise etwa drei Kilometer voneinander entfernt, aber auf dem Land können es auch schon mal bis zu fünfunddreißig Kilometer werden.
    Je weiter man sich von einem Mast entfernt, desto schwächer wird das Signal. Die nächste Basisstation - der Mast, auf den man sich zu bewegt - registriert das stärker werdende Signal. Die beiden Basisstationen koordinieren sich, und der Anruf wird an den neuen Mast übergeben. Das passiert so schnell, dass wir es kaum

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