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Deine Juliet

Deine Juliet

Titel: Deine Juliet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Mary Ann / Barrows Shaffer
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Boswell und der gute alte Leigh Hunt. Die
Roger de Coverly Papers
, die Romane von Anne Brontë (warum gerade die?) und meine Biographie von ihr. Ich wusste nicht, dass er sie besitzt, er hat nie ein Wort davon gesagt – vielleicht fand er sie entsetzlich.
    Beim Mittagessen sprachen wir über Jonathan Swift, über Schweine und über die Nürnberger Prozesse. Offenbart das nicht ein geradezu atemberaubendes Spektrum an Interessen? Ich finde schon. Wir plauderten ganz ungezwungen, aßen aber beide nicht viel, obwohl er eine köstliche Sauerampfersuppe zubereitethatte (viel besser, als ich es könnte). Nach dem Kaffee schlenderten wir zum Schweinestall, um seine Insassen zu begutachten. Ausgewachsene Exemplare werden auch bei näherer Bekanntschaft nicht viel anziehender, anders steht es mit Ferkeln – die von Dawsey sind gefleckt, verspielt und durchtrieben. Jeden Tag buddeln sie ein neues Loch unter seinem Zaun hindurch, scheinbar, um auszubüxen, in Wirklichkeit aber nur um des Vergnügens willen, Dawsey beim Zuschaufeln zu beobachten. Du hättest sehen sollen, wie sie grinsten, als er sich dem Zaun näherte.
    Dawseys Scheune ist blitzblank. Außerdem stapelt er sein Heu geradezu kunstvoll.
    Vermutlich führe ich mich reichlich kindisch auf.
    Aber ich gehe noch einen Schritt weiter. Vermutlich bin ich in einen Blumen züchtenden, Holz schnitzenden Steinbrucharbeiter/​Zimmerer/​Schweinebauern verliebt. Ich vermute es nicht, ich weiß es. Vielleicht bin ich morgen am Boden zerstört bei dem Gedanken, dass er mich nicht zurückliebt – oder sich am Ende doch etwas aus Remy macht   –, aber just in diesem Moment überkommt mich Euphorie. Ein höchst eigenartiges Gefühl in Kopf und Magen.
    Wir sehen uns Freitag   – Du hast mich darauf gestoßen, dass ich Dawsey liebe, und darfst Dir meinetwegen gern etwas darauf einbilden. Du darfst Dich sogar damit vor mir brüsten – dieses eine Mal, aber dann nie wieder.
     
    Liebste Grüße und XXXX
    Juliet

Telegramm von Juliet an Sidney
    11.   September 1946
     
    Bin am Boden zerstört. Sah Dawsey heute Nachmittag in St.   Peter Port, hatte Remy untergehakt und kaufte Koffer, beide strahlend. Ist er für ihre Flitterwochen bestimmt? Was bin ich doch für eine Närrin. Du bist schuld. Trübsinnig, Juliet
     
    Kriminalistische Beobachtungen
    von Miss Isola Pribby
     
    Privat: Lesen verboten,
    auch nach Ableben
     
    Sonntag
    Dieses linierte Heft habe ich von meinem Freund Sidney Stark. Es kam heute mit der Post. Auf dem Deckel stand in Goldbuchstaben PENSÉES, aber das habe ich abgekratzt, weil es französisch für GEDANKEN ist, und ich schreibe nur TATSACHEN nieder. Tatsachen, die man mit scharfen Augen und Ohren in Erfahrung bringen kann. Zunächst erwarte ich noch nicht allzu viel von mir – erst muss ich lernen, aufmerksamer zu sein.
    Hier einige Beobachtungen, die ich heute machte. Kit liebt es, in Juliets Gesellschaft zu sein – sie ist friedfertig gestimmt, wenn Juliet das Zimmer betritt, und schneidet keine Grimassen mehr hinter dem Rücken anderer Leute. Außerdem kann sie jetzt mit den Ohren wackeln – das konnte sie vor Juliets Ankunft noch nicht.
    Mein Freund Sidney kommt uns besuchen, um Oscars Briefe zu lesen. Diesmal wohnt er bei Juliet, weil sie Elizabeths Vorratskammerausgeräumt und ein Bett für ihn hineingestellt hat.
    Sah Daphne Post ein großes Loch unter Mr.   Ferres’ Ulme graben. Sie gräbt immer bei Neumond. Ich finde, wir sollten alle zusammen losgehen und ihr eine silberne Teekanne kaufen, damit sie es sein lassen und nachts zu Hause bleiben kann.
     
    Montag
    Mrs.   Taylor hat Ausschlag auf den Armen. Von was oder wem? Tomaten oder ihrem Mann? Weiter verfolgen.
     
    Dienstag
    Heute nichts Bemerkenswertes.
     
    Mittwoch
    Wieder nichts.
     
    Donnerstag
    Heute kam mich Remy besuchen – sie gibt mir immer die Marken von ihren Briefen aus Frankreich. Sie sind bunter als die englischen, darum klebe ich sie ein. Sie hatte einen Brief in einem braunen Umschlag mit einem kleinen Fenster darin, vom FRANZÖSISCHEN STAAT. Das ist schon der vierte – was wollen sie von ihr? HERAUSFINDEN.
    Beinahe hätte ich heute etwas erspäht – hinter Mr.   Salles Marktstand, aber sie ließen davon ab, als sie mich sahen. Macht nichts, am Samstag veranstaltet Eben sein Strandpicknick – da gibt es sicher etwas für mich zu beobachten.
    Ich habe mir ein Buch über Künstler angesehen, wo drinsteht, wie sie vorgehen, wenn sie ein Bild malen wollen. Sagen wir,

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