Deine Kinder sind Deine Schuld
gebaut. Ich war alles andere als perfekt. Meine Mama und mein Papa machten ihre Aufgabe großartig, aber beide hatten auch ein ganz realistisches Bild von mir.
Eine bestimmte Geschichte haben sie später oft erzählt: Wenn ein Kind etwas anstellte und die Mutter eines anderen Kindes meinte: „Also, mein Kind würde so etwas niemals tun“, sagten meine Eltern jedes Mal: „Na ja, wir hoffen auch, dass unser Sohn so was nie tun wird. Wir haben ihm schon gesagt, dass man es nicht tut. Aber manchmal kann man für ein Kind einfach nicht die Hand ins Feuer legen; und wenn er eines Tages so etwas macht, werden wir’s schon überleben.“
Eines Tages bewarfen drei meiner Kumpel und ich das Haus unseres stellvertretenden Schulleiters mit Eiern. Wir wurden auch noch dabei erwischt. Als man uns vier ins Büro des Schulleiters rief, befahl man uns, auf der Stelle unsere Eltern anzurufen und dafür zu sorgen, dass sie umgehend in die Schule kamen. Ich weiß noch, wie ich meinen Dad in der Arbeit anrufen und ihn bitten musste, sofort in die Schule zu kommen, weil es Ärger gebe. Als alle Schüler und ihre Eltern im Konferenzraum versammelt waren, erzählte der stellvertretende Schulleiter, dass man sein Haus mit Eiern beworfen habe und dass wir die Schuldigen seien. Eine der anwesenden Mütter sagte: „Unmöglich. So etwas macht mein Junge nicht.“ Mein Vater wiederholte seinen Spruch, den ich Ihnen im letzten Absatz vorgestellt habe und fragte mich vor versammelter Mannschaft: „Hast Du das getan?“ Ich sah ihm ins Gesicht und antwortete: „Ja, ich war’s.“ Da schrie der stellvertretende Schulleiter: „Da haben wir’s! Was für ein böser Kerl!“ Mein Vater explodierte und schrie zurück: „Er ist kein schlechter Kerl! Er ist bloß ein guter Kerl, der etwas Böses gemacht hat!“
Anschließend erlaubte mein Vater dem stellvertretenden Schulleiter, mir die Strafe zu geben, die er für richtig ansah. Er versprach, mich seinerseits ebenfalls zu bestrafen, wenn wir wieder zu Hause seien.
An jenem Tag lernte ich eine wichtige Lektion. Die Worte meines Vaters werde ich nie vergessen. Ich wusste, er hatte recht – ich war ein gutes Kind, das etwas Böses getan hatte und lernte daraus, dass auch das bravste Kind mal etwas Böses tun kann. Ich bin meinem Dad dankbar dafür, dass er nicht daran zweifelte, dass ich eigentlich ein gutes Kind war und dass er nicht mich als Person angriff, sondern das, was ich getan hatte.
Ich finde, das ist eine großartige Lektion in Sachen Kindererziehung. Sie haben ein gutes Kind, von dem Sie hoffen, dass es das Richtige tut, weil Sie ihm beigebracht haben, was richtig und was falsch ist. Aber Sie sollten einsehen, dass alles, was Sie ihm diesbezüglich beigebracht haben, manchmal eben einfach nicht ausreicht und Ihr Kind trotzdem irgendwelchen Unfug macht. Wenn es geschieht, bedenken Sie bitte Folgendes:
Lieben Sie Ihr Kind bedingungslos. Ich sagte, „lieben“. Ich habe nicht gesagt, Sie sollen billigen, was es getan hat. Ich sagte: Lieben Sie Ihr Kind, obwohl es das und das getan hat.
Setzen Sie als Nächstes durch, dass es Konsequenzen gibt. Manche Fehler ziehen ihre eigenen Folgen nach sich. Eine plötzliche Schwangerschaft oder Probleme mit dem Gesetz – diese und ähnliche Dinge ziehen Konsequenzen nach sich, die Sie nicht extra durchsetzen müssen. Aber ansonsten sollten Sie schon dafür sorgen, dass Ihr Kind die Folgen seines Tuns schmerzlich zu spüren bekommt, denn nur dann wird Ihr Kind daraus lernen. Also: Wenn das Problem nicht sowieso schon bestimmte Folgen nach sich zieht, müssen Sie sich selbst Folgen ausdenken, die Sie Ihrem Kind auferlegen, ähnlich wie zuvor in diesem Buch schon beschrieben.
Formulieren Sie jetzt die Lehre daraus. Erklären Sie Ihrem Kind, was es aus dem Vorfall lernen kann, damit Sie sicher sein können, dass die Lehre auch richtig bei ihm ankommt. Das wird ihm bestimmt nicht sehr gut gefallen, aber da muss es eben durch. Zwingen Sie Ihr Kind, still zu sitzen und Ihnen ruhig zuzuhören, während Sie ihm die Lektion erläutern; dann kommt sie gut bei ihm an und Sie verhindern, dass sich ein Vorfall wie dieser wiederholt.
Weiter machen. Verweilen Sie nicht zu lange bei dem Vorfall. Lassen Sie Ihr Kind nicht zu lange unter den Folgen seines Handelns leiden. Egal, wie groß der Regelverstoß war, die Frage sollte immer sein: Was kommt als Nächstes? Bringen Sie Ihrem Kind bei, eine Sache als beendet zu betrachten und nach vorne zu
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