Deine Küsse - heißer als Feuer
das, was er wollte.“
„Und jetzt bedauerst du, dass du ihm seinen Wunsch nicht noch zu Lebzeiten erfüllt hast.“
Guy fuhr von der Straße ab, parkte zwischen zwei Pappeln und drehte sich zu Avery um. Als er ihren mitfühlenden Blick bemerkte, wären ihm beinahe die Tränen gekommen. Er holte tief Luft und riss Avery in die Arme.
„Dein Vater hat bestimmt gewusst, dass du ihn liebst“, wiederholte sie flüsternd.
Woher wollte sie das wissen? Die Telefonanrufe des Vaters hatte er nie beantwortet. Tief im Innern hatte er ihm immer Vorwürfe gemacht, dass sie sich nach dem Tod der Mutter immer weiter voneinander entfernt hatten. „Da habe ich meine Zweifel.“ Er atmete ein paar Mal tief durch und schob Avery dann wieder von sich. Der kleine Lieferwagen war gerade noch in der Ferne zu sehen. Guy gab Gas und fuhr wieder auf die Hauptstraße.
„Guy“, ergriff sie erneut das Wort, „meine Eltern sind bei einem Segel-Unfall gestorben, als ich zwei Jahre alt war.“
„Das wusste ich nicht.“ Was für wichtige Informationen sie ihm wohl noch vorenthielt?
„Onkel Art erzählte mir, dass ich sie immer bei mir hätte, in meinem Herzen. Aber das machte mir eher Angst. Ich wollte wissen, ob sie da oben waren.“ Sie wies auf den strahlend blauen Himmel. „Er ist so klar und schön. Kann es nicht sein, dass sie wirklich da oben sind, zusammen mit Engeln … und vielleicht jetzt auch mit deinen Eltern. Ich habe Onkel Art gegenüber immer behauptet, dass ich sie eines Tages da oben besuchen würde.“
Dann glaubte sie tatsächlich an Engel und an ein ewiges Leben? Das hätte er ihr nie zugetraut. Für ihn war sie immer nur eine knallharte Karrierefrau gewesen … und eine leidenschaftliche Geliebte. „Du wolltest sie da oben besuchen, obwohl du an Höhenangst leidest?“
Sie lächelte leicht verlegen und zeigte dabei ihr entzückendes Grübchen. „Daran habe ich irgendwie nie gedacht. Ich weiß nur, dass ich meiner Tante sagte, ich wolle ein Flugzeug von Los Angeles aus nehmen. Ich war sicher, den Engeln dort schon etwas näher zu sein.“
Er lachte. „Das hört sich durchaus glaubhaft an.“
Sie blickte wieder in den blauen Himmel, wo ein Flugzeug in der Sonne blitzte. „Matt ist irgendwo da oben.“
Sehr schnell wurde Guy wieder ernst. „Matt?“
„Mein Cousin. Du hast ihn doch gesehen.“
Daran konnte er sich nicht erinnern. Aber wie dem auch sei, nach dem Tod des Vaters und der endlosen Trauerfeier hatte er eins gelernt: Oft war es besser, seine Beileidsbezeugungen für sich zu behalten, als den Trauernden mit einem Schwall von leeren Worten zu überfallen. Schlimm für Avery. Nicht nur die Eltern, auch den Cousin hatte sie verloren. „Ich kann mich nicht erinnern, ihn getroffen zu haben. Wo denn? In New York?“
„Nein, gestern Abend. In der Lounge.“
Er verlangsamte die Geschwindigkeit und sah Avery verwirrt an.
„Na, der Große mit dem dunklen Haar. Wir haben etwas getrunken, als du hereinkamst. Und bevor ich euch bekannt machen konnte, ging er. Er war auch an dem Abend zuvor da, im Zelt. Er ist heute wieder nach Hause geflogen.“
Ihr Cousin. Guy blickte auf die Straße und beschleunigte wieder. Der Mann, der sie umarmt hatte, war ihr Cousin. Dieser Matt war nicht tot und auch nicht ihr Liebhaber. Vor Verlegenheit wurde er rot. Dann musste er lachen. „Warum hast du mir das nicht gesagt?“
„Warum sollte ich? Das ist dir ganz recht geschehen. Was ziehst du auch immer so voreilige Schlüsse!“
„Als du sagtest, er sei irgendwo da oben, glaubte ich, er sei tot. Wie mein Vater.“ Der kleine Lieferwagen fuhr jetzt durch ein offenes Tor auf ein Feld. Guy folgte ihm. Der erste Wagen war auch schon da. Guy stieg aus und wollte Avery heraushelfen, aber sie war bereits ausgestiegen. „Es tut mir leid, Guy.“ Sie legte ihm kurz die Hand auf den Arm.
Er ärgerte sich, dass er überhaupt von seinem Vater gesprochen hatte. Ihr Mitleid wollte er nicht. Seit der Beerdigung sechs Wochen zuvor hatte kein Außenstehender mit einem der Familienangehörigen über dieses Thema gesprochen. Und so sollte es auch bleiben.
„Schon gut“, wehrte er ab. „Wir haben jetzt viel zu tun. Mehr als zwanzig hungrige Mäuler sind zu stopfen.“
Guy hatte recht. Es war viel zu tun. Nachdem die Ballonfahrer gelandet und ihre Körbe verlassen hatten, versammelten sie sich auf Veranlassung der Ballonführer zu einer kurzen Zeremonie. Allen war anzusehen, dass sie gerade etwas Wunderbares erlebt hatten. Aber
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