Deine Küsse - heißer als Feuer
Avery hatte keine Zeit, darüber Näheres zu erfahren, denn zusammen mit dem Team vom Hotel hatte sie alle Hände voll zu tun, um die Tische für das Gourmet-Frühstück vorzubereiten. Champagner, frisch gepresster Orangensaft, Melonenscheiben mit Schinken, Bagels mit Cream Cheese und geräuchertem Lachs, cremiger Brie und vieles andere mehr warteten auf die Gäste.
„Das sieht doch fantastisch aus“, meinte Avery und strich die weiße Leinendecke glatt. „Ich weiß nicht, warum du die Frühstückskarte ändern willst.“
„Ich hoffe, es sieht nicht nur gut aus, sondern schmeckt auch gut.“
„Ganz bestimmt. Draußen in der frischen Luft schmeckt sowieso alles besser.“
„Tatsächlich?“
Sie nickte heftig. „Oh, ja.“
Er grinste. „Alles? Vielleicht sollten wir diese Theorie mal grundsätzlich prüfen. Aber nicht jetzt“, fügte er schnell hinzu, weil die ersten Ballonfahrer mit geröteten Wangen und leuchtenden Augen auf sie zukamen. Darunter war auch ein großer Kanadier, der sich hungrig seinen Teller füllte und dann Avery ansah. „Welcher ist Ihr Platz? Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?“
Avery lächelte und schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich bin leider nur …“
Doch Guy unterbrach sie sofort und legte ihr besitzergreifend die Hand auf die Schulter. „Die Dame ist mit mir zusammen.“
Avery glaubte, sich verhört zu haben.
Abrupt wandte Avery sich um und ging zu dem Tisch, an den sich der Kanadier gerade setzen wollte. „Ist hier noch Platz für mich?“
„Selbstverständlich.“ Todd, als der er sich vorstellte, wies auf den Stuhl neben sich, und er und seine Freunde schwärmten von der aufregenden Ballonfahrt. Doch Avery konnte sich nur schwer konzentrieren. Guy hatte sich an den Nebentisch gesetzt und warf ihr finstere Blicke zu. Dazu hat er kein Recht, sagte sie sich immer wieder. Schließlich waren sie kein Paar. Dass er jede enge Bindung aus tiefstem Herzen ablehnte, hatte er mehr als einmal betont. Sie hatte hier eine Aufgabe zu erfüllen und würde Onkel Art nicht hängen lassen. Entschlossen spießte sie ein Stück Melone auf und wandte sich lächelnd Todd zu.
Doch so schnell konnte sie sich gedanklich nicht von Guy lösen. Irgendwie war sie ja auch nicht fair ihm gegenüber. Schließlich ließ sie sich von ihm immer wieder zu allerlei Dummheiten provozieren, und sei es auch nur, weil sie wütend auf ihn war. Du bist so aufrichtig und offen, auch im Bett. Nicht so wie die meisten Frauen, die den Männern etwas vorspielen. Wenn er wüsste … Doch anstatt die Gelegenheit zu ergreifen und ihm zu gestehen, dass sie ihn absichtlich wegen Jeff im Unklaren gelassen hatte, hatte sie gekniffen. Sie konnte sich selbst nicht erklären, warum sie ihn eher noch in dem Glauben bestärkt hatte, sie habe mit Jeff geschlafen.
Nur in einem Punkt war sie sicher. Sie wollte ihn dafür strafen, dass er sie für eine Frau hielt, die nur hinter Geld her war. Denn das hatte sie schwer getroffen, war aber keine Entschuldigung für ihr Verhalten. Als ihr klar geworden war, dass Guy Jeff nicht geschickt hatte, hätte sie das Missverständnis gleich aufklären müssen. Aber es ging ja nicht nur darum. Sie wollte, dass Guy ihr voll und ganz vertraute. Himmel, warum war bloß alles so kompliziert!
Und jetzt hatte sie ihn durch ihr scheinbares Interesse an dem harmlosen Todd wieder aufs Neue provoziert. Und das auch nur, weil Guys anmaßendes Verhalten sie maßlos geärgert hatte. Wahrscheinlich nahm er jetzt an, dass sie mit dem Kanadier auch gleich ins Bett gehen würde. Weil er ihr grundsätzlich misstraute.
Und das war es, was sie am meisten kränkte und weshalb sie sich so absurd verhielt. Dass er ihr alles Mögliche zutraute, erst mit Jeff, dann mit Matt, jetzt mit Todd. Dabei hatte sie das Missverständnis wegen Matt doch gerade erst aufgeklärt. Aber hatte er daraus gelernt? Nein.
Wenn er sie ein bisschen besser kennen würde, hätte er wissen müssen, dass sie zu dieser Art von Betrug gar nicht fähig war. Zumindest hätte er es erst einmal bezweifeln müssen. Denn in diesem Punkt war sie ziemlich konservativ. Sie ging noch lange nicht mit jedem ins Bett. Aber er wollte ja gar nicht wissen, wer und wie sie wirklich war. Das Einzige, was ihn interessierte, war ihr Körper, und zwar nackt und möglichst in seinem Bett.
Eine Stunde später war Avery immer noch so wütend auf Guy, dass sie keine Lust hatte, mit ihm zurückzufahren. Deshalb stieg sie schnell in einen
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