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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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Ahnung – der harzige Duft der Kiefern. Und obwohl ich es seit Amys erster Massage vermieden habe, diese Mischung der entsprechenden Duftöle so ungefiltert und direkt zu inhalieren wie jetzt, geht es meinem Magen unerwartet gut.
    »Ich weiß ja, dass du recht hast«, sagt Amy schließlich. Lächelnd schaut sie mein Spiegelbild an. Ich sehe es nicht – meine Augen sind nach wie vor geschlossen –, doch ich kann es fühlen. Mit meinen zittrigen Händen unter ihren beginnt sie, über ihre warme, samtweiche Haut zu streichen. »Ich weiß, dass es nicht auf das Äußere ankommt. Aber Matty, dieser neue Körper und ... dieses Gesicht. Bitte, du bist mein bester Freund, und glaub mir, es fällt mir bestimmt nicht leicht, dich das zu fragen, aber ... bin ich hübsch? Sei ehrlich ... sieh mich an!«
    Es fällt mir sehr schwer, sie erneut anzusehen. Ich schäme mich meines stockenden Atems, andererseits bin ich erleichtert, überhaupt noch Luft zu bekommen.
    Das alles ... ist furchtbar verwirrend. Für die Dauer eines Wimpernschlags frage ich mich, ob sie wirklich mit dem unschuldigen Bewusstsein einer Neunjährigen im Körper einer erwachsenen Frau erwacht ist, oder ob sie vielleicht doch genau weiß, was sie da gerade tut – was sie von mir verlangt.
    Dann zwinge ich mich zur Beherrschung. Ich spüre, dass Amys Bitte ehrlich und aufrichtig ist; dass sie wirklich nur diese Frage beantwortet haben möchte. Sie ist nun eine Frau, und ihr Äußeres – ganz gleich, wie Shakespeare dazu steht – ist ihr sehr wohl wichtig.
    »Bitte, Amy, nur
ein
Blick in den Spiegel, und all deine Fragen müssten sich doch von allein beantwortet haben, oder? Hast du denn keine Augen im Kopf?« Die Worte liegen mir bereits auf der Zunge, doch ich schlucke sie hinunter.
    »Oh, Mann«, flüstere ich stattdessen. Resignierend lasse ich meinen Blick über ihren Körper gleiten. Viel zu spät fällt mir auf, wie lange ich dabei an den zartbraunen Spitzen ihrer Brüste hängenbleibe.
    Schnell schaue ich zurück in ihre Augen, die meinen Blick bereits erwarten. Jadegrün ... voller Ungeduld.
    Mein Gesicht glüht mir aus dem Spiegel entgegen. Ich muss mich räuspern, bevor ich meiner Stimme traue. »Und ob du ... du bist wirklich ... wirklich ... du bist sehr hübsch.« Bei dem demütigenden Gestammel, das ich von mir gebe, gleiten meine Augen erneut zu ihren Brüsten. Sie wandern einfach ab. Ich kann, verdammt noch mal, nichts dagegen tun.
    Konzentration, Matt!, fordere ich von mir.
    Ich spüre Amys amüsiertes Lächeln, als sie meinen Blick verfolgt. Langsam, ganz langsam, dreht sie sich zu mir um; und dann
muss
ich in ihre Augen schauen, weil sie meinen Blick einfängt.
    Meine Hände, die sie noch immer in ihren hält, legt sie nun um ihre Taille und schlingt dann die Arme um meinen Hals.
    Amy hat nicht den leisesten Schimmer, in wievielerlei Hinsicht sie mich gerade überfordert. Ich möchte sie von mir stoßen und weglaufen und im gleichen Moment an mich ziehen und nicht mehr loslassen. Moment mal! Du kannst nicht einfach so weitermachen, als wären wir noch immer die unbedarften Kinder, die heimlich nackt im Bach baden gehen, schreit alles in mir, doch natürlich schweige ich auch dieses Mal, wenn auch mit zusammengepressten Lippen.
    Amy mustert mich. Sehr eindringlich, aus nur wenigen Zentimetern Entfernung.
    »Du bist sehr hübsch, Amy ... wirklich«, stammele ich erneut, während ein neuer Hitzeschub mein Gesicht erreicht und ihm eine noch tiefere Röte verleiht. Mir ist schwindlig, und mein Herz rast, völlig außer Kontrolle. Es ist schlichtweg entwürdigend. Amys Blick hingegen ist gefestigt und ... herausfordernd.
    »Und du, Matty, bist ein Mann geworden. Ein wirklich gutaussehender Mann.« Sie grinst frech, wobei sie eine Augenbraue höher zieht als die andere. »Du zitterst, wenn du mich berührst, und du schaffst es kaum, mir in die Augen – und nur in die Augen – zu schauen ... Das ist alles verdammt komisch.«
    Und dann beginnt sie zu lachen. Fröhlich und ausgelassen. Ja, das ist die Amy aus meinen Visionen. Die Amy, wie ich sie kannte. Sie schafft es noch immer, mich mit ihrer Art förmlich zu überrennen. Gott, wie sehr habe ich sie vermisst. Das Bedürfnis, mein Verhalten zu erklären, erlischt unter meinem eigenen Lachen.
    Amy zieht sich ihren Pyjama an, ich entkleide mich bis auf die Boxershorts und mein T-Shirt. Dann liegen wir nebeneinander und starren uns an. Wieder mischen sich Fassungslosigkeit, Glück und nicht

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