Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
könnten?“ fragte Gody Kyburz etwas ungeduldig, „häufig gewählte Nummern zum Beispiel, oder Auslandsgespräche?“
„Nein“, antwortete Angela, „mit jemandem im Ausland hatte er in den letzten dreissig Tagen zumindest über dieses Gerät hier nicht zu tun, weder via SMS noch Telefon oder Mail. Der grösste Teil des Verkehrs scheint geschäftlich gewesen zu sein, viele der Nummern gehören zur Kantonsverwaltung oder zu Firmen, die wahrscheinlich mit seinem Beruf in Zusammenhang stehen, das werden wir noch genauer untersuchen. Dazu kommen die Nummer des Hausarztes und von Dr. Hivatal, ein Reinigungsunternehmen, ein Hotel in Ascona. Nach sieben Uhr abends gibt es praktisch keine Anrufe, weder ein- noch ausgehend, nur noch SMS. Leider hat unser ordentlicher Herr Matossi die Nachrichten immer gleich gelöscht, vielleicht damit der Speicher nicht voll wurde. Inhaltlich haben wir also überhaupt nichts, was uns weiterhelfen würde.“ Aber Angela war trotz dieser mageren Ausbeute noch nicht bereit, das Handtuch zu werfen. „Als nächstes werde ich mich mit den häufigsten geschäftlichen Kontakten befassen. Es könnte ja sein, dass eine der Firmennummern gar nichts mit dem Steueramt zu tun hat, sondern privat ist, zum Beispiel könnte er eine Freundin gehabt haben, die er an ihrem Arbeitsort anrief.“
„Gut, und mach Druck auf die Swisscom, sie sollen uns die Daten schnell liefern.“ Nick wandte sich Peter Pfister zu. „Was hast du herausgefunden heute Morgen? War der Immobilienmakler gesprächig?“
„Das war er wirklich“, sagte Peter, „sogar zu gesprächig für meinen Geschmack. Er hat von tiefer Freundschaft, gemeinsamen Reisen und fröhlichen Gelagen erzählt, aber ich wurde den Eindruck nicht los, dass es noch etwas gab, was die Freunde verband, irgendein Geheimnis.“
„Kannst du uns sagen, warum dieser Eindruck entstanden ist?“ fragte Gody Kyburz, der zwar um die Wichtigkeit von Intuition in ihrem Beruf wusste, aber trotzdem lieber mit Fakten arbeitete.
Peter schüttelte den Kopf. „Es war eher ein Bauchgefühl. Du weisst aus eigener Erfahrung, dass wir immer misstrauisch werden, wenn einer bei der Vernehmung zu viel labert. Erstens hat er für mein Gefühl zu sehr geschwärmt von der grossen Freundschaft, und zweitens war er rückblickend viel zu schnell bereit, mir Auskunft zu geben. Er hält mich für etwas beschränkt, das war schon immer so, und das wollte er ausnützen. Substanziell ist bei diesem Gespräch wenig herausgekommen, ausser dass die drei Freunde alle ungefähr zur gleichen Zeit heirateten und sich anschliessend weniger häufig sahen. Hintermeister behauptete, die Frauen seien nicht gut miteinander ausgekommen, und man wisse ja, dass Ehefrauen ihre Männer von den alten Freunden trennen wollten. Insbesondere Maja Studer habe sich neue Freunde und Bekannte gesucht, weil ihr die alten Klassenkameraden gesellschaftlich zu wenig relevant gewesen seien. Sie sei schon damals ziemlich arrogant gewesen und habe sich für etwas Besseres gehalten, was ich im Übrigen nur bestätigen kann. So habe man sich auseinander gelebt und sei erst wieder in näheren Kontakt gekommen, nachdem sowohl Matossi wie auch Hintermeister geschieden wurden. Seit etwa fünf Jahren trafen die Herren sich regelmässig alle paar Monate zum Essen im 'Schützen', zumindest Matossi und Hintermeister. Fritschi sei immer noch verheiratet und habe wenig Interesse gezeigt an gemeinsamen Abenden. Der Schützenwirt bestätigt übrigens, dass sowohl Hintermeister wie Matossi Stammgäste waren, aber dass er die beiden häufig zusammen in seinem Restaurant gesehen hätte, konnte er nicht behaupten. Er ist ein Klassenkamerad von mir und kennt die beiden von früher, deshalb habe ich so unbürokratisch Auskunft erhalten.“
„Gut gemacht, Peter“, sagte Nick und schmunzelte, „deine Kontakte sind wirklich viel wert. Aber wo ist jetzt das grosse Geheimnis?“
„Das wüsste ich auch gern“, sagten Angela und Gody gleichzeitig.
„Eben, das ist ja die Frage! Ihr könnt mich auslachen, aber ich weiss, dass da noch etwas ist, ich bin ganz todsicher. Entweder haben die drei im jugendlichen Leichtsinn irgendeinen Blödsinn gemacht, oder sie haben später, als Erwachsene, ein krummes Ding gedreht. Meine Theorie ist die, dass sie genau wegen dieses Geheimnisses den Kontakt abgebrochen und sich kaum mehr gesehen haben. Erst als Matossi begann, Hintermeister wegen der Steuern zu durchleuchten, trafen sie sich
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