Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
einem ganz anderen Mitarbeiter übertragen hätten, und noch lieber wäre mir, wenn es im Steueramt gar kein aktuelles Dossier Tomet AG gäbe. Dann wäre ich nämlich auf dem Holzweg und könnte mich mit gutem Gewissen den übrigen Ermittlungen zuwenden.“ Er machte eine Pause und schaute jedem in die Augen. „Habe ich mich klar ausgedrückt, oder gibt es Fragen?“
Angela und Peter waren mit ihrem Chef einig, aber für Gody Kyburz war noch längst nicht alles klar.
„Ich soll also den Kommandanten davon überzeugen, dass du trotz seinen Instruktionen mit dem Finanzdirektor sprechen willst. Du bist und bleibst ein sturer Bock, weisst du das?!“ Er schüttelte ungläubig den Kopf, dann traf er eine Entscheidung. „In Ordnung, aber du kommst mit zum Chef und erklärst ihm mit deinen Argumenten und Worten, warum du seinen Befehl missachten willst. Ich unterstütze dich, aber wenn er 'Njet' sagt, dann bleibt es bei diesem Nein, und zwar endgültig, klar?“
„Danke Gody, ich weiss das zu schätzen. Gehen wir gleich, dann ist es entschieden.“
Die beiden verliessen das Büro, und Angela wandte sich an Peter. „Was hast du denn zu deiner Freundin Maja Studer erfahren? Hat Hintermeister von der Liebesgeschichte zwischen ihr und Matossi erzählt?“
„Nicht viel, und vor allem nicht viel Neues. Maja Studer ging in die Parallelklasse und war oft mit unserem Trio zusammen, aber Matossi und sie waren damals noch kein Paar. Die Liebesgeschichte habe sich erst während der Studienzeit entwickelt; man habe sich jedoch allgemein gewundert, dass sich die lebenslustige Studer ausgerechnet Matossi ausgesucht habe, den introvertierten Streber. Es sei ja dann auch nicht lange gut gegangen, und nach der Scheidung habe Matossi sich nicht mehr bemüht, eine Frau zu finden. Ab und zu eine Affäre, das habe schon stattgefunden, aber nichts Ernstes, zumindest soviel er, Hintermeister, wisse.“ Peter seufzte. „Interessant ist einfach, dass ich ihm praktisch keine Fragen stellte. Es klang, als ob er sich das alles zurechtgelegt hätte; er hat von sich aus alle Aspekte berührt, an denen ich interessiert war. Findest du das nicht auch seltsam?“
Angela hob die Hände und liess sie wieder fallen. „Kann schon sein, dass er gut vorbereitet war, ich kenne ihn nicht. Jedenfalls scheint er zu glauben, dass du seine Geschichten für bare Münze nimmst, und das kann uns durchaus nützlich sein. Falls wir ihn nochmals befragen – und das werden wir vermutlich – könnten du und Nick 'good cop, bad cop' mit ihm spielen: du als derjenige, der ihm glaubt, und Nick als der, der ihn wie einen Verdächtigen behandelt. Vielleicht hilft ihm das auf die Sprünge, wer weiss.“ Sie ging zur Tafel und schrieb 'Tomet AG', aber mit einem Fragezeichen dahinter. Sie zeichnete eine gestrichelte Verbindung sowohl zu Hintermeister wie auch zu Matossi.
Peter murmelte: „Du mit deinen neumodischen Verhörmethoden, das hast du garantiert aus einem amerikanischen Fernsehkrimi.“ Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
„Nein, aus dem 'Tatort', du Nörgler“, flapste sie zurück und malte weiter mit dicken Filzstiften an ihrem Beziehungsgeflecht.
Nach ein paar Minuten kam Nick allein zurück, mit einem fröhlichen Gesicht. „Ich habe heute Abend um sieben Uhr einen Termin mit Herrn Vögtli und Frau König, das hat der Kommandant persönlich eingefädelt. Er hat dem Finanzdirektor am Telefon gesagt, ich werde mit wenigen ganz spezifischen Fragen kommen, und sie bräuchten sie nur wahrheitsgemäss mit Ja oder Nein zu beantworten. Es bestehe keine Gefahr, dass sensible Daten in die falschen Hände gerieten. Da konnte Vögtli sich nicht mehr verweigern und erklärte seine Bereitschaft, mit uns zusammenzuarbeiten. Gut, oder?“ Er tänzelte mit leichten Schritten zur Kaffeemaschine und machte sich einen Ristretto. „Sonst noch jemand Kaffee? Nein? Gut, dann machen wir weiter, Gody kommt nicht mehr.“
Peter wiederholte, was er schon mit Angela besprochen hatte, und Nick fand die Idee mit dem Rollenspiel gar nicht so schlecht. Er bemerkte allerdings, das auch Angela als 'bad cop' eingesetzt werden könnte, was wiederum Peter zum Lachen brachte. „Sie ist doch sonst immer das gute Mädchen, die liebe Angela, und auf einmal soll den harten Bullen markieren? Ob sie das kann?“
„Wir werden es auf jeden Fall versuchen, wenn wir Hintermeister nochmals befragen müssen“, bestimmte Nick. „Haben wir sonst noch etwas?“
Peter verneinte und sagte,
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