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Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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die Tür schon aufging und eine grosse, schlanke Dame von etwa siebzig Jahren ihr die Hand entgegenstreckte. „Sie müssen die Polizistin sein, bitte treten Sie ein. Wie heissen Sie?“
    „Angela Kaufmann.“
    „Ich werde Sie Angela nennen, Sie haben die Aura eines Engels, wie Ihr Name schon sagt. Ich bin Susanna.“ Sie führte ihren Gast durch ein verwinkeltes Treppenhaus nach oben in ein Arbeitszimmer, das erstaunlicherweise sehr hell und voller Licht war. Davor lag eine hölzerne Dachterrasse mit ein paar grossen Pflanzenkübeln und genug Platz für Tisch und Stühle – ein kleines Paradies in der wärmeren Jahreszeit.
    „Schön haben Sie es hier, Susanna.“ Angela setzte sich auf den angebotenen Stuhl und nahm ein Foto von Gion Matossi aus ihrer Handtasche. „Das ist der Mann, von dem ich Ihnen erzählt habe am Telefon. Er wurde vor zehn Tagen tot aufgefunden. Wir wissen, dass er Sie in den letzten Wochen mehrmals angerufen hat. War er hier?“
    Susanna nahm die Lesebrille aus ihren Haaren und betrachtete das Foto genau. Dann nickte sie. „Ja, er war hier. John hiess er, nicht wahr?“
    Angela nickte. „So ähnlich. Können Sie mir sagen, wann er Sie besuchte?“
    „Nicht genau, ich führe keine Agenda, und von meinen Kunden kenne ich nur den Vornamen. Er kam im Sommer zum ersten Mal.“
    Angela wusste nicht recht, wie sie ihre nächste Frage formulieren sollte. „Können Sie mir sagen“, begann sie zögernd, „worüber Sie mit ihm gesprochen haben?“
    Ihre Gesprächspartnerin lachte fröhlich. „Am besten erkläre ich Ihnen zuerst, wie ich überhaupt arbeite, sonst denken Sie womöglich noch an Kristallkugeln und schwarze Katzen.“
    In diesem Moment ertönte ein leises 'Miau' – ein grosser roter Kater räkelte sich wohlig auf einem Regal zwischen Büchern und Papier. „Sehen Sie, der clevere Racker weiss genau, wann man von ihm spricht, er übt sich in Telepathie. Also, zurück zu mir. Ich bin ein ausgebildetes Medium, das heisst, ich kann in Kontakt treten mit der Welt, in der sich die Verstorbenen aufhalten. Ich verstehe ihre Sprache, und ich kann übersetzen was sie sagen. Diese Seelen haben in der anderen Welt viel gelernt und können uns Lebenden helfen, wenn wir Rat suchen.“
    „Ich könnte Sie also bitten, meine verstorbene Grosstante um Rat zu fragen für ein Problem, das ich habe?“ Angela war neugierig, sie hatte noch nie ein echtes Medium kennengelernt.
    „Nein, so funktioniert es nicht. Die Verstorbenen sind es, die den Kontakt aufnehmen; es kann also auch sein, dass statt Ihrer Grosstante Ihr Urgrossvater oder ein verstorbener Freund auftaucht und etwas mitteilen will. Ich beschreibe die Person, die ich sehe, und Sie erkennen in den meisten Fällen, um wen es sich handelt. Wollen Sie es ausprobieren?“
    Angela schüttelte den Kopf. „Ich bin leider dienstlich hier, aber vielen Dank. Erinnern Sie sich, wer bei John auftauchte, und was er oder sie zu sagen hatte?“
    „Ich erinnere mich sehr gut, denn die Mitteilungen aus dem Jenseits waren äusserst klar, und das sind sie beileibe nicht immer. In der ersten Sitzung tauchte ein junges Mädchen auf, das ich John beschrieb. Er wurde sehr emotional und begann zu weinen. Sie sagte ihm, er solle reinen Tisch machen, damit er Frieden finde. Sie wiederholte diese Mitteilung ein paarmal, dann verschwand sie wieder, und ich konnte keinen Kontakt mehr herstellen. John war überwältigt; er beruhigte sich nur langsam. Die Message von der anderen Seite hatte offensichtlich etwas Wichtiges in ihm berührt, obwohl er nicht sagte, was es war. Er bedankte sich sehr, wollte sogar den doppelten Tarif bezahlen, aber das liess ich nicht zu. Er kam noch zweimal in Spätsommer, aber das Mädchen tauchte nicht wieder auf, und er war sehr enttäuscht. In der letzten Sitzung, vor ein paar Wochen, erschien ein Mann, den er als seinen Vater identifizierte. Seine Mitteilung lautete, alles werde gut, aber John müsse auf dem Friedhof Busse tun. Wieder begann John zu weinen, und der Vater wiederholte, dass alles gut werde. John war erschüttert und verstört, aber er ging nicht auf mein Angebot ein, das Gehörte zu besprechen. Er müsse das mit sich allein ausmachen, sagte er, aber er komme vielleicht wieder, um noch mehr zu erfahren.“ Susanna schüttelte nachdenklich den Kopf. „Er ist nicht mehr gekommen. – Sie sind von der Kriminalpolizei, Angela, heisst das, dass er ermordet wurde?“
    „Wir wissen es nicht, er könnte sich auch selbst

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