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Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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umgebracht haben. Könnte das, was in den Sitzungen geschehen ist, Ihres Erachtens auf Selbstmord hinweisen?“
    „Diese Frage kann ich beim besten Willen nicht beantworten. Ich kann nicht in die Seele der Menschen sehen, ich bin nur ein Medium zwischen zwei Welten.“
    „Wissen Sie noch, wie die junge Frau aussah?“ Angela hatte kein Ahnung, ob das physische Erscheinungsbild der Geistwesen überhaupt relevant war, aber man wusste ja nie.
    „Ja, ich erinnere mich. Sie war etwa achtzehn Jahre alt, eher klein und zierlich, mit blauen Augen und hellblondem Haar, das zu einem Pferdeschwanz gebunden war. Sie trug einen auffälligen silbernen Ohrring mit türkisfarbigen Steinen, und zwar nur einen, am rechten Ohr. Mit diesem Detail identifizierte sie sich für ihn. Oft geben mir die Wesen aus dem Jenseits einen solchen Hinweis auf ihre Identität; meistens ist es etwas, das ich als Medium keinesfalls wissen kann.“
    Angela räusperte sich. „Eine letzte Frage, Susanna.“ Sie zögerte. „ Wäre es im Prinzip möglich, dass uns John selbst etwas mitteilen könnte, jetzt da er in der anderen Welt ist?“
    Susanna musterte die Polizistin eingehend, dann lachte sie wieder. „Auch wenn es so wäre, meine liebe Angela, vor Gericht könnten Sie solche Hinweise niemals verwenden, man würde Sie zerpflücken! Nein, im Ernst, die Verstorbenen brauchen eine Weile für ihre Reise, und es dauert manchmal lange, bis sie wieder mit unserer Welt in Kontakt treten wollen. Es ist noch zu früh.“
    „Danke trotzdem, Susanna, Sie haben mir sehr geholfen, und ich habe viel gelernt heute. Ich rufe Sie an, wenn ich noch eine Frage habe.“
    „Tun Sie das, Angela, und ich würde mich freuen, Sie wiederzusehen. Sie haben eine wunderbare Ausstrahlung, und Sie sind sehr empfindsam; nur wenige Leute in Ihrem Beruf können das beibehalten. Leben Sie wohl.“
    Nachdenklich wanderte Angela zurück Richtung Parkplatz. Ein feuchter Wind pfiff durch die Gassen, die Zeit war genau richtig für ein Tasse heisse Schokolade mit Schlagrahm. Sie fand ein hübsches Café, aber noch bevor sie sich hingesetzt hatte, klingelte ihr Handy.
    „Du, unter einem Stapel Papier liegt ein Laptop mit einer Etikette, darauf steht DFR und dann eine Reihe von Zahlen und Buchstaben, und ein Aargauer Wappen. DFR heisst doch Departement Finanzen und Ressourcen, das heisst, der Laptop ist Eigentum des Kantons. Soll ich ihn mitnehmen?“ Peters sprach sehr leise, trotzdem überschlug sich seine Stimme fast vor Stolz. „Die Sekretärin hat mich ohne Probleme ins Büro von Paul eingelassen, um meine Agenda zu suchen, die ich habe liegenlassen.“
    Angela bat ihn, die Nummer auf der Etikette zu notieren, den Laptop aber dort zu lassen wo er war. „Du trägst hoffentlich Handschuhe, sonst sind plötzlich deine Fingerabdrücke auf dem Pult von Hintermeister zu sehen. Wir müssen das alles mit Nick besprechen, oder mit Gody, bevor wir weitere Schritte unternehmen.“
    „Alles klar, und selbstverständlich trage ich Handschuhe. Ich musste sie zwar der Stationsschwester im Spital entwenden, aber das wird sowieso alles aus Steuergeldern bezahlt. Hast du etwas Interessantes?“
    „Vielleicht, aber du musst jetzt möglichst rasch wieder raus aus Hintermeisters Büro. Ich trinke noch etwas, dann fahre ich zurück nach Aarau. Bis gleich.“
    *
    „Esoterischer Bockmist“, lästerte Peter Pfister, „wer glaubt schon daran, dass die Toten reden können, ehrlich. Matossi war doch ein Zahlenmensch, wie konnte er sich nur in die Fänge einer solchen Person begeben?“
    „Vielleicht genau deswegen“, sinnierte Angela. „Er konnte mit Gefühlen nicht viel anfangen, aber er muss so stark unter Druck gewesen sein, dass er Hilfe suchte, und zwar nicht bei einem analytischen Psychologen, sondern bei einer Frau, die einen ganz anderen Zugang hat.“
    Peter und Gody waren sehr skeptisch, und sogar Angela war unsicher geworden, aber sie hatte im Café und auf dem Weg zurück eine Theorie entwickelt, die sie den Herren jetzt präsentierte.
    „Mal angenommen, diese Susanna sieht und hört nicht die Wesen aus dem Jenseits, sondern hat irgendeinen Draht zum Unbewussten der Menschen, die sie um Rat fragen. Demnach hätte Matossi zum Beispiel mit einer grossen Schuld gekämpft, denn 'reinen Tisch machen' und 'Busse tun' haben mit Schuld zu tun. Ach ja, und mit der katholischen Beichte auch, nicht wahr. Susanna könnte also ganz einfach seine eigenen tiefsten Wünsche an die Oberfläche und in

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