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Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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schien seine Nase noch empfindlicher zu sein als sonst – wahrscheinlich psychologisch, sagte er sich, der Tod schleicht auf den Gängen herum und das riecht man. Man hatte ihm gesagt, er müsse sich bei der Stationsschwester melden.
    Nachdem er seinen Namen genannt und gesagt hatte, dass er ein langjähriger Freund von Kurt Fritschi sei, wies Schwester Claudia Zehnder auf eine Tür. „In Ordnung, aber bitte bleiben Sie nicht zu lange. Es geht ihm nicht gut heute, er kann kaum atmen.“
    Peter trat ins Zimmer und erschrak, sein alter Stammtischkollege war kaum mehr wiederzuerkennen. Gelbliche Haut und darunter nichts als Knochen, die Augen riesig im eingefallenen Gesicht, eine durchsichtige Maske über Nase und Mund. Peter versuchte, seine Begrüssung fröhlich klingen zu lassen, was ihm gründlich misslang.
    „Mach nicht so ein Gesicht, Pfister, eines Tages bist auch du dran.“ Kurt Frischi hatte die Maske von seinem Gesicht genommen und verzog seinen Mund zu einem Grinsen. „Kommst du als Privatmann oder als Polizist?“
    „Beides. Ich wollte sehen wie es dir geht, und ich muss dich auch etwas fragen.“ Es war Peter ziemlich peinlich, so klar durchschaut zu werden, aber Fritschi war schon immer bauernschlau gewesen, man konnte ihm nichts vormachen.
    „Wegen Matossi, gell? Paul hat es mir erzählt.“ Fritschi begann zu keuchen und legte sich die Maske wieder aufs Gesicht. Es dauerte ein paar Minuten, bis sich sein Atem beruhigt hatte.
    „Ja, wir untersuchen den Tod von Gion Matossi, und ich möchte dir ein paar alte Fotos zeigen. Du kennst sicher die Namen der Leute, die darauf zu sehen sind.“
    „Mit den alten Geschichten will ich nichts mehr zu tun haben, Pfister. Frag einen anderen.“ Kurt Fritschi drehte seinen Kopf weg und hielt die Augen geschlossen.
    „Sag mir nur, wer die beiden Mädchen auf diesem Foto sind, Kurt, dann lasse ich dich in Ruhe.“
    Fritschi riskierte einen kurzen Blick, dann drehte er den Kopf wieder weg. „Weiss nicht.“
    „Hiess eine der jungen Frauen vielleicht Patrizia Obrist?“
    Das war ein Schuss ins Leere von Peter, er wollte nur den Namen erwähnen, aber die Reaktion von Fritschi war im wahrsten Sinn atemberaubend. Er kriegte plötzlich trotz Maske keine Luft mehr, bäumte sich auf, begann zu stöhnen. Peter Pfister rannte zur Tür und rief die Krankenschwester, die ihn sofort aus dem Zimmer scheuchte. „Gehen Sie, ich habe Ihnen doch gesagt, er ertrage keine Aufregung.“
    Die Tür schloss sich hinter ihr, und Peter stand etwas verloren auf dem Korridor. Man würde ihn kaum mehr zu Fritschi lassen, aber nun wusste er wenigstens, dass das verschwundene Mädchen immer noch Emotionen hervorrufen konnte, auch nach mehr als vierzig Jahren. Er war dem Geheimnis auf der Spur.
    Sein Handy vibrierte, es war Angela, die auf dem Weg nach Laufenburg eine interessante Idee hatte: Da sie ja wussten, dass Hintermeister sicher nicht in seinem Büro war, könnte man sich doch dort etwas genauer umsehen und vielleicht einen fremden Laptop oder ein Notebook finden. Natürlich müsste man das irgendwie inoffiziell tun, sie hatten ja keinen Durchsuchungsbeschluss, aber Peter könnte sich eine Ausrede ausdenken für die Empfangsdame, zum Beispiel dass er bei seinem letzten Besuch sein Handy vergessen habe.
    „Du kannst ja mal einfach schauen, wie weit du kommst. Einen Versuch ist es wert, nicht wahr?“ schlug Angela vor.
    Peter war einverstanden, er würde jetzt gleich auf dem Weg zurück ins Kommando bei Hintermeister vorbeischauen. „Und was mache ich, wenn ich etwas finde? Mitnehmen?“
    „Nein, zuerst mich anrufen, möglicherweise müssen wir ihm eine Falle stellen. Aber pass auf, Peter, vielleicht ist er ja gar nicht weggefahren, sondern wartet nur darauf, dass wir ihn besuchen.“
    „Verstanden, Chefin, ich passe auf. Ciao.“
    *
    Angela parkte ihren Wagen beim Bahnhof Laufenburg, das hübsche Städtchen war verkehrsfrei und deshalb umso attraktiver für Touristen. Seitdem die Schweiz dem Schengen-Abkommen beigetreten war, hatte man die Zollhäuschen auf beiden Seiten der alten Rheinbrücke geschlossen; Fremde realisierten kaum mehr, dass der Fluss eine Landesgrenze bildete. Im unteren Teil der Stadt, dort wo die Häuser eng beieinander standen und alles feucht und etwas schäbig war, fand Angela die gesuchte Adresse.
    Neben der Tür hing ein kleines, glänzendes Messingschild: 'Coaching und Beratung S. Bretscher'. Ihr Finger hatte den Klingelknopf noch nicht berührt, als

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