Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
möglich ins Büro zu fahren. „Angela und ich bringen Studer und Hintermeister, hoffentlich zusammen mit Matossis Laptop. Leg die Briefe und den Ohrring offen und gut sichtbar auf den Beistelltisch im Verhörraum und bereite alles vor für Fingerabdrücke und Fotos. Wir werden sie ein bisschen einschüchtern. Und wir brauchen die Leute von der Informatik für den Laptop.“ Peter murrte, er habe noch nicht mal gefrühstückt, und überhaupt sei heute Sonntag, aber Nick hatte schon wieder aufgelegt.
Er rief nochmals bei der Zentrale an und bat darum, einen Streifenwagen ohne Blaulicht und Sirene in die Laurenzenvorstadt zu schicken. Er glaubte zwar nicht, dass er physische Verstärkung brauchen würde, aber psychologisch war es geschickt, wenn ein Polizeiauto vor der Tür stand und jeden Fluchtgedanken im Keim erstickte. Trotzdem war er erleichtert, als Angela vorfuhr, und gleich hinter ihr der Streifenwagen.
Er streckte den Kopf durchs Fenster des Polizeiautos und gab den beiden uniformierten Kollegen die nötigen Instruktionen, dann trat Angela vor die Haustür und drückte auf den Klingelknopf. Gleichzeitig rief Nick Hintermeisters Handynummer an. Nichts, alles blieb still, das Telefon schaltete direkt auf die Mailbox.
„Hast du die Handynummer von Maja Studer?“ flüsterte Nick.
Angela schüttelte den Kopf, nahm aber trotzdem ihr Handy hervor. „Nein, aber ich suche gerade die Nummer der Immobilienfirma. Hier.“ Sie hörten, wie drinnen das Telefon zu klingeln anfing. Als es auf den Beantworter umschaltete, sprach Angela. „Herr Hintermeister, Frau Studer, hier ist die Polizei. Wir wissen, dass Sie da drin sind. Wenn Sie nicht innerhalb von dreissig Sekunden die Tür aufmachen, holen wir unser Megaphon und wecken die ganze Strasse auf.“ Nick grinste, auf diese Idee wäre er nicht gekommen.
Drinnen waren Schritte zu hören, die schwere Holztüre öffnete sich. Hintermeisters Augen waren vor Schreck geweitet, er war käsebleich. „Was wollen Sie?“
„Dürfen wir hereinkommen?“ Die Frage war rhetorisch, Angela und Nick drängten Hintermeister zurück und traten ein. Mit einer Kopfbewegung wies Nick seine Mitarbeiterin zum inneren Büro, wo Maja Studer gerade im Begriff war, einen Laptop zwischen zwei Stapeln Papier verschwinden zu lassen.
„Den brauchen wir, Frau Studer“, sagte Angela mit Autorität, „er gehört schliesslich nicht Ihnen, und auch nicht Herrn Hintermeister. Sehen Sie den kleinen Kleber hier? DFR heisst Departement Finanzen und Ressourcen; es handelt sich um den gestohlenen Laptop von Gion Matossi, nicht wahr.“ Maja Studer schwieg. „Auch gut, dann gehen wir jetzt alle zusammen ins Polizeikommando, um Ihre Aussage aufzunehmen. Brauchen wir Handschellen, oder geht es ohne?“
Wieder musste Nick auf den Stockzähnen lachen; für Maja Studer war Angelas ungewohnt autoritärer Ton genau richtig. Die Streifenpolizisten führten Hintermeister und Studer hinaus und brachten sie ins Hauptquartier; Angela und Nick versiegelten das Büro und machten sich ebenfalls auf den Weg. Es schneite immer noch, und langsam verschwanden auch der Audi und der BMW unter einer weissen Schicht.
*
Als Nick und Angela eintrafen, kam ihnen Peter Pfister entgegen. „Ihr wisst aber schon, dass wir gegen die beiden nichts in der Hand haben? Sobald sie auf den Gedanken kommen, einen Anwalt anzurufen, stehen wir mit abgesägten Hosen da:“
„Ach was, sie haben vermutlich den Laptop gestohlen, und das allein reicht schon, um sie in Untersuchungshaft zu nehmen. Hast du die Fingerabdrücke?“
„Ja, Chef, sie sind schon im Labor, auch der Laptop. Aber sollten wir nicht Gody über das informieren, was hier läuft?“
„Keine Zeit, und im Übrigen hat er ein Recht auf sein freies Wochenende. Wir legen jetzt los. Peter, du bist der Gute, Angela die Böse. Ich schaue durch den Spiegel zu und interveniere wenn nötig. Jetzt könnt ihr zeigen, was in euch steckt, los.“
Am grossen rechteckigen Tisch sassen Maja Studer und Paul Hintermeister nebeneinander, so dass Nick durch das verspiegelte Glas ihre Gesichter sehen konnte. Sie schwiegen. Paul Hintermeisters Blick ging nervös zwischen dem Beistelltisch neben der Tür und Maja Studer hin und her; sie starrte geradeaus und schien ihn überhaupt nicht wahrzunehmen. Es würde nicht einmal nötig sein, einen Keil zwischen die beiden zu treiben, dachte Angela. Sie waren schon so weit, dass jeder nur noch für sich selbst schaute.
Peter entschuldigte sich
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