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Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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sich und holte eine Flasche unter der Eckbank hervor. „Direkt aus Italien.“ Ohne aufzustehen öffnete er einen Geschirrschrank an der Wand hinter sich und holte zwei Gläser heraus, die er bis ganz oben füllte.
    Ach was solls, dachte Nick, ein Schnaps tut mir heute nur gut. Er trank. „Herr De – ich meine Aschi, Gion Matossi hat etwas für Sie hinterlassen.“ Er nahm den Brief aus der Manteltasche und legte ihn zusammen mit dem Ohrhänger auf den Tisch. Dabei beobachtete er die Reaktion seines Gegenübers genau, aber es ging keine Regung über Aschis Gesicht.
    „Was ist das?“ Er nahm den Schmuck in die Hand. „Schön, aber das ist für eine Frau, nicht für mich.“
    „Haben Sie es noch nie gesehen?“
    Aschi schüttelte den Kopf und legte den Ohrring wieder hin, dann nahm er den Umschlag und schaute ihn aus kurzsichtigen Augen genau an. „Da steht mein Name drauf“, konstatierte er und las langsam vor. „Ernesto De Cicco, Erlinsbach“. Er drehte den Umschlag, schaute die Rückseite an, legte ihn wieder vor sich auf den Tisch.
    „Wollen Sie ihn nicht aufmachen?“ fragte Nick beiläufig.
    Aschi schaute seinen Besucher forschend an, nahm ein Messer aus der Schublade und schlitzte den Umschlag auf. Er entfaltete den Brief, überflog ihn und senkte verschämt den Blick. Er schob den Brief hinüber zu Nick. „Lesen Sie vor, Herr Kommissar. Ich war nur drei Jahre in der Schule in Italien, kann nicht gut lesen und schreiben.“
    Nick zitterte innerlich vor Anspannung. Er war am Ziel.
    'Lieber Aschi
    Danke dass du all die Jahre geschwiegen hast. Wenn Du diesen Brief erhältst, bin ich tot. Du brauchst nichts mehr zu befürchten, es ist alles vorbei. Ich wünsche Dir einen schönen Lebensabend in Molise.
    Gion Matossi'
    „Sie wollen also zurück nach Italien, Aschi? Haben Sie Familie in Molise?“
    Aschi nickte. „Eine Schwester mit ihrer Familie, zwei Kinder und sieben Enkel. Nächsten Frühling gehe ich endgültig zurück.“
    „Und wohnen bei Ihrer Schwester?“
    „Nein, ich habe ein Haus gebaut für das Alter.“
    „Mit dem Geld, das Ihnen Matossi jeden Monat gegeben hat.“ Nick zweifelte keinen Augenblick. „Wofür hat er sie bezahlt, Aschi? Worüber mussten Sie mehr als vierzig Jahre schweigen?“
    Aber Aschi schüttelte den Kopf. „Er war gut zu mir, Herr Kommissar, und jetzt soll er seine Ruhe haben. Wenn man auf dem Friedhof arbeitet, lernt man schweigen wie ein Grab.“ Er schenkte die Gläser wieder voll. „Ausser einem Grappa bekommen Sie nichts von mir, Herr Kommissar, niente di tutto, aber Sie sind trotzdem jederzeit willkommen. Salute.“ Nick blickte in die fast schwarzen Augen von Ernesto und wusste, dass er geschlagen war, zumindest für den Moment.
    „Ich komme wieder, Aschi, da können Sie sicher sein. Aber vorher unterhalte ich mich mit Kurt Fritschi, Paul Hintermeister und Maja Studer. Ich weiss, dass jemand reden wird. Salute.“ Er trank seinen Schnaps aus und ging.
    „Du, Peter, es dürfte sehr schwierig werden, unsere Theorie zu beweisen. Auf den meisten Friedhöfen werden die Gräber nach fünfundzwanzig Jahren aufgehoben, auch auf dem Kirchberg in Küttigen.“ Angela klang enttäuscht, nachdem sie im Internet mehrere Friedhofsreglemente gefunden hatte.
    „Das gilt aber nicht für Familiengräber“, erwiderte ihr Kollege, „die bleiben zum Teil über hundert Jahre bestehen. Sie sind allerdings oft den Ortsbürgern vorbehalten. Komm, wir fahren hin und schauen uns den Friedhof an. Vielleicht fällt uns etwas auf.“
    „Aber doch nicht jetzt, es ist schon dunkel und ich will nicht mit einer Taschenlampe über den Gottesacker schleichen wie in einem schlechten Krimi. Lass uns das morgen machen, wenn es wieder hell ist.“
    „Am Sonntag? Spinnst du? Da sind jede Menge Leute vor und nach dem Gottesdienst. Abgesehen davon haben meine Frau und ich Gäste aus Spanien, ich will morgen wenn möglich nicht arbeiten. Und für heute mache ich auch Schluss, der Chef fährt sowieso seinen Sonderzug, und es hat keinen Sinn, auf ihn zu warten. Ciao!“ An der Tür drehte sich Peter nochmals um. „Falls sich etwas wirklich Interessantes ergibt, kannst du mich natürlich jederzeit anrufen, zum Beispiel wenn Paul Hintermeister wieder auftaucht.“
    Angela schaute nach, wann der Gottesdienst begann. Sie wollte sich vorher umsehen, und vielleicht fand sie nach der Predigt einen kompetenten Gesprächspartner, zum Beispiel den Pfarrer. Sie war zwar schon vor Jahren aus der

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