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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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Richtung. Er grinste.
    Eisenberg stürmte los. Eine ältere Frau sprang erschrocken zur Seite.
    Der junge Mann beschleunigte seinen Schritt.
    »Bleiben Sie stehen!«, brüllte Eisenberg.
    Instinktiv griff er sich unter die linke Achsel, doch natürlich hatte er seine Dienstwaffe nicht dabei.
    Der Mann verschwand hinter einem Rhododendron an einer Wegkreuzung. Als Eisenberg die Stelle erreichte, war er nirgends mehr zu sehen. Eisenberg rannte ein Stück den Weg entlang in die Richtung, in die der Fremde verschwunden war, doch auf dem unübersichtlichen Friedhof mit seinen zahlreichen Kreuzungen gab es etliche Möglichkeiten, abzubiegen oder sich hinter Büschen zu verbergen. Außer Atem kehrte er zu der Grabstelle zurück und blickte in betretene Gesichter.
    »Er war es!«, sagte er mehr zu sich selbst als zu den Anwesenden. »Der Mistkerl war hier.«
    Er suchte Udo Pape in der Menge und ging zielstrebig auf ihn zu. Sein ehemaliger Kollege sah aus, als wünsche er sich dringend an einen anderen Ort.
    »Bist du okay, Adam?«
    »Ja. Udo, er war es. Er war hier. So ein junger Mann mit Sonnenbrille und blondem Haar.«
    »Soweit ich weiß hat Körner aber braune Haare«, sagte Pape sanft.
    »Das war natürlich eine Perücke«, erwiderte Eisenberg. »Ruf die Einsatzbereitschaft an! Er muss hier ganz in der Nähe sein!«
    Eine Menschentraube hatte sich um die beiden gebildet. Die meisten Anwesenden wussten offensichtlich nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollten, neugierig aber waren sie alle.
    »Adam, der Ohlsdorfer Friedhof ist der zweitgrößte der Welt. Du verlangst doch wohl nicht von mir, dass ich mehrere Hundertschaften bestelle, die hier alles durchkämmen? Einen Friedhof?«
    Erst jetzt wurde Eisenberg bewusst, dass ihn die meisten der Trauergäste für verrückt halten mussten. Besonders Emilia und Michael. Er sah sich nach ihnen um. Sie standen noch neben dem Grab, wo sie ebenfalls Beileidsbekundungen entgegengenommen hatten. Ihre sorgenvollen Blicke galten ihm.
    »Hat irgendjemand gerade einen jungen Mann mit blonder Perücke und Sonnenbrille gesehen, dort drüben neben dem blauen Rhododendron?«, rief er laut.
    Er erhielt keine Antwort.
    Später saßen sie in dem Restaurant am Hafen, in dem Eisenberg so oft mit seinem Vater gegessen hatte. Der abgetrennte Nebenraum war erfüllt von fröhlichem Schwatzen wie bei einem Klassentreffen. Eisenberg hatte es immer ein wenig pietätlos gefunden, wenn so kurz nach einer Beerdigung, schon beim Leichenschmaus – was für ein hässliches Wort das war – gelacht wurde. Doch jetzt war er froh darüber. Und er begriff zum ersten Mal, dass dieses Lachen Trost spendete. Das Leben ging weiter. So ernst sein Vater auch meistens gewesen war, er hatte viel Sinn für Humor gehabt und hätte sicher nicht gewollt, dass alle betreten auf ihre Teller starrten.
    Eisenberg saß in der Mitte des Raums zusammen mit Emilia, ihrem Freund, Michael sowie einer Halbschwester seines Vaters. Udo Pape war bereits gegangen. Er hatte versprochen, die Zielfahndung darüber zu informieren, dass Körner »wahrscheinlich« in Hamburg war.
    »Wie geht es dir, Papa?«, fragte Emilia.
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Ich bin okay.«
    Das genügte ihr offensichtlich nicht.
    »Was wirst du jetzt tun?«
    »Wie meinst du das?«
    »Wirst du dir Zeit nehmen, das alles zu verarbeiten? Eine Auszeit?«
    »Das geht nicht. Wir haben einen flüchtigen Mörder zu fangen.«
    Sie warf ihm einen tadelnden Blick zu, der so sehr der Blick ihrer Mutter war, dass es schmerzte.
    »Können sich nicht deine Kollegen darum kümmern, zumindest für eine Weile?«
    Er wusste darauf keine Antwort. Ihre Sorge rührte ihn an, irritierte ihn aber auch. Natürlich wurde er persönlich nicht gebraucht, um Jagd auf einen flüchtigen Mörder zu machen. Er konnte so gut wie nichts zu dessen Ergreifung beitragen. Aber das Letzte, was er jetzt wollte, war eine »Auszeit«.
    Zum Glück schaltete sich Michael ein, der die Gefühle seines Vaters schon immer besser zu deuten gewusst hatte.
    »Lass gut sein, Emilia. Papa ist alt genug, selbst zu entscheiden, was er tut.«
    Sie warf ihrem Bruder einen giftigen Blick zu, sagte jedoch nichts.
    Eine Weile stocherten sie appetitlos im Essen.
    »Und du glaubst wirklich, er ist ermordet worden, Papa?«, sagte Michael unvermittelt.
    Die anderen am Tisch sahen ihn erschrocken an, so als habe er etwas Unanständiges gesagt.
    »Michael, ich glaube, das ist nicht der passende Moment …«, begann

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