Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
Vom Netzwerk:
Das war ein Fehler, natürlich. Immerhin, du weißt jetzt, dass sie keine Admin ist. Eine Admin hätte die Kombination gewusst und dich einfach hier unten verschimmeln lassen.
    Andererseits könnte das natürlich gerade der Trick sein. Vielleicht will sie sich so dein Vertrauen erschleichen. Du schüttelst den Kopf, versuchst, klar zu denken. Du musst etwas tun. Stehst auf, legst das Ohr an die Tür. Hörst sie schluchzen. Das hat sie sich selbst zuzuschreiben.
    »Mina?«
    Keine Antwort.
    »Mina, hör zu. Du musst keine Angst vor mir haben. Öffne die Tür, und alles wird gut!«
    Du hörst ihre Schritte auf der Treppe. Sie steht jetzt direkt hinter der Tür.
    »Sag mir die Kombination, dann lasse ich dich raus!«
    »Glaubst du, ich bin blöd?«
    »Glaubst du, ich bin blöd? Wenn ich die Tür öffne, sperrst du mich wieder ein.«
    »Tut mir leid, Mina. Ich weiß, du denkst, ich bin verrückt oder so was. Aber das bin ich nicht. Glaub mir, was ich tue, ist nur zu deinem Besten!«
    Sie lacht trocken.
    »Es ist also zu meinem Besten, in einem stinkenden Keller eingesperrt zu sein, ja?«
    »Ich hatte gedacht, du verstehst es.«
    »Ich verstehe was?«
    »Wir sind nicht wirklich in einem Keller. Wir beide liegen in einer Art Tank. Möglicherweise sind wir Hunderte Kilometer voneinander entfernt. Wir sind nur hier, in der virtuellen Welt, am selben Ort.«
    »Selbst wenn, ich will hier raus. Sag mir die Kombination, dann kannst du gerne weiter gegen die Admins kämpfen.«
    »So geht das nicht. Sobald du frei bist, wirst du zur Polizei gehen. Dann sperren sie mich ein. Vermutlich werde ich für unzurechnungsfähig erklärt. Niemand wird mir mehr zuhören. Dann haben sie erreicht, was sie wollen.«
    »Und was wollen sie?«
    »Sie wollen das Experiment ungestört fortsetzen. Deshalb versuchen sie, Zweifler ruhigzustellen.«
    »Und was willst du dagegen machen?«
    »Ich will das Experiment stören. So lange, bis es droht, komplett aus dem Ruder zu laufen.«
    »Und dann? Willst du etwa, dass sie die Simulation abschalten? Dass wir alle einfach aufhören zu existieren?«
    Deine Hand gleitet unwillkürlich an den Hals, wie um dich zu vergewissern. Aber natürlich spürst du nichts.
    »Wir werden nicht aufhören zu existieren. Wir werden aufwachen!«
    »Und wenn nicht?«
    »Ich weiß es. Ich kann es fühlen.«
    »Warum wachst du dann nicht einfach auf und kletterst aus deinem Sarg?«
    »Das kann ich nicht. Nur sie können mich wecken. Wenn sie die Simulation nicht einfach abschalten wollen, müssen sie die Störungen eliminieren. Ich bin so eine Störung.«
    »Und die anderen? Waren das auch Störungen?«
    »In gewisser Weise, ja.«
    »Aber wenn sie die geweckt haben, warum nicht dich?«
    »Sie haben sie nicht geweckt.«
    »Nicht? Ich … ich dachte, sie wären gelöscht worden …«
    Du schluckst.
    »Ich habe sie geweckt.«
    Eine Weile schweigt sie.
    »Du … du hast sie umgebracht?«
    »Nicht in Wirklichkeit.«
    »O Gott!«
    »Mina, ich …«
    Sie sagt nichts mehr. All deine Versuche, sie mit Worten zu überzeugen, laufen ins Leere. Du hast einfach kein Talent für den Umgang mit Frauen. Es war ein Fehler, sie herzubringen. Du hättest sie eliminieren sollen wie die anderen. Dann wäre wenigstens sie jetzt frei.
    Wenn du dir nur sicher sein könntest, dass sie wirklich aufgewacht sind!
    Selbstzweifel bringen dich nicht weiter. Was geschehen ist, ist geschehen. Du musst handeln. Die Tür ist verschlossen, aber du hast schließlich eine Pistole. Du holst sie hervor, richtest sie mit ausgestreckten Armen auf das Schloss und drückst ab. Es gibt einen ohrenbetäubenden Knall. Heißer Schmerz durchzuckt dich. Du schreist auf. Ein Metallsplitter hat deinen Handrücken aufgeschlitzt. Ein anderer steckt in deinem Oberschenkel. Ein Teil des Türblatts ist abgeplatzt. Es riecht angesengt. Die Kugel ist abgeprallt und hat einen Krater in den spröden Beton an der rechten Wand gerissen, dicht neben dem Stuhl, auf dem du eben noch gesessen hast. Du kannst von Glück sagen, dass du nicht mehr abbekommen hast. Das Türschloss ist verbeult, lässt sich aber immer noch nicht öffnen.
    »Was … machst du?«
    Du ignorierst sie. Vorsichtig ziehst du ein dreieckiges Stück Metall aus deinem Oberschenkel. Es blutet nicht allzu schlimm. Du verbindest die Wunde, wie du es gelernt hast. Dann kümmerst du dich um den Kratzer auf dem Handrücken. Alles in allem keine ernsten Verletzungen, aber noch einmal mit der Pistole auf die Tür zu schießen, ist

Weitere Kostenlose Bücher