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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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kein Statistiker, aber es scheint mir unwahrscheinlich, dass Sie alle nur zufällig getroffen haben.«
    »Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand mit viertausendeinhundertneunzehn Kontakten fünf zufällig ausgewählte Personen aus einer Grundgesamtheit von sieben Millionen zweihundertdreiundzwanzigtausendeinhundertsechzehn Spielern kennt, beträgt eins zu 1 6 58 3 03 3 86 6 53 0 409«, warf Wissmann ungefragt ein. »Dabei habe ich ausschließlich deutsche Spieler unterstellt.«
    »Wie immer ist Sim gut im Rechnen, aber schlecht im Interpretieren dessen, was er ausgerechnet hat«, behauptete Varnholt. Er ignorierte Wissmanns indigniertes Schnauben. »Die Kontakte in einem Computerspiel sind nicht zufällig verteilt. In World of Wizardry gibt es verschiedene Server mit jeweils eigenen Spielwelten. In jeder Welt gibt es Kontinente, Regionen, Städte und Dörfer. Die meisten Spieler halten sich überwiegend in einer bestimmten Region auf. Stellen Sie sich das so ähnlich vor wie in der Realität: Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie fünf zufällig ausgewählten Erdenbürgern schon einmal begegnet sind, ist gleich Null. Die Chance, dass Sie fünf Leute zufällig kennen, die in Ihrem Stadtteil wohnen, ist schon wesentlich größer. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie fünf zufällige Besucher Ihrer Lieblingskneipe kennen, ist ziemlich groß.«
    »Also gehörten die fünf Vermissten zu einem Kreis von Leuten, die sich in dieser Taverne trafen. Wie hieß die noch gleich?«
    » Zum Freundlichen Oger. «
    »Warum bitte sollte man in einem Computerspiel in eine Kneipe gehen? Schließlich kann man dort kein Bier trinken, oder?«
    »Doch, man kann. Natürlich nicht richtig. Aber Bier und Schnaps haben tatsächlich eine gewisse Wirkung auf die Spielfiguren – sie steigern zum Beispiel die Körperkraft, schwächen aber Reflexe und die Fähigkeit, komplexe Zaubersprüche anzuwenden.«
    »Wie im richtigen Leben«, kommentierte Eisenberg.
    »Genau. Aber Tavernen haben in Goraya noch eine andere Funktion. Sie sind Umschlagplatz für Geschichten und Ausgangspunkt für viele gildenübergreifende Raids.«
    »Halten Sie es für möglich, dass sich die fünf – oder besser die vier, denn Frau Hinrichsen kannte ja nur einen von ihnen – auf so einem Raid kennengelernt haben?«
    »Dann müsste Sims Programm ja gezeigt haben, dass sie sich untereinander kannten.«
    »Herr Wissmann, kannten sich die Zielpersonen untereinander?«
    »Thomas Gehlert alias ShirKhan hatte Kontakt zu Mina Hinrichsen alias Gothicflower. Und umgekehrt natürlich. Die anderen hatten zu keiner der übrigen Zielpersonen Kontakt.«
    »Und das, obwohl sie alle in derselben Kneipe waren?«
    »Bedenken Sie, dass Grob und ich dieses Spiel schon sehr lange spielen«, warf Varnholt ein. »Ich bin schon Hunderte Male dort gewesen, Grob ist permanent dort, er ist schließlich der Wirt. Die Vermissten waren vielleicht Newbies mit nur relativ wenigen Kontakten.«
    »Erinnern Sie sich vielleicht an einen Kontakt mit einem der Vermissten?«
    »Nein. Wie Sim schon sagte, habe ich Tausende Begegnungen in Goraya gehabt. Außer an Mina, die mich ja gezielt angesprochen hat, erinnere ich mich an niemanden. Wir könnten zu Snowdrift fahren und uns die Szenen vorspielen lassen, in denen ich den Vermissten begegnet bin. Aber ich bezweifle, dass wir dabei irgendetwas Interessantes erfahren.«
    »Ist es denkbar, dass die vier die Theorie einer simulierten Welt in der Taverne aufgeschnappt haben?«
    »Ja, denkbar ist das durchaus. Aber da sie ja keinen direkten Kontakt zueinander hatten, müssen sie unabhängig voneinander davon gehört haben.«
    »Und der Einzige, zu dem alle fünf Kontakt hatten, ist der Wirt. Ich denke, Sie haben recht: Wir sollten mit ihm sprechen. Sie wissen nicht zufällig, wer sich in der Realität hinter dieser Spielfigur verbirgt?«
    »Nein. Grob und ich kennen uns schon lange, aber es ist verpönt, jemanden nach seiner wahren Identität zu fragen. Eigentlich ist es sogar schlechter Stil, im Spiel überhaupt über das reale Leben zu reden. Anderseits brauchen wir ja nur die Leute von Snowdrift zu fragen. Die können uns sicher sagen, wer sich hinter Grob verbirgt.«
    Eisenberg nickte.
    »Noch etwas, Herr Varnholt.«
    »Ja?«
    »Ich entschuldige mich in aller Form für meine absurden und dummen Unterstellungen Ihnen gegenüber.«
    Varnholt grinste.
    »Entschuldigung angenommen.«

32.
    Du sitzt auf dem Stuhl und starrst die verschlossene Tür an. Patt. Du hast ihr vertraut.

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