Delete: Thriller (German Edition)
verteilte Tassen, Gläser, eine Kanne Kaffee und eine Flasche Mineralwasser auf dem Couchtisch.
»Bitte bedienen Sie sich selbst.«
»Fünf Menschen sind in den letzten Wochen spurlos verschwunden«, erklärte Eisenberg, nachdem sie gegangen war. »Sie alle haben World of Wizardry gespielt. Wir haben Grund zu der Annahme, dass ihr Verschwinden irgendwie mit dem Spiel zusammenhängt. Deshalb haben wir analysiert, zu wem die Vermissten in der Spielwelt Kontakt hatten. Es gibt nur zwei Personen, die mit allen fünf gesprochen haben. Eine davon sind Sie.«
»Das ist kein großes Wunder. Wie Sie augenscheinlich schon wissen, bin ich im Spiel ein Tavernenwirt. Ich treffe dort eine Menge Menschen.«
»Vielleicht erinnern Sie sich an die fünf«, warf Varnholt ein. »Eisenzahn, Filippaxa, Gwirmol, ShirKhan und Gothicflower.«
»Gothicflower? Sie ist auch verschwunden?«
»Sie kennen sie?«, fragte Eisenberg.
»Ja. Sie hat mich im Freundlichen Oger nach ShirKhan gefragt. Sie war es auch, die den Zusammenhang zu den anderen Verschwundenen hergestellt hat.«
»Also kannten Sie ShirKhan auch?«
»Flüchtig, ja.«
»Und die anderen?«
»An den Namen Filippaxa kann ich mich erinnern. Die anderen beiden sagen mir nichts. Aber wie gesagt, ich bin Kneipenwirt. Ich bin sicher schon Tausenden Spielern begegnet. Da kennt man natürlich nicht jeden persönlich.«
»Aber Sie wussten, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden der Spieler gibt?«
»Wissen ist zu viel gesagt. Aber alle Welt redet darüber. Es gibt die wildesten Verschwörungstheorien.«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel die, dass ein Wahnsinniger in der realen Welt Rache an anderen Spielern nimmt, die ihm irgendwie auf die virtuellen Füße getreten sind, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Er runzelte die Stirn. »Jetzt verstehe ich. Ich könnte dieser Wahnsinnige sein, nicht wahr?«
»Sind Sie es?«, fragte Eisenberg. Manchmal spielten einem die Verdächtigen eine solche Vorlage unbewusst zu. Manche Täter sehnten sich geradezu danach, überführt zu werden. Doch Karlsberg lachte nur.
»Um Gottes willen, nein! Ich habe schon eine Menge Menschen umgebracht, aber nur mit Worten. Ich bin Schriftsteller, wie Sie sicher schon wissen.«
»Darf ich fragen, warum Sie so viel Zeit in einem Computerspiel verbringen? Noch dazu als Tavernenwirt?«
»Liegt das nicht auf der Hand? Ich schreibe eine Romanserie, die in Goraya spielt. Da muss ich natürlich wissen, was dort tatsächlich passiert. Und welcher Ort wäre besser geeignet, um Neuigkeiten, Klatsch und Tratsch auszutauschen, als eine Kneipe? Sie glauben ja gar nicht, wie viele Ideen ich dort schon aufgeschnappt und später in meinen Romanen verarbeitet habe. Fast alle meine Leser sind auch Spieler, und sie bescheinigen mir immer wieder, dass meine Geschichten sehr authentisch seien.« Er überlegte einen Moment. »Sie sagten vorhin, ich sei einer von zwei Spielern, die zu allen Verschwundenen Kontakt hatten. Wer ist der andere?«
»Er heißt Don Tufuck Withme.«
»Der Don? Das wundert mich nicht. Der kennt ebenfalls eine Menge Leute. Aber dass er was mit dem Verschwinden zu tun haben könnte, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.«
»Warum nicht?«, hakte Eisenberg nach.
»Der Don ist ein Urgestein des Spiels, einer der ganz wenigen, die es auf Level 50 geschafft haben. Er muss verdammt viel Zeit in diesem Spiel verbracht haben. Wir beide kennen uns schon seit einigen Jahren. Er ist so eine Art barmherziger Samariter, der sich um die Armen und Schwachen kümmert. Wahrscheinlich verdrängt er irgendwelche Schuldkomplexe.«
Eisenberg unterdrückte ein Grinsen. Er hatte mit Varnholt auf der Hinfahrt ausgemacht, dass dieser seine Spieleridentität nicht preisgeben sollte.
»Würde das nicht gerade dafür sprechen, dass er etwas mit dem Verschwinden der Spieler zu tun hat?«
Karlsberg schüttelte den Kopf.
»Das war natürlich nur so dahingesagt. Wie kommen Sie überhaupt darauf, dass ihr Verschwinden zusammenhängt? Ich muss Ihnen ja wohl nicht erklären, dass Verschwörungstheorien im Internet keine verlässliche Informationsquelle sind. Und World of Wizardry hat allein in Deutschland mehrere Millionen Anhänger.«
»Alle fünf Vermissten haben kurz vor ihrem Verschwinden über ein Buch gesprochen beziehungsweise über einen Film, der auf diesem Buch basiert. Simulacron-3 von Daniel F. Galouye. Sagt Ihnen das was?«
Eisenberg beobachtete genau Karlsbergs Reaktion. Doch wenn dieser von der
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