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Delhi Love Story

Delhi Love Story

Titel: Delhi Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Kaushal
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flüchtigen Kuss und bückt sich, um ihre hochhackigen Schuhe auszuziehen.
    »Mit wem warst du essen?«

    »Ach, mit den üblichen Leuten …« Sie geht zum Tisch, nimmt einen Schluck von meiner Cola. »Aditya und Suresh Singh waren da, und Vinod Kalia kennst du doch auch, oder? Und Radha Shetty, die Neue. Und JD und seine Kollegen.«
    »JD?«
    »JD, unser Nachbar. Sie waren bei uns, um die Kampagne zu besprechen. Sie wollen jetzt mehr Geld hineinstecken …« Sie lächelt und schüttelt leicht den Kopf, als sei ihr etwas eingefallen. »Hättest du gedacht, dass er ein großer Jazz-Fan ist?«
    Ich zwinge mich zu einem Lächeln. »Ach ja?«
    »Anscheinend spielt er ganz gut Saxofon. Egal. Welchen Film schauen wir denn?« Sie zieht zwei DVDs aus der Handtasche. »Wir haben die Wahl zwischen Spanglish und Hitch . Das sollen richtige Frauenfilme sein.«
    Ich sage, dass ich müde bin und einen langen Tag hatte.
    »Bist du sicher?«
    »Ich hatte die doppelte Dosis Mathe und am Vormittag auch noch die Debatte –«
    »Die Debatte! Das hatte ich ganz vergessen!«
    »Nein, hast du nicht, Ma. Ich hatte gar keine Gelegenheit, dir davon zu erzählen.«
    »Zum Glück. Ich meine – also, du weißt, was ich meine. Und wie lief es?«
    »Wir sind auf den dritten Platz gekommen.«
    »Juhuuu!«
    Ich täusche ein Gähnen vor. »Wenn es dir nichts ausmacht, gehe ich jetzt ins Bett.«

    Sie nickt. »Wir können die Filme morgen Abend ansehen. Morgen komme ich wirklich früh nach Hause.«
    »Morgen ist Samstag.«
    »Oh, stimmt. Dann gehe ich ohnehin nur ein paar Stunden zur Arbeit.« Ihr Handy klingelt, sie greift nach der Handtasche. »Oh, JD. Ja, ich dachte auch gerade –«
    Im Bett lese ich noch eine Weile, aber die Wörter ergeben wenig Sinn. Ich schalte das Licht aus. Meine Beine jucken; ich schiebe die Decke weg und drehe mich auf die andere Seite. Aus dem Wohnzimmer höre ich Mas Lachen. JD. Sie haben den ganzen Abend zusammen verbracht und trotzdem noch etwas zu besprechen.
    Ich habe kalte Füße, decke mich zu und ziehe die Knie an. Ihre Stimme klingt gedämpft durch die Tür. Ich versuche zu verstehen, was sie sagt. Der Sekundenzeiger der Uhr auf meinem Nachttisch dreht seine Runden. Wieder und wieder.
    Um elf Uhr klappt Ma mit einem Klick ihr Handy zu. Fröhlich summend geht sie ins Esszimmer. Ich rechne nach: 50 Minuten hat das Telefonat gedauert. Wann hat sie zuletzt 50 Minuten mit mir gesprochen? Ich stehe auf, nehme meine Bücher und gehe ins Esszimmer. Sie hat sich gerade hingesetzt; vor ihr steht ein Teller mit Käse und Äpfeln. »Hallo, Liebling«, sagt sie überrascht, »ich dachte, du wolltest früh schlafen gehen?«
    »Und ich dachte, du wolltest heute Abend nicht arbeiten? «
    Sie lacht, schüttelt den Kopf. »Wir sind eben beide
Workaholics, stimmt’s?« Sie schiebt mir den Teller herüber, holt Gläser und Flaschen aus dem Kühlschrank.
    Ich starre lange in mein Chemiebuch. In der Hand halte ich einen Stift. Ich höre, wie ihre Textmarker auf dem Papier quietschen. Sie stellt Wörter und Bilder zusammen, ordnet sie neu, die Zettel sind über den gesamten Esstisch verteilt. Sie nummeriert sie und sammelt sie ein. »Ma«, sage ich endlich, »kann ich dich etwas fragen?«
    »Na klar, mein Schatz.«
    »Vermisst du Papa?«
    Sie wollte gerade in einen Apfel beißen, hält inne. »Was für eine Frage, Ann!«
    »Und?«
    »Natürlich vermisse ich ihn.«
    »Ich meine, vermisst du ihn wirklich ? Hast du innere Schmerzen dabei?«
    Sie runzelt die Stirn und legt den angebissenen Apfel zurück auf den Teller. Wo sie hineingebissen hat, sind rote Lippenstiftspuren. »Was soll ich sagen, Liebling?«
    »Was du wirklich fühlst.«
    »Ich habe ihn geliebt, das weißt du doch.«
    »Geliebt ? In der Vergangenheitsform?«
    »Er ist tot, Liebling. Er ist schon lange tot.«
    Die Cola schmeckt verbrannt und bitter. »Ach ja?«
    Sie lehnt sich zurück, schließt die Augen. Im Licht der Lampe scheinen ihre Augenlider goldfarben. Einen Moment lang sitzt sie einfach nur so da, mit geschlossenen Augen, und behält ihre Gedanken für sich. Sie sieht schön und verletzlich aus. Dann spricht sie mit sanfter Stimme.

    »Wenn ich diesen letzten Moment behalten könnte, Ann. Das letzte Mal, als ich seine Hand hielt und er meine Hand drückte. Diesen letzten, schwachen Händedruck – wenn ich ihn festhalten und für den Rest meines Lebens behalten könnte, würde ich das tun.«
    Sie liebt ihn. Natürlich liebt sie ihn.
    »Aber die Zeit steht nicht

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