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Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Titel: Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Lebensbedingungen in der freien Prärie so günstig für sie waren, sind sie stark und wild geworden und haben sich beträchtlich vermehrt.“
    „Und die Indianer?“ fragte Delia. „Die haben doch auch Pferde!“
    „Ja, aber auch erst seit den Spaniern! Sie haben spanische Pferde eingefangen oder auch gestohlen und reiten gelernt! Wenn sie ein neues Pferd brauchen, fangen sie es mit dem Lasso aus einer Herde wilder Pferde heraus.“
    „Komisch“, sagte Delia. „Ich dachte, in Amerika hätte es schon immer Pferde gegeben!“
    Die Jungen lachten sie aus, obwohl gar nicht sicher war, dass sie es selbst besser gewusst hatten, und Delia zeigte ihnen eine lange Nase.
    Während Peter und Paul noch Pläne machten, wie sie sich ein wildes Pferd einfangen wollten, spazierte Delia auf die Straße hinaus. Der Mops, der in New York viel von seiner Munterkeit verloren hatte, folgte ihr dicht bei Fuß. Ihn bedrückte das Menschengewimmel, und die vielen Gerüche verwirrten ihn. Nur in Delias Nähe fühlte er sich sicher, und das wahrscheinlich mit Recht. Es gab genügend schlechte Menschen, denen es zuzutrauen gewesen wäre, dass sie einen reinrassigen europäischen Mops einfingen und ihn einer wohlhabenden amerikanischen Familie verkauften.
    Delia glaubte nicht daran, dass es Peter oder Paul gelingen würde, sich ein Pferd zu fangen. Sie konnten ja nicht einmal Lasso werfen, geschweige denn sich unbemerkt an eine Herde wilder Pferde heranpirschen. Nein, wenn sie ein Pferd haben wollte, musste sie es sich selbst beschaffen, und zwar noch hier in New York. Schlimm war nur, dass ihr von ihrem ganzen Reichtum bloß noch ein einziges Goldstück geblieben war, und um ein gutes Pferd zu kaufen, war das zu wenig.
    Trotzdem schlenderte sie zu den Ställen, in denen die Einwanderer Zug und Reitpferde zu erstehen pflegten, und blieb mit sehnsüchtigen Blicken vor den Verschlägen stehen, in denen die Pferde untergebracht waren.
    Ein kleiner Mann mit einem Fuchsgesicht, einer speckigen, karierten Mütze und Beinen, die so rund wie ein O waren, sprach sie an. „Na, was suchst du denn, Kleiner?“
    „Ein Pferd“, sagte Delia.
    „Hast du Geld?“
    „Ich suche ein ganz, ganz billiges Pferd!“
    „Zum Schlachten?’’ fragte der Mann mit einem schlauen Grinsen.
    „Nein. Zum Reiten.“
    Der Mann mit dem Fuchsgesicht musterte Delia von Kopf bis Fuß.
    „Vielleicht kann ich dir helfen“, sagte er. „Wie viel Geld hast du denn?“
    „Zeigen Sie mir erst mal das Pferd“, entgegnete Delia. „Haben Sie überhaupt eines?“
    Der Mann mit dem Fuchsgesicht lachte. „Ich bin Pferdehändler von Beruf“, sagte er, „und im Übrigen – ich heiße Jonny Smith! Du kannst dich überall nach mir erkundigen! Jeder wird dir bestätigen, dass ich ein ehrlicher Geschäftsmann bin!“
    „Das glaube ich Ihnen auch so“, sagte Delia.
    Jonny Smith war verblüfft – niemand hatte ihn bisher für einen ehrlichen Geschäftsmann gehalten. „Wieso?“
    „Weil mein Mops Sie magl“
    Tatsächlich hatte der Professor nach kurzem Beschnuppern entschieden, dass der Geruch dieses Mannes – Pferdemist, Kautabak, Schweiß – sehr erfreulich im Vergleich zu vielem anderen war.
    „Ein feiner Hund“, sagte Jonny Smith und kraulte den Mops hinter den Ohren. „Gib ihn mir, und du kriegst dein Pferd umsonst!“
    „Kommt nicht infrage“, antwortete Delia. „Der Professor ist mein Freund ... und ein Pferd ist immer nur ein Pferd!“
    Jonny Smith öffnete einen der Verschläge und zog ein Pferd heraus, einen gut gebauten, schönen schwarzen Hengst. „Na, wie gefällt er dir?“
    „Wie viel soll er kosten?“
    „Zwei Goldstücke.“
    „Ich hab’ nur eines!“
    „Weil du es bist – du kriegst ihn für eines!“
    Delia zögerte. Der Hengst war gut gebaut, sein Fell glänzte, er war in bester Verfassung. Aber gerade das machte sie stutzig. Sie wusste, dass Onkel Johannes viel, viel mehr für die Pferde bezahlt hatte, die den Planwagen ziehen sollten. Jonny Smith sah nicht so aus wie einer, der aus purer Gutmütigkeit etwas verschenkte. Irgend etwas musste mit diesem Pferd nicht in Ordnung sein. Es hatte einen ganz niederträchtig tückischen Blick.
    „Ich weiß nicht ...“, sagte sie unentschlossen.
    „Willst du etwa mit mir handeln?“
    Der Mops war zu einem anderen Verschlag gelaufen, schnüffelte daran, kratzte.
    „Was ist denn da für ein Pferd drin?“ fragte Delia eigentlich mehr, um Zeit zu gewinnen.
    „Ich zeig’s dir“, sagte Jonny Smith

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