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Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Titel: Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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bereitwillig. Er öffnete den Verschlag, zog eine fahlgraue Stute heran. „Da, sieh dir den Klepper an! Der ist nicht mal mehr was für den Schlachter! Na, komm schon, Susi ... genier dich nicht!“
    Susi war wirklich nicht schön. Sie hatte einen durchgebogenen Rücken, ihr Fell war struppig, sie war mager und ließ die Ohren hängen. Aber der Blick ihrer braunen Augen war lammfromm und freundlich.
    Delia öffnete Susi das Maul. Zu ihrer Überraschung waren die Zähne in gutem Stand. „Ich nehme Susi“, sagte sie entschlossen.
    Jonny Smith schob die Mütze zurück und kratzte sich hinter dem Ohr. „Und warum?“
    „Bei Susi sehe ich, was mit ihr nicht in Ordnung ist! Sie ist bestimmt nicht mehr als ein Goldstück wert! Aber mit dem Hengst muss etwas anderes los sein, sonst würden Sie ihn nicht so billig abgeben!“
    Jonny Smith klopfte Delia auf die Schulter. „Kluger Junge“, sagte er anerkennend. „Aus dir kann noch mal was werden! Leute mit Pferdeverstand sind selten!“
    Das Geschäft wurde abgeschlossen, und der Pferdehändler riss sich sogar, als Beweis seiner Hochachtung und Sympathie, einen großen Sack Hafer vom Herzen, der so schwer war, dass Delia ihn gar nicht selbst tragen konnte, sondern ihn auf Susis Rücken binden musste.
    Natürlich schlugen Tante Ruth und Babette die Hände zusammen, als Delia mit ihrer hässlichen Susi ankam. Peter und Paul lachten sie weidlich aus, aber daraus machte sich Delia nicht das Geringste.
    „Lacht nur, ihr Affen“, sagte sie. „Ein schlechtes Pferd ist besser als gar keines!“
    Zwei Tage später ging es los. Noch vor Sonnenuntergang verließ der Treck die Stadt New York, zwölf Wagen und zwölf Familien im ganzen. Onkel Johannes war der von den anderen gewählte Führer. Delia durfte mit den Männern neben den Planwagen herreiten, ihren Mops auf dem Sattel. Sie merkte bald, dass Susi den Forderungen, die auf dieser Reise an sie gestellt wurden, durchaus gewachsen war. Zwischen dem sechsten und siebten Planwagen gingen die Kühe, die mitgenommen worden waren, weil sie die Milch für die Kinder liefern und auch später auf den Farmen Verwendung finden sollten. Sie bestimmten das Tempo.
    Manchmal ließ Delia ihren Mops laufen, damit er sich Bewegung verschaffen konnte. Hin und wieder umkreiste sie den Treck und probierte mit Susi einen leichten Trab oder auch einen Galopp aus, bei dem die gutmütige Stute allerdings bald außer Atem geriet.
    Der Treck kam langsam, sehr, sehr langsam voran, und erst nach Wochen hatte er die immerhin noch einigermaßen zivilisierten Gebiete verlassen.
    Immer seltener wurden menschliche Ansiedlungen. Dafür wurde die Landschaft prächtiger. Der Treck streifte den Rand eines jener dichten Urwälder, die es damals in Amerika noch überall gab. Die dicken Stämme der Eichen ragten hoch in den Himmel, bildeten mächtige Kronen, die einander berührten. Dazwischen drängten sich Zypressen und Zedern, Platanen, Eschen und Ulmen.
    Das Schönste aber waren die Magnolien, die mit ihren wundervollen riesengroßen Blüten dem sattgrünen Laub weiße, schimmernde Lichter aufsetzten.
    Delia war hingerissen von dieser Pracht. Onkel Johannes erklärte ihr, so gut er es vermochte, die Namen der verschiedenen Bäume und der üppigen Urwaldblumen. Delia sah zum ersten Mal die roten, großen Blüten der Begonien und einer Schmarotzerpflanze, die sich um die Baumriesen schlang. Jetzt endlich hatten die Männer Gelegenheit, Wild zu schießen, das dann abends am Lagerfeuer zubereitet wurde. Täglich ging eine Gruppe der Männer auf Jagd, denn es war wichtig, dass die Vorräte so wenig wie möglich angegriffen wurden.
    Manchmal durfte Delia die Männer auf diesen Jagdzügen begleiten, aber da sie keine Waffe hatte, sondern nur mit einem selbst gebastelten Bogen und einem Köcher voll primitiver Pfeile, die nicht einmal Eisenspitzen besaßen, ausgestattet war, richtete sie dabei natürlich nichts aus.
    Dafür erwies sie sich als eine begabte Entdeckerin von Quellen und Bächen mit gutem, reinem Wasser, an denen die Pferde und Kühe getränkt wurden, die Menschen sich waschen und ihre Trinkwasservorräte erneuern konnten.
    Noch waren Menschen und Tiere frisch, gesund und unternehmungslustig. Es wäre eine herrliche Zeit gewesen, wenn nicht die Angst gewesen wäre – die Angst vor den Indianern, von deren Untaten man sich Schreckliches erzählte. Onkel Johannes verbot zwar mit allem Nachdruck solches Gerede, das besonders abends an den Lagerfeuern

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