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Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Titel: Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Delia immer den Eindruck gehabt, dass nichts sich veränderte. Jedes Haus stand seit vielen, vielen Jahren an seinem Platz, und wenn einmal ein neues gebaut wurde, war das eine kleine Sensation und Stadtgespräch. Hier in New York entstanden an allen Ecken und Enden neue Häuser, neue Straßenzüge. Altes wurde abgerissen.
    Wenn in Schönau jeder jeden gekannt hatte, so war das hier in New York gerade umgekehrt. Selbst die alteingesessenen New Yorker kannten nur wenige ihrer Mitbürger, denn täglich kamen neue Schiffe mit Einwanderern, versuchten andere Menschen – aus Übersee oder auch aus dem Innern des Landes – hier ihr Glück zu machen, verließen andere die Stadt, um neuen Zielen zuzustreben. Delia fragte überall, in Wirtshäusern und Herbergen, in denen die Auswanderer Quartier zu machen pflegten, nach ihrem Vater. Aber es gab keine Menschenseele, die sich an ihn erinnern konnte.
    „Mach dir keine Gedanken darüber“, tröstete Tante Ruth. „Dein Vater muss hier in New York von Bord gegangen sein; das wissen wir ja von seinen Briefen. Von hier aus hat er sich in den Westen gewandt wie die meisten Einwanderer ... Eines Tages wirst du ihm schon begegnen!“ Delia glaubte fest daran.
    Onkel Johannes hatte gleich nach ihrer Ankunft einen Brief an Frau Körner nach Schönau geschrieben, ihr berichtet, dass Delia bei ihm und seiner Familie war, und ihr versichert, dass sie sich keine Sorgen um ihre jüngste Tochter zu machen brauchte.
    Delia hatte daruntergeschrieben: „Sei mir nicht mehr böse, Mama! Und mach Dir keine Sorgen, wenn jetzt lange kein Brief mehr von uns kommt. Die Postverbindungen sind sehr schlecht, sagt Onkel Johannes. Aber ich werde Vater finden, verlass dich drauf, und dann werden wir alle wieder glücklich sein. Grüß Anna, Agathe und die alte Sophie von mir! Es küsst Dich Deine Delia!“
    Sie blieben nur so lange in New York, bis Tante Ruth und Babette sich einigermaßen von der Schiffsreise erholt hatten und Onkel Johannes mit dem Zusammenstellen eines Trecks fertig war. An einem solchen Treck beteiligten sich immer viele Familien, weil man in einer größeren Gemeinschaft sicherer reiste und sich auch gegenseitig helfen konnte.
    Onkel Johannes und die anderen Familienoberhäupter erhielten Bestätigungen von der Regierung, dass sie sich Landbesitz im Staat Minnesota nehmen durften, und zwar in einer Größenordnung, die einem kleinen deutschen Land entsprach.
    Die Augen von Onkel Johannes leuchteten, als er diesen Schein, der gestempelt und gesiegelt war, seiner Familie zeigte. »Wir werden Land bekommen, Kinder, viel, viel Land – einen Tagesritt von einer Grenze zur anderen! Endlich wird es wieder einen Sinn haben, Bauer zu sein. Wir werden wissen, für was wir arbeiten!“
    „Liegt denn dieses Land in Amerika einfach so herum?“ fragte Delia. „Gehört es niemandem?“
    „Doch. Dem amerikanischen Staat, und der verschenkt es an Menschen, die bereit sind zu siedeln.“
    Jetzt wurde es allen zu eng in dem elenden Einwandererquartier, in dem sie für teures Geld Unterkunft gefunden hatten – die Einwanderer bedeuteten für viele New Yorker Wirte nichts als ein großes Geschäft. Alle, selbst Babette und Tante Ruth, konnten es kaum erwarten, bis Planwagen und Pferde erstanden, Vorräte für die Reise beschafft waren. Tante Ruth, die lange Zeit versucht hatte, Delia wieder in ein Mädchen zu verwandeln, gab es jetzt auf. „Vielleicht reist du in deinem Jungenzeug wirklich bequemer“, sagte sie.
    Delia lachte. „Und ob! Ihr werdet mich noch beneiden!“
    Ihr großer Kummer war, dass sie mit der Familie im Planwagen fahren sollte. Nur die Männer, die den Treck begleiten und mit ihren Waffen beschützen sollten, bekamen Pferde zum Reiten. Auch Peter und Paul mussten zu den Frauen in den Wagen, und sie ärgerten sich nicht wenig darüber.
    Alle drei bestürmten sie Onkel Johannes wegen eines Pferdes, bis der Onkel ihnen deutlich machte, dass für weitere Pferde einfach kein Geld da war.
    „Vielleicht können wir uns in der Prärie eines fangen“, schlug Paul vor. „Es gibt dort doch Herden von wilden Mustangs, nicht wahr, Vater?“
    „Ja“, sagte Onkel Johannes. „Das sind die Pferde, die die Spanier vor Hunderten von Jahren ins Land gebracht haben!“
    „Und wieso sind sie jetzt wild?“ fragte Peter.
    „Nun, viele haben bei den Kämpfen zwischen Spaniern und Indianern ihre Herren verloren. Sie sind davongelaufen und haben sich zu Rudeln zusammengeschlossen. Weil die

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