Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Titel: Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
Vom Netzwerk:
Sinoko und Perbuo unglücklich machen wollen oder nicht.“
    Der Professor war zu der großen Ulme gelaufen und hatte begeistert gebellt, wie wenn er sagen wollte: Endlich ein Baum! Jetzt kam er zurück, warf sich in das üppige Gras, rollte sich auf den Rücken und strampelte mit allen vieren.
    „Den Professor haben sie auch töten wollen“, sagte Akitu.
    „Eben deshalb dürfen wir sie jetzt nicht angeben“, sagte Delia eifrig. „Das wäre doch einfach … rachsüchtig! Stell dir nur vor, Grausame Schlange und Roter Geier wären unsere Freunde gewesen. Würdest du sie dann vor dem Häuptling schlechtmachen?“
    „Sie sind schlecht“, sagte Akitu hartnäckig. „Sie sind es nicht wert, Iowanokas zu sein.“
    Delia sah ihren Freund an, und plötzlich erschien er ihr wieder sehr fremd. Endlich fiel ihr etwas ein, was sie zu Hause in Schönau — wie lange war das her! — in der Religionsstunde gelernt hatte.
    „Man muss seinen Feinden vergeben können“, sagte sie.
    „Nein“, sagte er, „man muss seine Feinde vernichten.“
    Delia runzelte die Stirn. „Wenn man Böses mit Bösem vergilt“, sagte sie, „entsteht immer wieder Böses. Damit es besser werden soll, muss einer den Bann brechen, muss einer großzügig sein und vergeben …“
    Akitu war noch immer nicht überzeugt. „Grausame Schlange und Roter Geier haben den Tod verdient!“
    Delia begriff, dass es nichts gab, womit sie ihren Freund überzeugen konnte. „Gut“, sagte sie, „dann reite du nur weiter, Akitu. Erzähle alles deinem Vater, wenn du willst. Ich werde hierbleiben und auf Perbuo und Sinoko warten.“
    „Sie werden dich töten.“
    Delia lächelte. „So wirst du mich eben rächen.“
    Akitu seufzte tief, dann gab er nach.
    Sie luden die Waffen, die sie eingetauscht hatten, vom Rücken der Packpferde, pflockten die Tiere in einiger Entfernung an und ließen sie weiden. Ein Feuer wagten sie nicht zu machen. Es hatte lange nicht mehr geregnet, so gab es viel dürres Gras, da konnte schnell ein Präriebrand entstehen. Aber sie aßen die letzten Bissen des zähen, geräucherten Fleisches, das sie aus dem Dorf mitgenommen hatten, und spülten es mit einigen Schlucken frischen Quellwassers hinunter.
    Es wurde dunkel, der Mond ging am Himmel auf, das Firmament glitzerte vor Sternen, die in der klaren Luft seltsam nahe schienen.
    Lange starrte Delia in den Himmel, dachte an ihren Vater, der vielleicht gar nicht weit war und doch unerreichbar für sie, weil sie nicht wusste, wo sie ihn suchen sollte, und weil sie die Freiheit verloren hatte, unter den Weißen nach ihm zu fahnden.
    „Akitu …“, sagte sie leise.
    „Was ist?“ fragte er ebenso leise zurück.
    „Akitu, ich möchte so gern einmal mit dem großen blonden Mann sprechen, der uns geholfen hat. Vielleicht weiß er etwas von meinem Vater. Er nennt sich Bill der Trapper, und er wohnt dort, wo der grüne Fluss in den Orio-See mündet.“
    Akitu schwieg lange, so lange, dass sie schon fürchtete, er wäre eingeschlafen. Plötzlich redete er doch. „Mit dem Kanu ist man in einem Tag am See“, sagte er. „Aber wir müssen uns selbst eins bauen, denn wir können nicht gegen die Strömung zurückfahren.“
    „Kannst du das? Ein Kanu bauen?“
    „Ja. Doch es braucht Zeit.“
    „Aber du wirst es versuchen? O Akitu, du bist wirklich ein guter Freund — nein, du bist mehr: mein Blutsbruder!“ Unwillkürlich richtete Delia sich auf, doch sie konnte Akitus Gesicht in der Dunkelheit nicht sehen.
    „Tapferes Eichhörnchen hätte uns im Stich lassen können“, sagte er ruhig. „Es hätte bei den Bleichgesichtern bleiben können. Aber Tapferes Eichhörnchen hat den Iowanokas helfen wollen, und jetzt werden die Iowanokas Tapferem Eichhörnchen helfen.“
    Delia fühlte sich so glücklich wie seit Langem nicht. Sie wusste, dass Akitu sein Wort halten und sie zu Bill dem Trapper begleiten würde. Voll froher Erwartung schlief sie ein.
    Als sie erwachte, hatte der Himmel sich hellrot verfärbt, es war kurz vor Sonnenaufgang. Akitu hatte sie am Arm gezupft. „Horch!“ sagte er eindringlich. Er hatte sein Ohr an den dunklen Boden gepresst.
    Delia machte es ihm nach, aber sie hörte nichts als den Wind, der im Laub des Waldes spielte.
    „Pferdegetrappel“, sagte Akitu.
    Delia spitzte nun erst recht die Ohren. Und wirklich, jetzt war es ihr, als ob der Boden ein Geräusch von Pferdehufen übertrüge, das immer näher kam.
    Sie setzte sich senkrecht auf. „Mustangs?“ fragte

Weitere Kostenlose Bücher