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Delirium

Delirium

Titel: Delirium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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und die Waise«, und ohne nachzudenken, hob ich einen Stein vom Boden auf, drehte mich um und schleuderte ihn in seine Richtung. Der Stein traf ihn an der Schläfe. Einen Moment schielte Chris kurz. Der Stein hob die Finger an den Kopf und als er sie wieder wegnahm, waren sie dunkel vom Blut. Noch Tage danach hatte ich Angst rauszugehen, Angst, ich würde verhaftet und in die Grüfte geworfen. Mr McDonnell hat eine Firma für technische Dienstleistungen und er ist außerdem freiwilliger Aufseher. Ich war überzeugt, er wäre hinter mir her, nach dem, was ich seinem Sohn getan hatte.
    Chris McDonnell. Phinneas Jonston. Edward Wung. Brian Scharff. Ich starre so lange auf die Namen, dass sich die Buchstaben zu Quatschwörtern neu zusammensetzen: Mist geworden, Wunderbar, Nichts ausplaudern, Nimm Chris, Scharfe Sachen.
    Mitte Juli, als es nur noch sieben Wochen bis zu meinem Eingriff sind, muss ich mich entscheiden. Ich bringe die Ausgewählten in eine willkürliche Reihenfolge: 1. Phinneas Jonsto; 2. Chris McDonnell; 3. Brian Scharff; 4. Edward Wung. Die Jungen werden ihre Rangfolge auch einreichen; die Gutachter versuchen dann bei der Zuordnung, die Vorlieben zu berücksichtigen.
    Zwei Tage später bekomme ich die offizielle Mitteilung: Ich werde den Rest meines Lebens mit Brian Scharff verbringen, dessen Hobbys »Nachrichten sehen« und »Fantasy Baseball« sind, der vorhat, »in der Elektrobranche« zu arbeiten, und »irgendwann mit einem Gehalt von 45000$ rechnen darf«, womit man »zwei bis drei Kinder ernähren könnte«. Ich werde ihm versprochen, bevor ich im Herbst mein Studium am Regional College in Portland aufnehme. Wenn ich meinen Abschluss mache, werden wir verheiratet sein.
    Nachts schlafe ich traumlos. Morgens wache ich im Nebel auf.

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    In den Jahrzehnten vor der Entwicklung des Heilmittels war die Krankheit so virulent geworden und hatte sich so weit verbreitet, dass ein Mensch ausgesprochen selten das Erwachsenenalter erreichte, ohne sich mindestens ein Mal (ernsthaft) mit Amor deliria nervosa angesteckt zu haben (siehe auch: »Statistiken, Vorgrenzzeit«) … Viele Historiker heben hervor, dass in der Zeit vor dem Heilmittel die Gesellschaft als solche ein Spiegelbild der Krankheit war und sich durch Zerrissenheit, Chaos und Instabilität auszeichnete … Fast die Hälfte aller Ehen wurde geschieden … Der Drogenmissbrauch explodierte genau wie die Zahl der Todesfälle durch übermäßigen Alkoholkonsum.
    Die Menschen waren so verzweifelt auf der Suche nach Linderung und Schutz vor der Krankheit, dass sie in großem Stil mit behelfsmäßigen Hausmitteln experimentierten, sehr oft mit tödlichen Folgen. Sie mischten aus verschiedenen herkömmlichen Erkältungsmitteln Medikamentencocktails, die abhängig machten und/oder zum Tode führten (siehe auch: »Heilkunde im Wandel der Zeiten«) …
    Die Entdeckung des Eingriffs, mit dem die Deliria geheilt werden kann, wird allgemein dem Neurowissenschaftler Cormac T. Holmes zugeschrieben, Mitglied des Gründungskonsortiums Neuer Wissenschaftler und einer der ersten Anhänger der Neuen Religion, die die heilige Dreifaltigkeit aus Gott, Wissenschaft und Ordnung lehrt. Holmes wurde einige Jahre nach seinem Tod heiliggesprochen und sein Körper wurde konserviert und ist im Allerheiligen-Denkmal in Washington, D.C., zu besichtigen (siehe Abb. auf S.210ff.).
    Aus: »Vor der Grenzziehung«,
Eine kurze Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika
von E.D. Thompson
    A n einem heißen Abend Ende Juli bin ich gerade auf dem Nachhauseweg vom Stop-N-Save, als ich jemanden meinen Namen rufen höre. Ich drehe mich um und sehe Hana den Hügel hinauf auf mich zulaufen.
    Â»Was soll das denn?«, sagt sie, als sie etwas atemlos näher kommt. »Gehst du jetzt einfach an mir vorbei?«
    Es überrascht mich, dass sie ganz offensichtlich verletzt ist. »Ich hab dich nicht gesehen«, sage ich, was auch stimmt. Ich bin müde. Heute haben wir im Laden Inventur gemacht, Windelpackungen, Konservendosen, Klopapierrollen aus den Regalen aus- und wieder eingeräumt und alles wieder und wieder gezählt. Meine Arme schmerzen und sobald ich die Augen schließe, sehe ich Barcodes. Ich bin so müde, dass es mir noch nicht mal peinlich ist, in der Öffentlichkeit mein mit Farbe beflecktes Stop-N-Save -T-Shirt zu tragen, das mir ungefähr zehn

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