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Delirium

Delirium

Titel: Delirium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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Lernen.«
    Â»Außerdem gibt es Sicherheitsvorkehrungen«, sagt Tante Carol. »Alle Studenten werden untersucht.« Was im Klartext bedeutet: Alle Studenten sind geheilt.
    Ich muss an Alex denken und sage beinahe: Nicht alle.
    Das Abendessen zieht sich bis in die Ausgangssperre hinein. Als meine Tante mir beim Abräumen hilft, ist es fast elf und Rachel und ihr Mann machen immer noch keine Anstalten zu gehen. Das ist noch etwas, worauf ich mich freue: In sechsunddreißig Tagen werde ich mir keine Gedanken mehr wegen der Ausgangssperre machen müssen.
    Nach dem Essen gehen mein Onkel und David raus auf die Veranda. David hat zwei Zigarren mitgebracht – billige, aber immerhin – und der Rauchgeruch, süß und würzig und ein kleines bisschen tranig, schwebt durch das Fenster herein, vermischt sich mit dem Geräusch ihrer Stimmen, erfüllt das Haus mit blauem Dunst. Rachel und Tante Carol bleiben im Esszimmer und trinken verdünnten aufgewärmten Kaffee, der die gleiche schmutzig blasse Farbe hat wie altes Abwaschwasser. Von oben höre ich das Geräusch rennender Füße. Jenny neckt Grace, bis es ihr langweilig wird und sie ins Bett klettert, missmutig und unzufrieden, um sich von der Eintönigkeit eines weiteren Tages in den Schlaf lullen zu lassen.
    Ich spüle das Geschirr – viel mehr als sonst, nachdem Carol darauf bestanden hat, eine Suppe zu servieren (eine heiße Möhrensuppe, die wir alle schwitzend herunterwürgten) und einen dick mit Knoblauch bestrichenen Schmorbraten, dazu schlaffen Spargel, den sie wahrscheinlich ganz unten in der Gemüsekiste gefunden hat. Zum Nachtisch gab es ein paar alte Kekse. Ich bin satt und die Wärme des Spülwassers an meinen Handgelenken und Ellbogen – dazu die vertrauten Stimmen, das Trappeln der Füße von oben, der schwere blaue Rauch – macht mich ganz schläfrig. Carol ist endlich eingefallen, nach Rachels Kindern zu fragen. Rachel zählt ihre Fähigkeiten auf, als würde sie eine Liste aufsagen, die sie erst vor kurzem mühevoll auswendig gelernt hat – Sara kann schon lesen, Andrew hat mit gerade mal dreizehn Monaten sein erstes Wort gesagt.
    Â»Razzia, Razzia. Dies ist eine Razzia. Bitte befolgen Sie die Befehle und leisten Sie keinen Widerstand …«
    Die Stimme, die von draußen hereindröhnt, lässt mich zusammenzucken. Rachel und Carol haben ihr Gespräch vorübergehend unterbrochen und lauschen dem Spektakel auf der Straße. David und Onkel William höre ich auch nicht. Sogar Jenny und Grace oben halten inne.
    Abgehacktes Funkgeräterauschen von der Straße; das Geräusch von Hunderten und Aberhunderten Stiefeln, die im Gleichschritt über den Asphalt knallen; und diese fürchterliche megafonverstärkte Stimme: »Dies ist eine Razzia. Achtung, dies ist eine Razzia. Bitte halten Sie Ihre Ausweise bereit …«
    Sie kommen. Augenblicklich muss ich an Hana und die Party denken. Das Zimmer fängt an sich zu drehen. Ich strecke die Hand aus und kralle mich an der Arbeitsplatte fest.
    Â»Schon wieder eine Razzia?«, fragt Carol leise im Esszimmer. »Gab’s nicht erst vor ein paar Monaten eine?«
    Â»Am achtzehnten Februar«, sagt Rachel. »Ich erinnere mich noch. David und ich mussten mit den Kindern rauskommen. Und dann gab es irgendein Problem mit dem SÜS . Wir standen eine halbe Stunde im Schnee, bevor sie uns überprüft hatten. Anschließend hatte Andrew zwei Wochen lang Lungenentzündung.« Sie erzählt diese Geschichte, als spräche sie über eine kleinere Unannehmlichkeit im Waschsalon, als hätte sie eine Socke falsch einsortiert.
    Â»Ist es doch schon so lange her?« Carol zuckt mit den Achseln und trinkt einen Schluck Kaffee.
    Die Stimmen, die Schritte, das Rauschen – es kommt alles näher. Die Gruppen bewegen sich gemeinsam vorwärts, von Haus zu Haus – manchmal gehen sie zu jedem Haus in einer Straße, manchmal lassen sie ganze Blocks aus, manchmal gehen sie zu jedem zweiten. Es erfolgt nach dem Zufallsprinzip. Das heißt es zumindest. Bestimmte Häuser werden allerdings öfter ausgewählt als andere.
    Aber sogar wenn man nicht auf einer schwarzen Liste steht, kann es passieren, dass man im Schnee wartet wie Rachel und ihr Mann, während die Aufseher und die Polizei die Identität überprüfen. Oder – noch schlimmer – während sie ins Haus kommen

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