Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)
getötet.«
»Und sie mehrere der eurigen. Ehe die Gefangenen entlassen werden, mögen die Chamseh und Aamanzusammentreten und den Blutpreis bestimmen. Ihr habt mehr zu bezahlen, als sie, und könnt es gleich bezahlen von der Beute, welche ihr macht.«
Verwandte.
»Wird man uns die Kriegsentschädigung bringen?«
»Nein. Ihr müßt sie holen. Die Gefangenen müssen hier bleiben, bis ihr sie erhalten habt. Und um des Tributes sicher zu sein, müßt ihr stets einige vornehme Leute der besiegten Stämme als Geiseln bei euch haben. Zahlt man den Tribut nicht, so kommen diese Geiseln in Gefahr.«
»Wir würden sie töten. Nun sollst du uns das letzte sagen. Wie verteilen wir die Kriegsentschädigung und den Tribut unter uns? Das ist sehr schwer zu bestimmen.«
»Das ist sogar sehr leicht zu bestimmen, wenn ihr Freunde seid. Die Entschädigung holt ihr euch, während ihr hier noch beisammen seid, und dann könnt ihr sie nach den Köpfen verteilen.«
»So soll es sein!«
»Nun seid ihr drei Stämme, und sie sind drei Stämme; auch die Zahl der Mitglieder dieser Stämme ist fast gleich. Warum soll nicht je ein Stamm von euch von einem Stamme von ihnen den jährlichen Tribut erhalten? Ihr seid Freunde und Gefährten. Wollt ihr euch um den Schwanz eines Schafes oder um die Hörner eines Stieres zanken und entzweien?«
»Du hast recht. Wer aber soll die Kriegsentschädigung von ihren Weideplätzen holen?«
»So viele Leute, als dazu erforderlich sind, und dabei sollen zwei Drittel der eurigen und ein Drittel der ihrigen sein.«
»Das ist gut. Und was wirst du von dieser Entschädigung erhalten?«
»Nichts. Ich ziehe weiter und brauche keine Herden. Waffen und ein Pferd habe ich auch.«
»Und die drei Männer, welche bei dir sind?«
»Die werden auch nichts nehmen; sie haben alles, was sie brauchen.«
»So wirst du nehmen müssen, was wir dir als Dank darbringen werden. Dein Haupt ist nicht so alt wie eines der unsrigen, aber du hast dennoch unsern Kriegern gelehrt, wie man über einen großen Feind siegt, ohne viele Tote zu haben.«
»Wenn ihr mir danken wollt, so thut denen wohl, welche als eure Feinde verwundet in euren Zelten liegen, und seht, ob ihr eine Ruine findet, aus welcher man Figuren und Steine mit fremden Schriften graben kann. Mein Gefährte wünscht solche Dinge zu sehen. Nun habt ihr gehört, was ich euch zu sagen habe; Allah erleuchte eure Weisheit, damit ich bald erfahre, was ihr beschlossen habt!«
»Du sollst bleiben und mit uns beraten!«
»Ich kann nichts anderes sagen, als was ich bereits gesagt habe. Ihr werdet das Richtige treffen.«
Ich ging hinaus und beeilte mich, den gefangenen Scheiks Datteln und Wasser zu besorgen. Dann traf ich auf Halef, welcher mich nach dem Wadi Deradsch begleitete, welches ich jetzt näher in Augenschein nehmen wollte. Die gefangenen Abu Hammed kannten mich. Einige von ihnen erhoben sich ehrerbietig, als ich vor ihnen vorüberging, und andere steckten flüsternd die Köpfe zusammen. Im Hintergrunde wurde ich von den dort anwesenden Abu Mohammed mit Freuden begrüßt. Sie waren ganz begeistert, die mächtigen Feinde auf eine so leichte Weise besiegt zu haben. Ich ging von Gruppe zu Gruppe, und so kam es, daß mehrere Stunden vergangen waren, als ich die Zelte wieder erreichte.
Während dieser Zeit hatten die nach dem Weideplatze gesandten Boten dafür gesorgt, daß das Lager abgebrochen und in die unmittelbare Nähe des Wadi Deradsch verlegt wurde. Die ganze Ebene wimmelte bereits von Herden, und nun gab es Hämmel genug zu den Festmahlzeiten, welche heute abend in jedem Zelte zu erwarten waren. Mohammed Emin hatte mich bereits gesucht.
»Dein Wort ist so gut wie deine That,« meinte er. »Es ist befolgt worden. Die Obeïde werden den Haddedihn, die Abu Hammed den Abu Mohammed und die Dschowari den Alabeïde den Tribut bezahlen.«
»Wie viel Kriegsentschädigung entrichten die einzelnen Stämme?«
Er nannte die Ziffern: sie waren bedeutend, doch nicht grausam; dies freute mich außerordentlich, zumal ich mir sagen konnte, daß mein Wort hier nicht ganz ohne Einfluß gewesen war gegenüber den grausamen Gewohnheiten, welche in solchen Fällen in Anwendung kamen. Von Sklaverei war keine Rede gewesen.
»Wirst du mir eine Bitte erfüllen?« fragte der Scheik.
»Gern, wenn ich kann. Sprich sie aus!«
»Wir werden einen Teil der Herden der Besiegten holen; dazu brauchen die Männer, welche wir senden, weise und tapfere Anführer. Ich und Scheik Malek
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